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Die Anglo-Spionage hatte Rudolf Peierls, den deutschen Vater der Atombombe. Mitsamt Kollegen.

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Es war von Anfang an abzusehen, dass das angloamerikanische Imperium zuerst über Atomwaffen verfügen würde. Nicht nur wegen den viel höheren Budgets, die sich weder die Sowjetunion noch die Nationalsozialisten oder die Japaner leisten konnten. Sondern weil die moderne Wissenschaft seit den frühen 1700er Jahren durchsetzt war von den britischen Geheimdiensten. Vor der Ära der Wissenschaft waren Imperien nicht viel anders als in der Antike: 90% der Bevölkerung arbeiteten als Leibeigene in der Landwirtschaft und erwirtschafteten das Getreide, mit dem die Regierung ihre Truppen finanzierte. Britannien und Frankreich hatten sich jahrhundertelang mit allen Mitteln bekämpft und als 1714 die Welfen mit George I. den britischen Thron übernahm, hatten die Franzosen in Sachen Bevölkerungsgröße, Ackerfläche und Wirtschaft die Nase vorne. Man war noch weit entfernt von „Rule Britannia“ und dem weltumspannenden Mega-Empire, das sich später formte.

Mit der modernen Chemie ließ sich Kunstdünger herstellen, der die Ernteerträge verdoppelte. Energie ließ sich über Dampfmaschinen von Kohle in Bewegung umwandeln; viel effizienter als der Einsatz von Muskelkraft. Schiffe, Gewehre und Kanonen wurden immer besser. Es machte keinen Sinn mehr, 90% der Bürger als Beinahe-Sklaven auf den Äckern zu halten, sondern ein Teil von ihnen musste in die Fabriken und Schulen. Der Hochadel, der über ein internationales Spionagenetzwerk verfügte, regierte zunehmend über politische Tarnorganisationen und Tarnfirmen. Für die Transformation des Empires verwendete man den Begriff „Aufklärung“ bzw. „Erleuchtung“ (enlightenment). 1717 wurde das bereits früher in Schottland etablierte Konzept des Freimaurertums in London neu konstituiert und die zuvor geschaffene Wissenschaftsorganisation „Royal Society“ parallel geschalten und um den übertriebenen esoterischen Kitsch bereinigt. Der freimaurerische Autor Robert Lomas erklärt in seinen Büchern, dass selbst in den frühen Statuten des Freimaurertums eine starke Betonung vorhanden ist von wissenschaftlichem Fortschritt. Wie zu erwarten, waren diese Strukturen durchzogen von der Spionage des britischen Empires, die vom Hochadel der Welfen, Wettiner und Reginare bestimmt war. Diese Linien kontrollierten auch auf deutschem Boden über Jahrhunderte hinweg diverse Grafschaften, Fürstentümer und Mini-Königreiche. Genau dort gediehen manche der wichtigsten Universitäten der Welt, die wiederum durchsetzt waren von Agenten und wo immer neue Talente aus der Bevölkerung gefördert wurden. Es war klar geworden, dass auch jemand ohne adeligen Familienstammbaum wichtige wissenschaftliche Durchbrüche erzielen konnte.

Als es schließlich um die Forschung an Kernspaltung und möglichen Atomwaffen ging, sahen wir das Spionagenetz bei der Arbeit. Rudolf Peierls, der spätere Vater der Atombombe, hatte an mehreren deutschen Universitäten studiert, woraufhin er dann durchgereicht wurde an die Rockefeller-Stiftung und die britische Universität Cambridge unter dem Mentor Ralph Fowler, Mitglied der Royal Society, der Ausnahmetalente wie Paul Dirac, Werner Heisenberg und Nies Bohr in Kontakt zueinander brachte. Das Cavendish Laboratory an Cambridge fand heraus, wie man Plutonium herstellt.

Peierls, der einen jüdischen Hintergrund hatte, kehrte nach Hitlers Machtergreifung 1933 nicht mehr nach Deutschland zurück. Er war verantwortlich für die Rekrutierung von Klaus Fuchs, der später enttarnt wurde als Sowjetspion und die wichtigsten Geheimnisse über Atomwaffen verriet. Peierls wurde schließlich Mitglied der Royal Society und zum Ritter geschlagen.

1939 begann er, über die Grundlagenforschung hinauszugehen und tatsächliche Atomwaffen zu entwickeln mit Hilfe seines aus Deutschland geflüchteten, jüdischen Kollegen Otto Robert Frisch, der ebenfalls Mitglied der Royal Society wurde. Die Arbeit der beiden führte zu dem britischen Tube Alloys-Projekt und dem amerikanischen Manhatten Project, das letztendlich die Test-Bombe Trinity erfolgreich zünden konnte. Peierls durfte dem Trinity-Test beiwohnen.

Peierls geriet zeitweise unter Verdacht, ein Spion zu sein. Er hatte wie sein Bruder eine russische Frau, stand in Kontakt mit sowjetischen Forschern und beherbergte seinen Kollegen Klaus Fuchs, der sich als Spion entpuppte.

Für Tube Alloys verantwortlich war Sir John Anderson, der 1st Viscount Waverley, Mitglied im Kronrat und der Royal Society und behangen mit den höchsten Orden des Empires.

