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Der große Friedhof der zumeist erfolglosen Revoluzzer

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Bild: Kamira/Shutterstock.com

Es gibt viele fragwürde Revolutionen und Revolutionsführer. Ein paar wenige Namen und Gesichter gelangten zu internationaler und dauerhafter Bekanntheit, wie zum Beispiel Mao, Hitler, Lenin oder Ché Guevara, bei dem viele gar nicht so richtig dessen Geschichte und den hochkomplexen Kontext kennen. Auch Fidel Castro ist vielen Menschen nur halbwegs geläufig als Zigarre rauchender Polemiker mit Militär-Mütze. Bei Nelson Mandela weiß der Durchschnittsbürger gerade noch, dass jener irgendwie in Afrika wegen irgendwas lange im Gefängnis saß.

Guevara

Guevara stammte aus einer argentinischen bürgerlichen Familie und studierte Medizin. Während seinem Aufenthalt in Guatemala erfolgte ein von der CIA organisierter Putsch gegen den Präsidenten Jacobo Árbenz Guzmán (Operation PBSUCCESS). Guzmán hatte sich gegen die Ausbeutung durch den US-Konzerns United Fruit Company gewehrt, geriet dabei aber teils auf die kommunistische Schiene. Guevara erlebte amerikanische Bombenabwürfe und seine Freunde wurden verhaftet. Ihm fiel nichts Besseres ein, als sich 1955 in Mexiko Fidel Castro anzuschließen, sich zum Kämpfer ausbilden zu lassen und an der Eroberung Kubas teilzunehmen. Die sowjetischen Geheimdienste misstrauten Castro, weil er die Revolution ohne sowjetische Kontrollmechanismen durchführte und sich erst dann Moskau anbiederte. Als Guevara Industrieminister und Zentralbankchef wurde, zeigte sich die gleiche Ahnungslosigkeit, Brutalität und Inkompetenz wie bei dem chinesischen Revoluzzer Mao. Die Oberschicht des Landes flüchtete in den US-Bundesstaat Florida und Kuba rottete vor sich hin. Die Bewertung seiner Persönlichkeitsstruktur fällt schwer, da er als Guerilla-Kämpfer von manchen als genauso legitim betrachtet wird, wie der Offizier eines regulären Militärs. Folter, Ermordungen und Schauprozesse sollen ihm Vergnügen bereitet haben und er erklärte, „eine kaltblütige Tötungsmaschine zu werden, angetrieben von blankem Hass“. Er zerstritt sich mit Castro, verlor alle seine Ämter und versuchte es erfolglos als Revolutionskämpfer in anderen Ländern. In Bolivien wurde er 1967 von Regierungssoldaten gefangen genommen und kurz darauf erschossen. Teile der internationalen Linken zelebrierten einen Personenkult um ihn und druckten sein Gesicht auf T-Shirts.

Mandela

Der Hype um Nelson Mandela war unglaublich: Staatschefs und Prominente, TV-Sender und Zeitungen huldigten einem erfolglosen kalten Krieger, der mit dem bewaffneten Kampf eine sowjetische Revolution erreichen wollte. Der wichtigste Unterschied zwischen Guevara und Mandela ist nur, dass letzterer keine militärischen Erfolge vorweisen konnte. Die bestialischen Gewaltorgien der ANC und anderer schwarzafrikanischer Befreiungsbewegungen werden von der linken Presse gefeiert als Volkserhebungen gegen Ungerechtigkeit und Apartheid. Die Wahrheit ist allerdings, dass Südafrika mehrere autonome Stammesgebiete hatte, in denen die Stämme keiner Rassentrennung zwischen schwarz und weiß unterworfen waren und ansonsten weitestgehend sich selbst regieren konnten. Den Kommunisten von der ANC ging es niemals primär darum, Freiheit oder Selbstbestimmung zu erlangen, sondern nur darum, sich am Vermögen der weißen Südafrikaner zu bereichern.

“Man darf nicht aufgeben. Es geht um Freiheit oder Tod. Die kubanische Revolution ist eine Quelle der Inspiration für alle freiheitsliebenden Menschen.”

– Nelson Mandela 1991 in Kuba

Als Anführer des terroristischen Flügels der ANC und der südafrikanischen kommunistischen Partei war er verantwortlich für Bombenanschläge, bei denen auch unschuldige Frauen und Kinder umkamen. Zwei der größten Spender an die ANC in den 1990er Jahren waren die Diktatoren Muammar Gaddafi und General Suharto. Seine Frau Winnie verteidigte die grausame Praxis des “Necklacing”, bei der Opfern benzingefüllte Autoreifen umgehängt und diese dann angezündet wurden.

