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„Totimpfstoffe“ werden in Insektenzellen produziert und bekommen Wirkverstärker zugesetzt

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Man hat bald drei Kategorien von Impfstoffen bei der Coronapandemie zur Auswahl: Die Standardkategorie mit Astra Zeneca oder Sputnik, dann die neuere mRNA-Technik und nun auch das, was umgangssprachlich als „Totimpfstoff“ bezeichnet wird. Gerade letzteres wurde im Internet pauschal als die beste, weil sicherste Option beschrieben und mehr als die Hälfte der Ungeimpften könnte sich damit anfreunden.

Aber selbst Astra oder mRNA-Vakzine sind keine Lebendimpfstoffe. Die neuen Totimpfstoffe wirken auf den Laien wie eine eher einfach gestrikte Angelegenheit im Vergleich zu der hyperkomplizierten mRNA-Magie aus diversen Laboren.

  • Aber für das neue Novovax werden in Insektenzellen künstlich Spike-Proteine gezüchtet und es benötigt einen Wirkverstärker namens Saponin QS-21, das bisher nur bei Pferdeimpfstoffen benutzt wurde. Warum es beim Menschen wie beabsichtigt wirkt, ist ungenügend erforscht.
  • CoronaVac der chinesischen Firma Sinovac hat eine Zulassung in der EU beantragt, aber die Langzeitwirkung zeigte in Studien Schwächen.
  • Die Firma Valneva greift bei ihrem Produkt auf zwei verschiedene Wirkverstärker zurück.

Novovax ist sicherlich kein rustikales Unternehmen. Auf der eigenen Webseite heißt es, man verfüge über eine eigens entwickelte „rekombinante Nanopartikel-Impf-Technologie“:

Unsere rekombinante Nanopartikel-Impfstofftechnologie kombiniert die Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit der Gentechnik, um effizient eine neue Klasse hochimmunogener Partikel herzustellen, die auf eine Vielzahl viraler Krankheitserreger abzielen. Unser rekombinantes Impfstoff-Engineering verfolgt einen neuen Ansatz, um eine robuste und funktionelle Immunität bereitzustellen, die möglicherweise wirksamer ist als eine natürlich vorkommende Immunität oder herkömmliche Impfstoffe.

Man bewirbt einen Wirkverstärker namens „Matrix-M“ und preist die Fortschritte bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Erreger wie Ebola. Wirklich ohne Gentechnik geht es anscheinend einfach nicht mehr. Das Corona-Vakzin wird grob gesagt mit Motten und Baumrinde hergestellt, aber letztendlich werden Spike-Proteine künstlich erzeugt, indem man die Gene des SARS-2-Spike-Proteins in einen Mottenvirus einfügt, der wiederum Motten infiziert, was wiederum Spikeproteine vermehrt die dann extrahiert und purifiziert werden.

Novavax fügt das Spike-Protein in eine Mizelle ein, ein künstliches Membransystem von der Größe eines Viruspartikels. Die Mizelle weist Teile des Spike-Proteins auf, die Epitope genannt werden, die sich sehr wenig entwickeln und daher von einem Coronavirus-Stamm zum nächsten ähnlich sind. Diese Epitope sind normalerweise für das Immunsystem unzugänglich, aber im Impfstoff von Novavax sind sie „nackt für die Welt“, sagt Glenn. Aus diesem Grund provozieren sie eine Immunantwort, die auf viele Varianten des Spike-Proteins abzielen und damit alle Varianten von SARS-CoV-2 abwehren sollte, denen Menschen möglicherweise noch begegnen werden.

https://www.nature.com/articles/d42473-020-00032-z

Der Impfstoff enthält keine lebenden oder abgetöteten vollständigen Coronaviren. Ein mRNA-Impfstoff auch nicht. Ein solcher „präsentiert“ den menschlichen Immunzellen kleine Fragmente des Virus SARS-2, worauf dann Antikörper gebildet werden. Die mRNA -Technik ist wesentlich schneller bei der Entwicklung und Testung neuer Impfstoffe und es müssen dabei keine Massen an Viren gezüchtet werden. Mit mRNA hat man bisher keine Langzeiterfahrung, aber es minimiert die Fehlerquellen, die bei der Herstellung traditioneller Impfstoffe existieren.

Vieles, was einfach so im Internet als Totimpfstoff bezeichnet wird, gilt als „Proteinimpfstoff“. Dass es länger gedauert hat, solche gegen COVID zu entwickeln, gilt als Verschwörung. Aber:

Seit den frühesten Tagen der Pandemie-Reaktion gingen die Forscher davon aus, dass proteinbasierte Designs von der Stange langsamer sein würden als andere Impfstofftechnologien. Unternehmen wissen, wie man gereinigtes Protein in großem Maßstab herstellt – unter Verwendung gentechnisch veränderter Zellen aus Säugetieren, Insekten oder Mikroben – aber der Prozess umfasst viele Schritte, von denen jeder für die Herstellung eines bestimmten Proteins optimiert werden muss.

https://www.nature.com/articles/d41586-021-03025-0

Geschehen Fehler bei der Entwicklung, kommt es anders als bei mRNA zu massiven Verzögerungen:

Als sich beispielsweise die Medikamentengiganten Sanofi und GlaxoSmithKline (GSK) zu einem Proteinimpfstoff-Projekt zusammentaten, erwarteten Beobachter eine große Eile in der klinischen Entwicklung. Aber die Unternehmen verließen sich zunächst auf fehlerhafte Reagenzien, um ihr Produkt zu charakterisieren, was zu einer Fehleinschätzung bei der Dosierung führte. Der Fehler hat Sanofi und GSK in ihrer Entwicklungszeit rund fünf Monate gekostet.

Fünf Monate sind in einer aktiven Pandemie eine Ewigkeit.

Fazit

Die sogenannten „Totimpfstoffe“ sind Proteinimpfstoffe, die mit komplizierten (auch gentechnischen) Verfahren hergestellt werden. Man kann nicht einfach SARS-2 in einem Stahltank züchten mit Wasser und Zucker, als handle es sich um Bakterien, dann alles abtöten und in kleine Fläschchen füllen. Jede Impfstofftechnik ist komplex und hat gewisse Vor- und Nachteile. Man sollte seine Entscheidung nicht auf irgendwelchen Trend-Meinungen aus Politik und Aktivistenkreisen basieren.

AlexBenesch
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