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Im Jahr 2020 sind alle wichtigen Nationen kampfbereit

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Das Jahr 2020 taucht verblüffend oft in Strategieplanungen von höchster Bedeutung auf der ganzen Welt auf. Ob im Zusammenhang mit Atomwaffen, Streitkräften, Wirtschaft oder Religion, ständig stoßen wir auf diese Zahl. Sogar führende Terroristen haben angekündigt, dass ab diesem Jahr eine nie zuvor gekannte Kampagne starten werde. Dies hat nichts mit Prophetie zu tun, sondern mit der gegenseitigen Beeinflussung: Niemand will den Anschluss verpassen, jede Gruppe fühlt sich unter immensen Druck gesetzt und will das vorhandene Zeitfenster nutzen. 2020 will die Supermacht Russland ihr ehrgeiziges Modernisierungsprogramm für die Streitkräfte im Umfang von hunderten Milliarden Euro abgeschlossen haben. Im selben Jahr soll Chinas Marine größer sein als die der USA. Mit genügend Atomwaffen sowie mehreren Flugzeugträgern will Peking endlich den Sprung von einer bloßen Regionalmacht zu einer weltweit entscheidenden Militärmacht schaffen. Die USA planen die „Armee 2020“ und das „U.S. Army Capstone Concept“ für die Streitkräfte ab 2020. Präsident Donald Trump möchte neben dem Nukleararsenal auch die Marine, die Luftwaffe und weitere Bereiche gravierend aufrüsten, um Amerika wieder „großartig“ und gefürchtet zu machen.

Mit fanatischer Präzision will man jeden wichtigen Trend vorhersehen und für die Zukunft bereit sein. Großbritanniens Militär wird transformiert mit dem Konzept „Zukunft der britischen Armee (Army 2020)“. Die EU mutiert derweil ohne konkretes Zieldatum zu einem einheitlichen Bundesstaat mit 450 Millionen Bürgern und einer eigenen, einheitlichen Armee auf dem Niveau einer Supermacht. Saudi-Arabien plant die „Vision 2020“ um zu einer der führenden Wirtschaftsmächte zu werden.

Die al-Haram-Moschee im saudischen Mekka, das Zentrum der islamischen Welt, soll bis 2020 drastisch vergrößert und modernisiert werden.

Das Land ist derzeit auf Platz vier weltweit, was die anteiligen Rüstungsausgaben pro Jahr anbetrifft. Gewaltige 10% des BIP, rund 80 Milliarden Dollar, werden für das Militär aufgewendet; Tendenz steigend. Angesichts des iranischen Nuklearprogramms haben die saudischen und weiteren arabischen Führer geschworen, ihr eigenes Atomprogramm zu starten. Man hofft dabei auf Technologie und Ingenieurskunst aus Pakistan, denn schließlich finanzierten die Saudis einst die Arbeit des Physikers Abdul Khan, ohne den es das pakistanische Programm nicht geben würde. Uran gibt es vom Nachbarn Jordanien.

Ost und West stehen sich seit der Ukraine-Krise im Jahr 2014 immer feindseliger gegenüber und trennen sich zunehmend auch wirtschaftlich voneinander. China und Russland fürchten nun einen starken Einbruch ihrer Wirtschaftsleistung, der auch zu einer verheerenden technologischen Unterlegenheit führen kann. Der einflussreiche US-Think Tank RAND schätzte bereits kurz vor der Wende, dass im 21. Jahrhundert Großmächte zu einem begrenzten Überraschungsangriff mit Atomwaffen verleitet werden könnten, wenn es lohnenswert genug erscheint, wenn ein schneller Sieg möglich scheint, oder wenn sich nur auf diese Weise die eigene Herrschaft fortführen lässt.