Castro

Fidel Castro war der Rockstar unter den Kommunisten. Kein dröger Bürokrat wie Breschnew oder Chruschtschow, sondern ein Schaumschläger, der heimlich in einem Reichtum badete, von dem selbst die höchsten Mitglieder des Politbüros in Moskau nur träumen konnten. Nichtsdestotrotz gab es in den sowjetischen Geheimdiensten immerzu, von Anfang an, größtes Misstrauen gegenüber Castro. Castro stammte aus wohlhabenden Faschistenkreisen und bekam seine Ausbildung an einer Jesuitenschule. Er hatte keinen nennenswerten Kontakt mit den Sowjets bis kurz nach seiner Revolution. Er hätte unter Fulgencio Batista Karriere machen können. Stattdessen führte er eine linke Revolution durch und bot sich danach den Sowjets als Partner an. Der KGB war äußerst misstrauisch. Und das aus gutem Grund. In der Untersuchung “Fidel Castro Supermole” geht Servando Gonzalez einigen wichtigen Spuren nach. Um Probleme mit den kubanischen Behörden zu vermeiden, flog Castro mit seiner Frau in die USA und lebte freiwillig für etwa anderthalb Jahre in New York. Über seinen genauen Verbleib während dieses langen Aufenthalts in den USA ist nichts bekannt, und er vermeidet sorgfältig jede Erwähnung dieses Lebensabschnitts, in dem er sich praktisch in Luft aufgelöst hat. Es ist das Standardverfahren des KGB, keinem seiner Offiziere mehr zu trauen, der aus irgendeinem Grund in einem ausländischen Gefängnis gesessen oder sich für eine nicht lückenlos erklärbare Zeit in einem fremden Land aufgehalten hat. 1961 gab der Unterausschuss für innere Sicherheit des Senats eine 12-bändige Studie mit dem Titel „Kommunistische Bedrohung der USA durch die Karibik“ heraus. Die Studie enthält die Zeugenaussagen einiger hochrangiger US-Regierungsbeamter, die fest daran glauben, dass Castro ohne die fortgesetzte Unterstützung des US-Außenministeriums nicht an die Macht in Kuba hätte gebracht werden können. Das Thema kam im Verlauf einer Pressekonferenz von Präsident Kennedy am 24. Januar 1962 erneut zur Sprache. Präsident Kennedy wurde zu den Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit dem Mitarbeiter des Außenministeriums William A. Wieland befragt, der Castro geholfen hatte, an die Macht zu kommen, wie drei amerikanische Ex-Botschafter in einer Zeugenaussage vor dem Unterausschuss für innere Sicherheit des Senats sagten. Obwohl Kennedy bestritt, dass Wieland ein Sicherheitsrisiko darstelle, bestanden weiterhin Zweifel an ihm. Etwas, das die Aufmerksamkeit der Sowjets erregte, war die amerikanische Eile, Castros Regierung nach Batistas Flucht am 1. Januar 1959 anzuerkennen. Diese Eile war nicht nur für die Sowjets, sondern auch für einige amerikanische Diplomaten überraschend. Der sowjetische Verdacht wurde auch durch das Verhalten der CIA gegenüber Castro geweckt. In seiner viel gelesenen Kolumne enthüllte Drew Pearson am 23. Mai 1961, dass hartnäckige Gerüchte im diplomatischen Korps darauf hindeuteten, dass die CIA seit Jahren dabei geholfen habe, Castro an die Macht zu bringen. Die Gerüchte hatten weiter besagt, dass die CIA-Agenten in ihren Bemühungen, Präsident Batista loszuwerden, während des Guerillakrieges in den Bergen Waffen und Munition an Castro geliefert hatten. Als er in der Sierra Maestra gegen die Truppen von Batista kämpfte. Castro erhielt einige Waffen, die von der International Armaments Corporation geliefert wurden, der Firma, die im Auftrag der CIA Waffen nach Guatemala schickte, um die Regierung von Jacobo Arbenz zu stürzen. Die Firma wurde von Samuel Cummings, einem ehemaligen CIA-Agenten, organisiert. Es gibt auch Beweise dafür, dass die CIA zwischen Oktober 1957 und Mitte 1958 nicht weniger als fünfzigtausend Dollar an Castros Männer in Santiago de Cuba gab. Botschafter Earl T. Smith bemerkte, dass während seiner Mission in Havanna die Pro-Castro-Neigung des CIA-Stationsleiters in der Botschaft so offensichtlich war, dass er ihn von Zeit zu Zeit im Scherz fragte, ob er nicht ein Fidelista sei. Als er am 30. August 1960 vor dem Ausschuss für innere Sicherheit des Senats aussagte, bestätigte Smith, dass der Leiter der CIA-Abteilung in der amerikanischen Botschaft in Havanna pro-Castro war und dass der zweite CIA-Mann in der Botschaft im September 1957 einen Aufstand kubanischer Marineoffiziere gegen Batista förderte. Botschafter Smith ging noch weiter und beschuldigte die Regierung der Vereinigten Staaten, d.h. bestimmte Mitglieder des Kongresses, der CIA, des Außenministeriums sowie einige Teile der Presse, direkt für die Machtübernahme Castros verantwortlich zu sein.

„Castro hat nie einen militärischen Sieg errungen“,

erklärte Smith.

