Kommentar
In Russland wäre Ken Jebsen für seinen Aktivismus zu Corona und anderen Themen längst im Gefängnis gelandet. Für „falsche/irreführende medizinische Informationen“ wird man nicht nur von großen Social Media-Plattformen geworfen, sondern man bekommt direkt Probleme mit dem Staat.
In Deutschland ist die Situation um einiges nebulöser. Die sozialen Netzwerke, die ihre Werbepartner nicht vergraulen wollen, haben Jebsen einen Tritt verpasst. Eine Landesmedienanstalt, die noch mit kaum Personal und Geld ausgestattet ist, hat ein Verfahren eingeleitet gegen Jebsens Plattform. Der Verfassungsschutz hat die Plattform im Visier. Und jetzt gab es einen Hack durch unbekannte Personen unter dem Anonymous-Banner, der angeblich die Datenbank mit Spendern aus dem Publikum erbeutet hat. Es ist durchaus möglich, dass die Daten geteilt werden mit dem deutschen Verfassungsschutz, was wiederum die Frage aufwirft, wie stark der deutsche Inlandsgeheimdienst in der Hacker-Szene vernetzt ist und ob nicht indirekt und inoffiziell heikle Kooperationen existieren. Es ist auch nicht auszuschließen, dass der Verfassungsschutz eine menschliche Quelle im Umfeld von Jebsen hat oder dass „befreundete ausländische Dienste“ bei dem Hack mithalfen. Häufig sind Webseiten und Server von Internetaktivisten aber einfach nur mäßig oder schlecht gesichert.
Auf der Webseite Anonleaks sieht man Screenshots aus der WordPress-Verwaltung von Jebsens Seite. Es ist die Rede von einer Cross-Site-Scripting-Lücke und dem Fund einer Datenbank-Kopie mit 39.000 Abonnenten-Daten und Spenderdaten.
Wir werden interessierten Journalisten natürlich auf Nachfrage die Daten zur Verfügung stellen.

Je beliebter Jebsen wurde bei seinem Zielpublikum, umso mehr wuchs die Verachtung von Seiten der (linken) Hackerkreise, die bereits andere Webseiten angegriffen hatten. Wäre Jebsens Aktivismus nicht so platt gewesen und beinahe identisch zu zig anderen Plattformen, wäre er nicht zum Hassobjekt linker Hackerzirkel geworden. Aktivismus ist meist so beschaffen, dass er die Bevölkerung spaltet und Gruppen gegeneinander hetzt. Jebsens Panikmache vor einer „Coronadiktatur“ nährte eine hysterische Verweigerungshaltung bei seinen Fans und zusätzlich Wut auf jene Bürger, die die Pandemie ernst nahmen.
Neben ein paar zentausenden Euros an Direktspenden hatte Jebsen noch Einnahmen über Patreon und im vergangenen habe er noch 200.000€ in Bitcoin eingesammelt. Laut Anonleaks will man die Datenbank mit Journalisten teilen, aber nicht mit dem Verfassungsschutz. Jener könnte aber letztendlich eine Kopie erhalten über einen Journalisten.
In den Kommentaren werden bereits weitere Messer gewetzt:
Klasse! Wann ist reitschuster dran?
Für uns ist Jebsen mit seinem Blog nicht anders als Hildmann mit seinem Blog. Ende.
Wäre ja mal interessant zu sehen, ob bei den Spendern der ein oder andere russische Name auftaucht.
Wollt ihr interessierten Journalisten die Daten geben auf Nachfrage oder ist das ein Zitat? Egal wie man zu Jebsen steht aber Kollegen und vor allen deren Spender zu denunzieren geht gar nicht, Du warst sicher zu infokrieg.tv Zeiten auch im Visir die VS. Da fändest Du auch nicht gut wenn Hacker die Daten Deiner Spender weitergeben!
In den Kommentaren meinten die Leaker, sie wollen nicht die Daten an den Verfassungsschutz geben, sondern nur Journalisten. Aber das kann so oder so beim Geheimdienst landen.
Das tun die eh, weil NSA und co. eh alles abfischen, aber wenn Hinz und Kunz an die Daten kommen kann es ja auch mal „Hausbesuche“ bei Spendern geben!
Wäre ne gute Sache. Spender sind genau so kriminell wie dieser Jebsen selber. 👍👍👍
f0zzn
Die Wortpspiele „Kendemie“ oder „Yes We Ken“ lassen auf jemanden Kreatives rückschließen, nicht auf reine Bürokraten. Entweder jemand hatte zu viel Zeit oder war wirklich mit Herzblut gegen Ken Jebsen dabei.
Die Hackerszene und die deutschen Geheimdienste werden sich teilweise überschneiden, sich kennen oder Druck aufeinander auswirken. Der Verfassungsschutz kann die Anti-Ken-Hacker durchaus einfach machen lassen, dabei die Daten abschöpfen, aber gleichzeitig ihre Agenten und Informationen in der Hackerszene im Spiel halten. Es kann durchaus sein, dass dies eine Verfassungsschutz-Operation war, die man über die Hackerszene laufen ließ, bei der sie Szene vielleicht nur 5% wusste.
Mich würde wundern, wenn die gesamte Hackerszene überhaupt nicht coronakritisch bzw. coronapolitikkritisch wäre. Zumal Ken Jebsen mit seiner Kritik an 9/11, NATO-Angriffskriege und finanzieller Ungleichheit bei vielen Hackern Gehör finden sollte. Es wäre also durchaus nützlich zu wissen, wie die Hackerszen zu Corona bzw. zur Coronapolitik steht. Dieses Wissen bleibt wohl leider den Geheimdiensten vorenthalten.
Weil nach meinem Auftritt 2008 bei einer Schweizer Konferenz bei Folgeveranstaltungen schräge Gäste eingeladen wurden wie ein Scientology-Sprecher, dachten Hacker unter dem Anonymous-Banner, wir seien irgendwie pro-Scientology usw. Daraufhin folgte eine Reihe an digitalen Angriffen. Jebsen meint, er mache den tollsten Aktivismus gegen das Böse. Die Typen, die ihn jetzt gehackt haben, meinen, sie machen den tollsten Aktivismus gegen das Böse. Du hast vollkommen recht, dass dabei Verwirrung entsteht, weil sich prinzipiell jeder als tollen Aktivisten verkauft mit Durchblick. Gerade während der Bush-Admin gab es viele faule Eier, die auf den Anti-Bush-Zug aufsprangen um damit Karriere zu machen. Seit 2005 habe ich einige Figuren aus der Szene erlebt und es ist erschreckend.
https://www.t-online.de/digital/internet/id_90210832/hackerangriff-auf-ken-jebsen-anonymous-attackiert-kenfm-.html