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Der Illuminaten-Orden schuf notgedrungen die moderne Verschwörungsliteratur, weil Weishaupt aufgeflogen war

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Aus dem Buch „Der Geführte“

Die moderne Verschwörungsliteratur begann in den 1790er Jahren als großangelegte Kampagne aus Kreisen des deutsch-britischen Welfenadels, um die Rolle der Welfen-Geheimdienste bei der Französischen Revolution wenige Jahre zuvor zu verschleiern.

Adam Weishaupt hatte versagt, die Informationen seines Illuminaten-Ordens, darunter auch geheime Mitgliederlisten, ausreichend vor der Polizei zu schützen und so sahen sich die Mitglieder der Illuminaten aus dem Welfen-Adel genötigt, sich durch vielfältige Publikationen von radikal-aufklärerischen Strömungen zu distanzieren, sich dumm zu stellen und zu behaupten, man sei getäuscht worden durch mysteriöse französische Revoluzzer, Agenten der Stewart-Dynastie oder katholischen Jesuiten, die im deutschen Raum verschiedene Logen und Orden unterwandert hätten.

Die ranghohe Welfen bei den Illuminaten waren eng mit dem britischen Thron verwandt und zählten demnach zu dem Kreis der Verdächtigen, die den Untergang der französischen Monarchie bewirken wollten: Die Prinzen Karl von Hessen und Ferdinand von Braunschweig sowie die Herzöge Ernst von Sachsen-Gotha und Carl August von Sachsen-Weimar.

Der Herzog von Braunschweig ließ 1794 ein Manifest an alle Freimaurer-Logen verteilen, in dem er die Geschichte erzählte, dass irgendwelche ganz geheimen Verschwörer (aus Frankreich) das Freimaurertum infiltriert hätten und dass genau diese nebulösen Verschwörer verantwortlich seien für die Französische Revolution und diverse Aufstandsbewegungen. Drei Jahre später erschienen die Verschwörungsbücher von Robison, Barruel und anderen, die exakt diesem Tenor folgten. Wäre Weishaupts Orden nicht aufgeflogen durch Schlamperei und Informationslecks, wären die Illuminaten in der Verschwörungsliteratur wohl nur am Rande erwähnt worden.

Der Illuminat Ernst August von Göchhausen (herzoglich Sachsen-Weimarischer geheimer Kammerrat zu Eisenach) publizierte bereits 1786 anonym seine „Enthüllung des Systems der Weltbürgerrepublik“ und stänkerte in dieser Schrift gegen katholisch-jesuitische Geheimorganisationen, die als Tarnung aufklärerische Strömungen verwenden würden.

Karl von Eckartshausen, der ebenso wie Göchhausen ehemaliges Mitglied in Adam Weishaupts Orden war und später als mystizistischer Theosoph galt, veröffentlichte 1791 anonym das Pamphlet „Ueber die Gefahr, die den Thronen, den Staaten und dem  Christenthume den gänzlichen Verfall drohet: durch das falsche Sistem der heutigen Aufklärung, und die kecken Anmassungen sogenannter Philosophen, geheimer Gesellschaften und Sekten“.

Es folgten Verschwörungsbücher von u.a. Johann August von Starck, der vom Großherzog von Hessen in den Adelsstand erhoben worden war, von Johann Christoph Bode (Titel eines Herzoglich Sachsen-Meiningschen Hofrates), von John Robison (Mitglied der adeligen Wissenschaftsvereinigung Royal Society) und Abbé Barruel. Robisons Buch „Proofs of a Conspiracy“ wurde zum Bestseller und er hatte sich dafür mit allerhand Material versorgen lassen von dem Geheimagenten und Diplomaten Alexander Horn, der eng mit der Familie Thurn und Taxis in Deutschland arbeitete, die wiederum der britischen Krone nahestand. Robison erzählte genau das, was die Welfen verbreiten wollten: Britische Freimaurer seien völlig brav, während die französischen Logen voll waren mit gefährlichen Revoluzzern. Robison versuchte nicht einmal ansatzweise, zu untersuchen, ob es eine Welfen-Spur gibt bei der Französischen Revolution.

Barruel bekam in London Hilfe von dem adeligen Parlamentsabgeordneten und Freimaurer Edmund Burke, der später Privatsekretär des britischen Premierministers Charles Watson-Wentworth wurde, des 2nd Marquess of Rockingham, ausgezeichnet mit dem Order of the Garter, Mitglied im Kronrat und Fellow der Royal Society. Später wurde Burke selbst Mitglied im Kronrat.

Der junge Weishaupt verließ das Jesuitenkolleg Ingolstadt im Alter von 15 Jahren und wurde von Christian Wolffs Schüler Johann Adam von Ickstatt adoptiert und im Geiste der „aufgeklärten“ Wolff’schen Philosophie erzogen. Wolff war Mitglied der britisch-königlichen Wissenschaftlervereinigung Royal Society,  befand sich zeitweise in der Welfen-Hochburg Hessen und lehrte an der Welfen-Universität Marburg. Adams Vater hatte Rechtswissenschaften in Würzburg studiert bei Johann Adam von Ickstatt, ein Mann der „Aufklärer“-Szene. Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim ernannte Adam Weishaupts Vater zum öffentlichen Corepitor der Rechte und zum außerordentlichen Lehrer für Rechtsgeschichte. Die von Schönborns stiegen in den Hochadel auf und hatten Verbindungen zu den Häusern Schaumburg, Diez und Nassau-Weilburg.

Adam floh vor der Polizei. Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (ein Welfe und seit 1783 Mitglied der Illuminaten unter dem Ordensnamen Quintus Severus bzw. Timoleon) gewährte ihm in Gotha Asyl. Die Ironie ging an vielen Beobachtern nicht vorbei: Der angebliche Aufklärer, der die Welt von dem Joch des Absolutismus befreien wollte, flüchtete sich zu einem mächtigen Welfen und wurde von diesem finanziert. Es wäre höchst gefährlich gewesen, wenn Weishaupt in Gefangenschaft geraten wäre und weitere Informationen preisgegeben hätte. Möglicherweise sicherte sich Weishaupt rechtzeitig ab vor seinen Auftraggebern von den Welfen mit Hilfe von belastenden Dokumenten, die im Falle eines Attentats auf ihn oder einer Gefangennahme an die Öffentlichkeit gelangen würden (ein sogenannter Dead Man’s Switch). Für die Welfen wäre es am angenehmsten gewesen, Weishaupt einfach heimlich umzubringen, sich öffentlich von seinem Wirken zu distanzieren und zu behaupten, man sei von Weishaupt und irgendwelchen ominösen französischen Kräften getäuscht worden. Stattdessen durfte Weishaupt in Gotha leben mit dem Titel und der Pension eines Hofrates. Er veröffentlichte fortan eine Reihe von Texten, die den Illuminatenorden verharmlosten, was ihm wohl so von den Welfen befohlen wurde.

AlexBenesch
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