Paradoxerweise hat die Verringerung der Nuklearwaffenarsenale seit Ende des kalten Krieges die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese Waffen zum Einsatz kommen. Es gibt nicht mehr das abschreckende Potenzial des Overkills mit zehntausenden Sprengköpfen, sondern vielmehr die Gefahr eines verlockenden, „begrenzten“ atomaren Konflikts um die wichtigsten Schaltstellen und Einrichtungen des Gegners auszuschalten.

Nachdem der Westen Jahrzehnte lang den Osten wirtschaftlich und technologisch gefördert und eine gemeinsame „Neue Weltordnung“ in Aussicht gestellt hatte, dreht man seit der Ukraine-Krise 2014 plötzlich immer mehr den Hahn zu. Die Nachfrage nach russischem Öl und Gas ist erlahmt, die Preise sind abgestürzt. Westbanken dürfen den Russen wegen den Sanktionen keine frischen Kredite geben. China steht vor existenziellen Problemen mit einer überalterten, unzufriedenen und zu großen Bevölkerung, Schuldenblasen sowie dem drohenden Ende der Ära als begehrter Produktionsstandort für Konzerne aus dem Ausland. Der einzige Weg, auf dem Moskau und Peking konkurrenzfähig bleiben könnten, wäre die Beendigung der diktatorischen Herrschaftssysteme. Diesen Schritt wollen die Diktatoren aber dringend vermeiden, weil sie die Wut ihrer Bevölkerungen fürchten. Was bleibt, ist ein Zeitfenster ab 2020, in dem die zwei Supermächte aus dem Osten in einer Art „Koalition der Willigen“ zusammen mit Indien und diversen lateinamerikanischen Staaten im Boot den Westen angreifen könnten, in der Hoffnung, die Frage um globale Dominanz nachhaltig zu entscheiden. Oder aber die Supermächte in Ost und West arbeiten heimlich nach wie vor zusammen und benutzen die künstlich erzeugten Spannungen, um alle Reste von heimischer Opposition zu vernichten. Man droht möglicherweise einen Weltkrieg an und einigt sich nach einem vorher ausgehandelten Drehbuch „in letzter Minute“ auf eine gemeinsame Weltregierung. Schätzungen zufolge geben die Chinesen längst genauso viel für ihr Militär pro Jahr aus wie die Amerikaner. Das International Institute for Strategic Studies schätzte in einem Bericht von 2011, dass China innerhalb von 15 bis 20 Jahren militärisch gleich stark sein wird wie die USA. Die chinesischen Medien zeigten 2013 offen Grafiken über Schadenseinschätzungen bei Atomwaffenangriffen gegen Seattle und Los Angeles.

Anstatt sich daran zu erfreuen, dass nun irgendwie ein Machtgleichgewicht entstünde, welches den Militärapparat der USA in die Schranken weist, sollte man dringend verstehen, dass der Westen China seit Jahrzehnten dabei fördert, zu einer ernsthaften Bedrohung zu werden. Der Westen hat sich also genau den passenden Vorwand geschaffen, um als Weltpolizei im Geschäft zu bleiben. Polit-Analysten haben meist die größten Schwierigkeiten, wirklich einzuschätzen was die Führungscliquen beabsichtigen oder wozu sie imstande sind, oder sie folgen einfach standardmäßig der aktuellen politischen Windrichtung. Lange Jahre war im Westen der Kuschelkurs vorgeschrieben im Hinblick auf Russland und das kommunistische China.

US-Präsident Obama machte sich 2012 in einer Wahlkampf-Debatte über seinen Herausforderer lustig, den Republikaner Mitt Romney. Dieser hatte nämlich Russland als größte geopolitische Bedrohung für Amerika bezeichnet. Obama konterte sarkastisch:

[penci_blockquote style=“style-2″ align=“none“ author=““]„Die 1980er Jahre sind am Telefon und wollen ihre Außenpolitik zurück, weil der kalte Krieg seit 20 Jahren vorbei ist!“[/penci_blockquote]

Dabei war die US-Regierung ganz genau im Bilde darüber, wie gefährlich der Osten geworden ist. Das angloamerikanische Establishment hat seit Jahrzehnten seine zwei größten Feinde in Form von China und Russland aufgebaut.

