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Der Psychopath, der für Wikileaks arbeitete, dann die Organisation und schließlich sogar das FBI verriet

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Man nannte ihn bei Wikileaks schlicht den „Teenager“ wegen seines jungen Alters. Niemand traute ihm wirklich, aber unverständlicherweise arbeitete man trotzdem mit ihm zusammen, bis er irgendwann das Weite suchte und der amerikanischen Bundespolizei mehrere Festplatten aushändigte. Sigurdur “Siggi” Thordarson hatte sogar noch mehr zu bieten für die Ermittler, nämlich belastende Aussagen gegen Julian Assange, die Bestandteil der offiziellen Anklageschrift wurden.

Diese Aussagen, so Thordarson, seien gelogen, meinte er nun in einem Interview mit der isländischen Publikation Stundin. Ob er dieses Mal die Wahrheit erzählt und ob es einen Einfluss haben wird auf die bevorstehende Auslieferung von Assange an die USA, ist völlig unklar. Stundin wertete Chatprotokolle aus, in denen sich Thordarson gegenüber Hackern aus aller Welt als „Stabschef“ von Wikileaks ausgibt, als Nummer 2 der Organisation und als Kommunikationschef. Er fordert Hacker auf, Straftaten zu begehen, um neues Material zu beschaffen. Assange sei sich darüber bewusst gewesen, hätte aber nicht explizit und direkt den Befehl erteilt, externe Hacker so anzusprechen. Gegenüber den US-Behörden belastete Thordarson hingegen Assange direkt.

Thordarson sammelte Straftatbestände wie andere Leute Briefmarken und es ergibt sich die Frage, wie früh er bereits im Auftrag von Behörden aktiv war. Im Sommer 2011 umwarb er den Hacker „Sabu“ von LulzSec für illegale Aktionen, der aber Wochen zuvor schon vom FBI „umgedreht“ worden war. Angeblich hätte sich Thordarson freiwillig bei den Amerikanern angeboten, als seine Diebstähle von Wikileaks-Geld nicht mehr zu vertuschen waren. Zudem hatte er weitere Probleme:

Gegen Thordarson häuften sich bei den isländischen Behörden Anklagen wegen massiven Betrugs, Fälschungen und Diebstahls einerseits und wegen sexueller Übergriffe gegen minderjährige Jungen, die er betrogen oder zu sexuellen Handlungen gezwungen hatte.

Ein psychiatrisches Gutachten attestierte ihm, ein „Soziopath“ zu sein, also jemand, der praktisch keine Reue oder Mitleid verspürt. Die Urteile gegen ihn waren relativ mild und der Verdacht liegt nahe, dass er für seine Aussagen gegen Assange belohnt wurde. Anscheinend machte er danach weiter mit kriminellen Aktivitäten und erhielt 2019 vom US-Justizministerium als Zeuge sogar Immunität im Zusammenhang mit der Wikileaks-Affäre.

Er fing an, Einzelpersonen und Unternehmen in größerem Umfang als je zuvor zu betrügen; in der Regel durch den Erwerb oder die Gründung juristischer Personen, borgte er sich dann Waren, mietete Luxusautos und bestellte sogar große Mengen von Waren bei Großhändlern, ohne diese Waren und Dienstleistungen bezahlen zu wollen.

Was konkret versucht er dann, nun zu erreichen mit den neuen Aussagen in der isländischen Publikation, die Assange etwas aus der Schusslinie nehmen? Er könnte enden wie Adrian Lamo, der Hacker der die Top-Quelle von Wikileaks, Bradley Manning, an die Behörden verraten hatte. Lamo arbeitete für ein Projekt der Sicherheitsbehörden und starb unter mysteriösen Umständen. Der Autopsiebericht ist regelrecht bizarr.

Merkwürdigkeiten

Kevin Poulsen schockte frühzeitig in Wired Magazine mit einer Reportage über Thordarson. Daniel Domscheit-Berg, ehemals die Nummer 2 bei Wikileaks, berichtete in seinem Buch „Inside Wikileaks“:

„…diese Geschichte kommt mir bis heute merkwürdig vor. Uns warnte er [Assange] immer vor dem Jungen. Er sei ein Lügner und nicht vertrauenswürdig. Julian wollte auf jeden Fall verhindern, dass wir mit ihm sprachen. Umso erstaunter war ich, dass er sogar eine eigene E-Mail-Adresse bei Wikileaks bekam. Das hatten in der ganzen Zeit nur sehr wenige Personen, vielleicht zehn bis zwanzig, keinesfalls mehr. Julian kaufte ihm zwei Laptops und hatte ihm ja sogar eines der Cryptophone gegeben.“

Nicht nur bekam „Siggi“ Hardware und offizielle Email-Adresse zur Kommunikation, sondern nach dem Weggang von Domscheit-Berg und zwei wichtigen Programmierern auch die Kontrolle über den Wikileaks-Chatroom, in dem neue Freiwillige kamen, Journalisten, potentielle Quellen und andere Gruppen. Domscheit-Berg berichtete weiterhin:

„Die Mails an den 17-Jährigen sowie an den späteren Sprecher Kristinn wurden automatisch an deren gmail-Adresse weitergeleitet […] Ich fragte mich, ob man es den Amerikanern wirklich so einfach machen musste, unsere interne Kommunikation mitzulesen.“

Auch die isländische Politikern Birgitta Jonsdottir, die wegen dem narzisstischen Assange die Zusammenarbeit mit Wikileaks beendete, hatte sofort Bedenken:

„Ich warnte Julian vom ersten Tag an, mit dem Typen stimmt etwas nicht…“

Das FBI soll Thordarson mehrmals hin und hergeflogen haben für Debriefings, insgesamt erhielt man 8 Festplatten auf denen mutmaßlich vertrauliche Chatlogs von Wikileaks, Videos und andere Daten enthalten sind. Diese Daten können auch potentiell Quellen von Wikileaks entlarven und juristisch greifbar machen. Immer wieder waren höchst geheime Chatlogs von Wikileaks im Netz aufgetaucht. Ein Geheimnis bewahren konnte die Organisation nicht wirklich.

Im November wurde Thordarson bei Wikileaks gefeuert. Man wirft ihm vor, einen eigenen Wikileaks-T-Shirt-Laden online eröffnet und die Einnahmen von rund 50.000 $ selbst eingesteckt zu haben. Inzwischen gibt es Strafanzeigen gegen ihn wegen steuerlichen und anderen finanziellen Angelegenheiten. Das FBI speiste ihn mit rund 5000$ ab.

https://stundin.is/grein/13627/key-witness-in-assange-case-admits-to-lies-in-indictment/

AlexBenesch
AlexBenesch
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