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Die geheimen Führungsstrukturen der Taliban und der Einfluss ausländischer Dienste

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Afghanistan war einst Schauplatz eines Stellvertreterkriegs zwischen den USA und der Sowjetunion. Was bei all den öffentlichen Diskussionen um die Kämpfe und die verschiedenen Gruppierungen im Land untergeht, ist eine Analyse zu den geheimdienstlichen Vorgängen.

Die Russen und die Amerikaner wissen, dass geheimdienstliche Kontrolle viel billiger ist als anhaltende militärische Besatzungen, und die moderne Technologie bot allerhand Möglichkeiten, rekrutierte Afghanen zu schützen und Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Die Taliban gelten aktuell in den Medien als amorphe Masse an Islamisten, die lange Zeit über ausgeharrt hatten, bis die NATO das Interesse verlor. Die NATO-Panzer wurden abgezogen, aber was ist mit den Agenten der NATO und der Russen? Wie sieht es aus mit den geheimdienstlichen Aktivitäten von China, dem Iran und Pakistan in Afghanistan?

Will man einen rekrutierten Agenten bei den Taliban in der Hierarchie der Organisation nach oben spielen, muss man nachhelfen, um ihm Erfolge zuzuschanzen. Das kann theoretisch bedeuten, dass ein amerikanischer Geheimdienst den Tod amerikanische Truppen in Kauf nimmt. Selbstverständlich wird so etwas nicht zu einer Schlagzeile in der NY Times, es sei denn, ein alteingesessener Investigativ-Journalist wie Seymour Hersh hat mal wieder Fakten und Quellen an der Hand.

Mohammed Omar war der Anführer der Taliban und von 1996 Staatsoberhaupt des Islamischen Emirats Afghanistan. Im Januar 2007 behauptete der ehemalige Pressesprecher der Taliban, Muhammad Hanif, dass Mullah Omar von Pakistan aus operiere und sich dort mit Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes versteckt halte. Der pakistanische Geheimdienst war die Kreation des britischen Empires und Major General Sir Walter Joseph Cawthorn, der zeitweise als Chef des australischen Geheimdienstes gedient hatte.

Cawthorn übernahm zu Beginn des Zweiten Weltkriegs die Leitung des britischen Geheimdienstzentrums für den mittleren Osten und wurde später am 15. August 1941 Direktor des militärischen Nachrichtendienstes im General Headquarters in Indien. Er arbeitete zusammen mit Peter Fleming, dem Bruder des Schreibers der James-Bond-Romane.

Ausbildungsunterstützung für den pakistanischen Geheimdienst kam auch von der der US-amerikanischen Central Intelligence Agency (CIA) und dem französischen Auslandsgeheimdienst SDECE. Omars Sohn Mullah Jakub soll heute nun eine wichtige Rolle spielen.

Mullah Mansur Achtar übernahm das Kommando von Omar. Dann kam Haibatullah Achundsada, dessen Familie zunächst in Pakistan gelebt hatte. Achundsada spielte beim Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan eine entscheide Rolle und hatte dabei mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den Support des pakistanischen Geheimdienstes, der Briten und der Amerikaner. Im August 2021 wurde er der neue Herrscher über Afghanistan.

Typisch für die Gesamtsituation ist ein hohes Maß an Vernebelung. Der Tod von Omar war eine ganze Zeit lang geheim gehalten worden. Nach 9/11 verkündeten die USA mehrfach die Tötung von ein- und derselben Figur aus Taliban oder al-Kaida. Drohnenangriffen geht oft klassische Geheimdienstarbeit voraus, um den besten Zeitpunkt zu finden, an dem die Zielperson ausgeschaltet werden kann. Was ist aber, wenn die Informationen falsch sind? Kann man aus einem explodierten Fahrzeug ohne Weiteres die Insassen zweifelsfrei identifizieren, wenn keine Unterlagen zum Abgleich von Zähnen usw. zur Verfügung stehen? Hielten sich Taliban-Führer wirklich in Afghanistan auf in völlig abgeschirmten Behausungen oder Höhlen? Oder hielten sie sich doch in Pakistan auf?

Ein gewisser Abdul Ghani Baradar gründete mit Mullah Omar Anfang der 1990er Jahre im Bürgerkrieg die Taliban-Miliz. Er wurde am 8. Februar 2010 durch den pakistanischen Dienst „Inter-Services Intelligence“ und die CIA in Karatschi, Pakistan festgenommen. Ein Talibankommadeur bestätigte seine Gefangenschaft gegenüber der Presse, behauptete aber er sei bei der Operation Muschtarak in Helmand (Afghanistan) gefangen genommen worden. Ein anderer Sprecher widersprach der Gefangennahme. Am 10. September 2013 gab der pakistanische Nationale Sicherheits- und außenpolitische Berater Sartaj Aziz bekannt, dass Baradar freikommen werde, sich aber weiter in Pakistan aufhalten müsse. Am 25. Oktober 2018 wurde er schließlich auf Drängen der USA in Pakistan freigelassen. Man brachte ihn nach Katar, das unter inoffizieller britischer Kontrolle steht, er wurde als Diplomat für die Taliban anerkannt und unterzeichnete im Februar 2020 im Namen der Taliban das Abkommen von Doha, dass unter US-Präsident Trump verhandelt worden war.

Katar wurde am 3. November 1916 britisches Protektorat, als das Vereinigte Königreich mit Scheich Abdullah bin Jassim Al Thani einen Vertrag unterzeichnete. Am 5. Mai 1935 unterzeichnete Abdullah während einer Vereinbarung einer Ölkonzession mit der britischen Ölgesellschaft, der Anglo-Persian Oil Company.

Siradschuddin Hakkani, eine wichtihe afghanische Figur, verbrachte seine Jugend in Pakistan. In Nord-Waziristan (Pakistan) soll er als Talibanführer Angriffe verwaltet haben gegen amerikanische Truppen in Afghanistan. Jetzt ist der Nummer zwei der Taliban.

Sher Mohammad Abbas Stanikzai ist nun ebenfalls in einer Führungsrolle der Taliban. Er hatte am Hauptquartier des pakistanischen Geheimdienstes ISI studiert, der in den 1970er Jahren an der Ausbildung afghanischer Armeeoffiziere beteiligt war.

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AlexBenesch
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