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So könnte eine absichtliche Sabotage der Nordstream-Pipelines ausgesehen haben

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Wer hat große Löcher in die Norstream-Pipelines gesprengt? Diese Frage beschäftigt gerade viele Länder. Es würde sich mehr oder minder um einen Kriegsakt gegen die russische Föderation handeln. Mögliche Täter hätten also äußerst vorsichtig agieren müssen; oder vielleicht vor Jahren bereits in der Bauphase und Räum-Phase die Rohre oder den Meeresboden vermint.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Berge an Munition in der Ostsee und Nordsee versenkt. Meistens ist die Rede von 1,6 Millionen Tonnen. Die tatsächliche Menge, Art der Munition und bestimmte Standorte sind nach wie vor geheim. Neben Seeminen liegen dort Torpedos, Granaten, Bomben, chemische Kampfstoffe in Fässern und große Mengen an Gewehrmunition sowie Schieß- und Sprengmitteln. Manches davon kann immer noch explodieren.

Bei den chemischen Kampfstoffen handelt es sich um überwiegend S-Lost (Hautkampfstoff), Tabun (Nervenkampfstoff), Phosgen (Lungenkampfstoff), Chloracetophen (Augenreizstoff) und Clark I, Clark II, Adamsit und Arsinöl (Nasen- und Rachenreizstoffe).

Ist die Schifffahrt gefährdet durch entdeckte Sprengmittel, werden diese geborgen und an einem sicheren Ort detoniert. Bis heute erfolgt keine systematische und flächendeckende Sondierung und Räumung der Kampfstoffe in den Küstenmeeren, nur im Zusammenhang mit bodenberührenden Bauvorhaben.

In einem Bedrohungsbewertungsbericht von 2009 über Nord Stream, Russlands erste nordische Pipeline nach Europa, wird behauptet, dass diese Munition „strukturelle Schäden an den Pipelines“ verursachen kann, wenn sie detoniert. Die Studie stellt fest, dass Russland seit 2007 versucht hat, die Route von Nord Stream anzupassen, um potenzielle Deponien für chemische Waffen zu umgehen, diese Bemühungen jedoch aufgrund des Mangels an Daten mit vielen Komplikationen konfrontiert waren.

„Aufgrund der Verlegung der Gaspipeline besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Unversehrtheit von Munition oder deren Detonation beschädigt wird, was zu großflächigen Schäden an der Ostsee führen wird“,

heißt es in dem Bericht. Nordstream selbst meinte, man hätte sich große Mühe gegeben, den Meeresboden vorab abzusuchen:

Nord Stream hat die wahrscheinlich umfassendste hochauflösende Vermessung eines definierten Installationskorridors durchgeführt, die jemals durch die Ostsee durchgeführt wurde.

Um die Unversehrtheit der Pipeline im Falle einer Detonation zu gewährleisten, müsse der „Sicherheitskorridor“ 50 Meter breit sein, also 25 Meter nach links und nach rechts. Man verließ sich dabei auf die Dienste der italienischen Firma Saipem. Insgesamt wurden über 100 Gegenstände in russischen, finnischen, schwedischen und deutschen Gewässern geräumt.

In den letzten zehn Jahren haben die Marinen der Ostseestaaten Methoden entwickelt, die sowohl sicher als auch effektiv für die Räumung von Minen und anderen explosiven Unterwasserwaffen sind. Sie räumen routinemäßig Munition – mehr als 1.000 seit 1996.

Was ist aber, wenn durch Spionage während der Bau- und Räumphase die Pipelines bzw. der Meeresboden an der anvisierten Route absichtlich vermint wurde? Dann wäre es nach einer Explosion unmöglich zu klären, wer dafür verantwortlich ist.

Nord Stream kooperiert mit BACTEC International Limited, einem in Großbritannien ansässigen Unternehmen für die Beseitigung von explosiven Kampfmitteln (EOD) und Minenräumung.

BACTEC galt vor wenigen Jahren noch als britischer Marktführer auf dem Gebiet. Aktuell ist die Firmenwebseite nicht mehr erreichbar.

Rohre für die Pipeline lagerten bis zu ihrer Verlegung auch im Fährhafen Sassnitz (Rügen). Vor der Verlegung mit Einem Spezialschiff wurden sie mit Beton ummantelt und auf dem Schiff vor Ort endlos verschweißt. Hier hätte sich ebenfalls die Gelegenheit ergeben, die Rohre zu verminen.

Ein wichtiges Verlegeschiff gehört zum italienischen Konzern Saipem, der wiederum zu dem Giganten ENI gehört. Mit einer Quote von 30,3 % ist der italienische Staat weiterhin größter Einzelaktionär von Eni. Der ENI-Vorläufer AGIP wurde auf Anweisung des italienischen Königs mit amerikanischer Hilfe von Sinclair Oil geschaffen.

Der berüchtigte ENI-Manager Enrico Mattei hatte zu tun mit dem Sturz Mussolinis durch katholische Partisanen und mit der Förderung der christdemokratischen Partei Italiens, die nach dem Zweiten Weltkrieg großzügig über den amerikanischen Geheimdienst CIA bezahlt wurde. Ihm wurde vorgeworfen, mit Agip-Geld Politiker und Journalisten bestochen zu haben. Agip kaufte direkt einige Zeitungen und zwei Nachrichtenagenturen. Mattei richtete sich einen persönlichen Sicherheitsdienst mit früheren Resistenza-Partisanen ein bzw. Mitarbeitern von Eni. Bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz verstarb er und im Nachhinein starben noch Journalisten und Polizisten, die den Vorfall untersuchten.

Die Nordstream-Anlage oder den Meeresboden frühzeitig zu verminen, wäre einfacher gewesen, als im Jahr 2022 inmitten besserer Überwachungs- und Sensortechnologien eine Art Explosiv-Unterwasserdrohne einzusetzen, um Löcher in die Rohre zu sprengen.

AlexBenesch
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