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Was der Epstein-Fall uns über den Zustand des investigativen Journalismus verrät

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Kommentar

Jeffrey Epstein nutzte Mechanismen, die auch Geheimdienste oder die Mafia verwenden: Sein Wohlstand war offshore verborgen hinter einem Wust an Firmen und Beteiligungen. Er ließ seine Opfer von Privatdetektiven überwachen. Seine Superstar-Anwälte hatten Verwandte und Freunde in den Justizbehörden. Schließlich tauchte ein Dokument auf, in dem vage angedeutet wurde, er sei eine Art Informant für das FBI. Er selbst hatte mehrfach das Gerücht verbreitet, er arbeite für die CIA.

Wie soll man so jemanden drankriegen mit gewöhnlichen Anwälten und gewöhnlichem investigativen Journalismus? Diverse Internet-Influencer und manche größeren Figuren aus den Republican-nahen Medien hatten eigentlich so gut wie nichts Eigenes zu dem Fall erforscht und publiziert; sondern man bediente sich bei Regierungsdokumenten und den Artikeln echter Investigativjournalisten wie Julie K. Brown und färbte die Sache gemäß der Agenda der Republicans, obwohl Epstein Kontakte und Förderer aus allen Richtungen hatte.

Julie K. Brown vom Miami Herald war zu einem Großteil dafür verantwortlich, dass es zu erneuten Anklagen gegen Epstein kam und zur erneuten Verhaftung. Sie entstammt ärmlichen Verhältnissen, zog früh von Zuhause aus und freundete sich an mit einer Gruppe aus Altkommunisten, die im Cannabis-Dunst linke Ideen nachplapperten und damit alle Probleme der Welt lösen wollten. Auch bei einer großen Zeitung wie dem Herald wurde das Geld immer knapper, Reporter wurden entlassen oder bekamen Gehaltskürzungen. Wer bei Trost will bis zu 14 Stunden am Tag arbeiten wie Brown, ohne die Garantie, nächstes Jahr noch einen Job zu haben? Dazu kommt noch, dass sie zumeist nur Stories schreiben durfte über krasse Fälle, die mit Häftlingen in Florida zu tun haben, aber keine größere Bedeutung aufwiesen. Erst nachdem andere Investigativjournalisten Harvey Weinstein und einen Olympia-Trainer drankriegten, durfte Brown sich in den Epstein-Fall vertiefen.

Alex Jones von Infowars beispielsweise war sein eigener Chef und wollte hauptsächlich Stories mit hoher Tragweite bringen, aber ihm fehlte es immerzu an geeignetem Personal. Anstatt echte Investigativjournalisten anzuheuern, die liebend gerne für ein garantiertes festes Gehalt und ohne die übliche kurze Leine gearbeitet hätten, holte sich Jones nur unerfahrene Leute die kaum aus der Universität draußen waren. Es war eben kein typisches Verschwörungsmedium, das den Epstein-Fall wieder ins Rollen brachte, sondern der Miami Herald und Julie Brown.

Wir befinden uns in der „Woke“-Ära, wo einflussreiche Politiker und Medien im Prinzip die gravierenden Mängel in der Strafverfolgung zulasten von Frauen kombinieren mit einem extremen Feminismus, der selbst vor Kino-Franchises nicht halt macht und einfach mehr Streit in die Bevölkerung hineinbringt, anstatt die Probleme wirklich zu lösen. Wie konnte Julie Brown, die im Prinzip pleite war und völlig abhängig vom Miami Herald, erfolgreich sein gegen die Armada an einflussreichen Personen, die Epstein aufbieten konnte? So viele Polizeiermittler und Staatsanwälte wurden eingeschüchtert. War es letztendlich die Entscheidung von hohen Kreisen, Epstein fallenzulassen und zu verbrennen?

Es hat Tradition, dass echte Journalisten Fälle zum Teil aufarbeiten dürfen wie MKULTRA, Iran-Contra, Wetterwaffen im Vietnamkrieg (Seymour Hersch) oder das Material von Edward Snowden. Aber es hat immer den Geschmack eines „Limited Hangouts“, also begrenzten Enthüllungen, die den Eindruck erwecken sollen, das System funktioniere letztendlich immer zuverlässig. Klassische Verschwörungsmedien zitieren einfach die echten Journalisten und/oder dichten Dinge dazu, oder erfinden Sensationsmeldungen ganz einfach. Wann kam es das letzte Mal vor, dass klassische Verschwörungsmedien etwas bedeutendes Eigenes hervorbrachten? Alex Jones‘ Infiltration des Bohemian Groves mit versteckter Kamera im Jahr 2000?

Der Miami Herald gehört der McClatchy Company, die von einem Hedge Fund gekauft wurde. Die Loyalität liegt also eher gegenüber den Reichen. Nicht den verarmten Opfern eines Jeffrey Epstein. Junge Mädchen, die nicht einmal das Geld hatten, ein halbwegs normales Leben als Schüler zu führen. Oder Mädchen aus Haushalten, die gerade so über die Runden kamen, ohne ein normales Familienleben. Mädchen, die oftmals Einser-Schülerinnen waren.

Wo sind denn heute die knallharten investigativen Medien, die keinem Konglomerat oder Hedge Fund gehören? Die keine Großspender brauchen? Die nicht irgendeiner großen Partei zuarbeiten? Es gibt so etwas nicht da draußen. Trotz der unendlichen Weiten des Internets, wo jeder sofort Dinge publizieren kann, ohne für Hosting zu bezahlen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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