Die Nachkriegsordnung hätte sehr einseitig verlaufen können mit den USA als einziger Atommacht. Sobald Atomsprengköpfe mit kompakten Maßen montierbar wurden auf Raketen mit hoher Reichweite und Zielgenauigkeit, wäre der Imperialismus so einfach geworden, wie eine Pizza zu bestellen. Der US-Präsident und der Generalstab hätten ohne allzu große Schwierigkeiten eine politische Absicherung gefunden, um solche Angriffe zu ordern über die spezielle Telefonleitung und die Autorisierungscodes, die das Staatsoberhaupt ständig bei sich trägt.

Nach imperial-militärischer Logik hätten die USA die Sowjetunion angreifen müssen, um zu verhindern, dass der Rivale aufsteigen kann zu einer veritablen Atommacht. Seltsamerweise blieb ein solcher Angriff aus, obwohl Planungen dafür ausgefertigt waren. Es scheint, als hätten die Angloamerikaner regelrecht Russlands Sprung nach vorne geduldet.

Atom-Spione

Die Bestätigung über die Atomspionage kam vom Venona-Projekt, das sowjetische Geheimdienstberichte abfing und entschlüsselte. Diese lieferten Hinweise auf die Identität mehrerer Spione in Los Alamos und anderswo. Wissenschaftler aus der Sowjetunion hatte wichtige frühe Arbeit geleistet über Kernspaltung und wurden später für ihre Beiträge ausgezeichnet mit Preisen. Sowjetische Wissenschaftler wie Igor Kurchatov, L. D. Landau und Kirill Sinelnikov trugen dazu bei, die Idee eines spaltbaren Atoms zu etablieren und dessen Existenz zu beweisen.

Es fehlte dem Sowjetregime aber der Ehrgeiz, die Finanzierung, die technischen Fähigkeiten, die Führung und letztendlich die Fähigkeit, um ein Atomprogramm durchzuführen wie die Amerikaner. Das Manhattan-Projekt hatte 24.000 Facharbeiter.
Das in den Kinderschuhen steckende sowjetische Äquivalent bestand aus nur fünfzig Wissenschaftlern und zwei Mathematikern, die versuchten, die Gleichungen für die Teilchenkaskade auszuarbeiten. Die Erforschung und Entwicklung von Techniken zur Herstellung von ausreichend angereichertem Uran und Plutonium gingen über den Rahmen und die Bemühungen der sowjetischen Gruppe hinaus.

Die Sowjetunion brauchte also Spione mit ausreichender Sicherheitsfreigabe, um Zugang zu geheimen Informationen des Manhattan-Projekts zu haben. Der einflussreichste Atomspion war Klaus Fuchs, ein in Deutschland geborener britischer Physiker. Er ging in die Vereinigten Staaten, um am Atomprojekt zu arbeiten, und wurde einer seiner leitenden Wissenschaftler. Fuchs war 1932 noch als Student in Deutschland Mitglied der Kommunistischen Partei geworden. Zu Beginn des Dritten Reiches 1933 floh Fuchs nach Großbritannien. Er wurde schließlich einer der führenden Kernphysiker im britischen Programm. 1943 zog er in die Vereinigten Staaten.

Aufgrund der Position von Fuchs im Atomprogramm hatte er Zugang zu den meisten, wenn nicht allen Materialien, die Moskau begehrte. Fuchs war auch in der Lage, die gestohlenen Informationen zu interpretieren und zu verstehen, was ihn zu einer unschätzbaren Ressource machte.

Fuchs wurde in Großbritannien festgenommen und dort vor Gericht gestellt. Lord Goddard verurteilte ihn zu vierzehn Jahren Haft, der Höchststrafe für die Verletzung des Official Secrets Act. Er wurde aber am 23. Juni 1959 freigelassen nach nur neun Jahren und vier Monaten Haftstrafe. Fuchs durfte nach Dresden in die DDR, wo er weiter forschte. Mit solchen flauen Strafen ist es keine Überraschung, dass viele Spione das Manhattan Project verrieten. Wie kommt es, dass die USA ihr militärisch wichtigstes Projekt nicht besser schützten?

In seinem Buch Trinity: The Treachery and Pursuit of the Most Dangerous Spy in History aus dem Jahr 2019 behauptet Frank Close, dass „es vor allem Fuchs war, der es den Sowjets ermöglichte, die Amerikaner einzuholen“ im Rennen um die Atombombe.

Bedeutend waren auch Julius und Ethel Rosenberg – Amerikaner, die an der Koordinierung und Rekrutierung eines Spionagenetzwerks beteiligt waren, zu dem Ethels Bruder David Greenglass gehörte, ein Maschinist im Los Alamos National Lab. Julius und Ethel Rosenberg wurden wegen Verschwörung zur Begehung von Spionage vor Gericht gestellt. Die Rosenbergs bestritten alle Vorwürfe, wurden jedoch in einem Prozess verurteilt, in dem der Staatsanwalt Roy Cohn später sagte, er stehe in täglichem geheimem Kontakt mit dem Richter Irving Kaufman. Beide Rosenbergs wurden 1953 auf dem Höhepunkt des Koreakrieges hingerichtet. Roy Cohn gilt als ein wichtiger Mentor für Donald Trump und es gibt Hinweise darauf, dass er mit der CIA Programme für Sex-Fallen betrieb, um vermutete Kommunisten und Sympathisanten einzufangen.

AlexBenesch
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