„Die Tatsache, dass die USA Batista nicht mehr unterstützten, hatte eine verheerende psychologische Wirkung auf die kubanischen Streitkräfte und auf die Führer der Arbeiterbewegung. Die Aktionen der USA waren für den Aufstieg Castros an die Macht verantwortlich“.

Am Morgen des 7. April 1961 wateten 1400 Exilkubaner, die von den Vereinigten Staaten geschickt worden waren, an einem Strand namens Playa Girón, in der Nähe einer Bucht südlich des zentralen Teils der Insel – der Schweinebucht – der Katastrophe entgegen.  Dann sahen die sowjetischen Führer und die Analysten des Geheimdienstes ungläubig zu, wie John F. Kennedy, der mit genügend militärischer Macht ausgestattet war, um die Welt zu zerstören, nichts unternahm, während Fidel Castro Gefangene am Strand zusammentrieb. Einige Tage, nachdem Castro seinen Sieg erklärt hatte, wurde ein kleines Team von KGB-Offizieren der Spionageabwehr mit einer schwierigen Aufgabe betraut: Die gesamte Schweinebucht-Operation zu analysieren.

Survivor’s Bias

Kaum einer kann sich heutzutage spontan erinnern an die Details des Wirkens von „Carlos dem Schakal“ und es benötigte einen Haufen Kinofilme, um die Erinnerung wachzuhalten an einen Bruchteil der RAF-Mitglieder. Abseits der wenigen Stars aus der Revoluzzer-Ecke sehen wir eine Masse aus wenig bis fast schon unbekannten Personen, die sich für nichts und wieder nichts abrackerten mit militanten und nicht-militanten Methoden, teils sogar mehrfach die ideologische Schiene und Seiten in einem Konflikt wechselten, und schließlich alt wurden, ohne ihre Interessen wirklich umgesetzt zu haben. Wissenschaftler nennen das Phänomen, dass wir auf die wenigen Stars fokussiert sind und gleichzeitig die Massen an Gescheiterten und Erfolglosen ausblenden, „Survivor’s Bias“. Es erinnert an Karrieren im Profi-Sport oder Hollywood, wo nur ein Bruchteil eines Bruchteils einträgliche Karrieren hat. Wir sehen die Geschichten derer, die es „geschafft“ haben und lassen uns dadurch motivieren, es ebenfalls zu versuchen mit dieser Laufbahn. Würden wir uns stattdessen die massenhaften Geschichten durchlesen von denjenigen, die es nicht geschafft haben, sondern hauptsächlich ihr Geld als Kellner verdienen mussten oder von der Profiliga abgelehnt wurden, weil jemand anderes noch ein kleines bisschen schneller war, dann würden wir einen weiten Bogen machen um solche Karrieren. Dieses Problem betrifft übrigens auch Geheimdienstler und „Super-Soldaten“ aus den Spezialeinheiten. Zu Beginn ihrer Karriere hatten sie noch hochtrabende Vorstellungen von großen Heldentaten, mit denen man finstere Bösewichter ausschalten und Menschen irgendwo auf dem Planeten bei einer Revolution unterstützen würde. Stattdessen folgt eine Operation auf die nächste, die den Menschen selten mehr Freiheit bringen, sondern eher Diktatoren helfen oder einfach nur den Kreislauf der Gewalt am Laufen halten. Die allermeisten Widerständler und Revoluzzer verschwenden ihre Zeit. Manche wurden beispielsweise von den Amerikanern als Strohmänner installiert und konnten im Wohlstand leben, andere bekamen hohe Posten in der DDR. Aber letztendlich erfüllte man nur Aufgaben für die Supermächte. Fragen Sie sich bei einem Aufrührer bzw. einer Bewegung, von der Sie umworben werden:

  • Was genau ist das Bildungslevel der Gruppe? Was qualifiziert diese Gruppe überhaupt?
  • Sind wesentliche Mitglieder psychisch gestört und sind Dynamiken in der Gruppe ungesund?
  • Was hat die Gruppe und was haben die führenden Mitglieder bereits jemals konkret erreicht?
  • Ist die Gruppe bereits jetzt gespalten in inoffizielle, miteinander verfeindete Untergruppen?
  • Lässt die Führung der Gruppe sich heimlich bezahlen und mit einer Agenda von den Supermächten beliefern?
  • Sind die Ideen, wie Menschen zusammenleben sollen und wie man zu diesem System gelangen möchte, realistisch?

Bevor man sich in irgendeinen Aktivismus stürzt, sollte man sich bilden über den Berg an vergangenen Fehlschlägen. Meistens fehlt es den Aktivisten generell an Bildung zu Aktivismus oder die Bildung ist gefärbt und stammt aus der eigenen ideologischen Szene. Praktisch jede Szene pflegt einen Kult über die vergangenen und aktuellen Revoluzzer aus den eigenen Reihen und verlangt die Glorifizierung von den Mitgliedern.

AlexBenesch
AlexBenesch
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