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Kekulé: Kein zweiter Lockdown

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Ende März gab es in Deutschland rund 6000 Neuinfektionen mit COVID-19 pro Tag, worauf der allgemeine Lockdown erfolgte. Momentan pendelt der Wert zwischen 1500 und 2000 wegen Urlaubsheimkehrern und Menschen, die überhaupt keinen Anlass sehen für Masken und Abstand. Der Virologe Alexander Kekulé erteilt Gerüchten über einen zweiten allgemeinen Lockdown eine Absage im aktuellen Interview mit der WELT: Keine weiteren Lockerungen, aber eben auch kein zweiter Lockdown. Im Herbst kommen die saisonalen Grippen dazu, die Immunsysteme geschwächt durch Sonnenmangel und man müsse hoffen, das man die Situation im Rahmen hält.

Irgendwann, so der Virologe in einem früheren Kommentar, hätten dann 60 bis 70% der Deutschen die Krankheit mitgemacht oder wären daran gestorben:

Wir haben etwa 82 Millionen Bundesbürger. Nehmen wir an, 70 Prozent (also gut 57 Millionen) infizieren sich und etwa 20 Prozent der Corona-Infizierten (knapp 11,5 Millionen) müssen ins Krankenhaus – wovon wiederum jeder Vierte auf einer Intensivstation betreut werden muss. In diesem Fall bräuchten wir Intensivbetten für etwa 2,9 Millionen Personen; jeweils 10 Tage pro Person.

Alexander Keukulé

Das hieße, wir müssten unsere Intensivbetten verdoppeln und 80% aller Intensivbetten nur für COVID aufwenden. Dann müssten sich die Patienten immer noch auf fast 2 Jahre (!) verteilen, damit die Versorgung nicht zusammenbricht.

Ein exponentieller Wiederanstieg der Infektionszahlen geht schneller als ein Absinken der Fälle.

Kekulés Vorfahre war Mitglied der Royal Society und der Royal Society of Edinburgh, die führenden Wissenschaftsorganisationen des Welfen-Hochadels.

Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Influenza-Pandemieplanung. In seinem Text “Schutz der Bevölkerung vor neu auftretenden Influenzaviren. Bericht der Schutzkommission” von 2006 heißt es:

Für ein Worst-case-Szenario nach dem Vorbild der „Spanischen Grippe“ von 1918 existieren bisher keine adäquaten Planungen. Eine Pandemie vom Typ der „Spanischen Grippe“ (1918) würde – ohne Schutzmaßnahmen – zu 80.000 bis über 1 Mio. Todesopfern in Deutschland führen, also eine Katastrophe im Sinne des Bevölkerungsschutzes darstellen.

In diesem Zusammenhang wird auch die Planung von Maßnahmen zur Abschwächung von Kollateraleffekten auf die Infrastruktur dringend empfohlen, da hierdurch (etwa durch Ausfälle des Transports, der Lebensmittel- oder Energieversorgung) eine größere Gefährdung der Bevölkerung ausgehen kann als durch die Influenza selbst.

Die Umsetzung der im Nationalen Pandemieplan empfohlenen Maßnahmen kommt nach Ansicht der Arbeitsgruppe auf Länderebene teilweise zu langsam voran und ist nicht vollständig. Nur wenige Bundesländer haben ihre Pandemiepläne weitgehend fertig gestellt. Die dringend empfohlene Einrichtung von Schwerpunktklinken wurde aus Kostengründen kaum realisiert. Auch die Beschaffung von erforderlicher Ausstattung sowie Ausbildung und Übung sind auf der operativen Ebene nicht genügend realisiert.

Inzwischen ist man mit den Vorbereitungen weitergekommen, allerdings war die Zielsetzung nur, sich auf eine gewöhnliche Pandemie einzustellen, nicht auf ein Worst Case-Scenario:

Der Nationale Pandemieplan (RKI) basiert auf folgenden Kennzahlen:

  • Erkrankungsrate: 15-50 %
  • Zusätzliche Arztbesuche: 6-21 Mio.
  • Klinikeinweisungen:180.000 – 600.000
  • Tote: 48.000 – 160.000

Diese Zahlen werden für die Hauptwelle der Pandemie („Peak“) von 8 Wochen angenommen. Diese Schätzungen, welche die Basis aller nachgeordneten Pandemieplanungen darstellen, sind jedoch unvollständig und basieren z. T. auf nicht realistischen Annahmen.

Für die Abschätzung eines Szenarios nach Art der „Spanischen Grippe“ sind diese Zahlen zu optimistisch. Beispielsweise geht der Nationale Pandemieplan für alle Szenarien von einer Letalität von 0,4 % aus, obwohl die Letalität der Spanischen Grippe bei 2,5 % lag (einige Quellen gehen bis 8 %). Für das Szenario mit 50 % Erkrankungen würde dies maximal über eine Million Todesopfer in Deutschland bedeuten, wogegen der Nationale Pandemieplan maximal 160.000 erwartet. Die Zahlen für zu erwartende Arztbesuche und Klinikeinweisungen verhalten sich entsprechend.

Der Nationale Pandemieplan sieht die Influenza als isoliertes Geschehen an und fokussiert ausschließlich auf medizinische Maßnahmen. Im Hinblick auf den Zuständigkeitsbereich des BMG erscheint dies nachvollziehbar. Aggravierende Sekundär- und Kollateraleffekte, die den Verlauf einer „Katastrophe“ entscheidend mitbestimmen, wurden jedoch nicht berücksichtigt. Hierzu gehören:

  • Beeinträchtigung der allgemeinen medizinischen Versorgung (für Influenza und andere Erkrankungen), etwa durch krankheits- oder panikbedingten Ausfall von Medizinpersonal.
  • Beeinträchtigung von staatlicher und kommunaler Infrastruktur (z. B. Versorgungsbetriebe, Datennetze, Verkehr).
  • Versorgungsengpässe durch Beeinträchtigung von Unternehmen (z. B. Lebensmittel, Medikamente, Kraftstoffe, Heizstoffe).
  • Panikreaktionen der Bevölkerung (z. B. Hamsterkäufe, Flucht aus Ballungsräumen, Gewalttätigkeiten)
AlexBenesch
AlexBenesch
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