Plötzlich erfolgten 2014 der Machtwechsel in der Ukraine, Russlands Eroberung der Krim und der Ostukraine. Auf einmal ähnelte Obamas Vorgehen der zuvor noch verspotteten Außenpolitik von Ronald Reagan und die Ukraine könnte sich jederzeit in ein Vietnam verwandeln. In den großen Zeitungen hieß es plötzlich: Der kalte Krieg war nie wirklich vorbei. Sorry. Im Jahr 2017 gilt es als selbstverständlich und völlig offensichtlich, dass Russland eine gewaltige Bedrohung darstellt. Zum Scherzen aufgelegt ist niemand mehr. Zwar hatte der neue US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf einen Kuschelkurs gefahren im Hinblick auf das Putin-Regime, während die russischen Geheimdienste für Trump Wahlhilfe in Form von Propagandakampagnen leisteten, allerdings kann diese politische Romanze sehr schnell beendet werden. Trumps Kabinett ist voll mit Insidern und Generälen, wobei er sich als der neue Ronald Reagan präsentiert und die Wirtschaft Chinas ausbremsen will, also das Fundament von Russlands wichtigstem Verbündeten angreift. Der neue Außenminister Rex Tillerson redete mal eben davon, den Chinesen zu verbieten, im südchinesischen Meer Inseln zu bauen und zu kontrollieren. Alle Zuhörer waren komplett baff. Wie will er das anstellen ohne Krieg? Russland hätte ziemlich freie Bahn, wenn China sich mit den USA bekriegt. Während Tillerson zuvor noch als wichtiger Vertreter der Ölbranche Deals mit russischen Unternehmen abschloss und dafür Sympathien genoss, gab er sich bei seiner Anhörung vor Amtsantritt plötzlich als außenpolitischer Falke und nannte Russland ganz klar eine Bedrohung. In einem späteren Kapitel in diesem Buch erfahren Sie mehr über die Geheimnisse der Trump-Administration.

Europa machte sich bis zu der Ukraine-Krise immer stärker abhängig von russischem Öl und Gas; es gab sogar ernste Bestrebungen, die EU und die Russische Föderation zu einer Freihandelszone zu verbinden mit Aussicht auf weitere politische, industrielle und sicherheitstechnische Integration. Von einer Energie-Union war die Rede, zahlreiche Joint Ventures zwischen Energiekonzernen waren bereits gestartet. Die Süddeutsche Zeitung druckte Putins Plädoyers für einen Wegfall der Visumspflicht und gemeinsame Industriepolitik. Die Kanzlerin Merkel, die heute wegen ihrer Sanktionspolitik eine Zielscheibe für russische Geheimdienstoperationen ist, schwärmte vor wenigen Jahren noch von einer Freihandelszone mit Russland. Der damalige Bundespräsident Köhler äußerte 2009 bei einer Rede in Berlin anlässlich vom 20. Jahrestag des Mauerfalls den Wunsch, dass „die Europäische Union mit Russland und den anderen GUS-Staaten eine Partnerschaft für Gesamteuropa entwickelt.“

Das ist nun alles vom Tisch.

Die Sanktionen zwingen Russland, mit abenteuerlichen Mitteln in einer neuen Sowjet-Wirtschaft zu überleben, inzwischen fliegt Russlands strategische Nuklear-Bomberflotte regelmäßig die europäische Peripherie ab, ständig jagen die Briten, Finnen, Schweden und Norweger mysteriöse (russische) U-Boote, das Baltikum fürchtet sich vor einer Invasion, Deutschland schafft wieder mehr Panzer an und diskutiert Geschosse aus Uran, die Polen rüsten und formen zusätzlich Milizen mit zehntausenden Bürgern, russisches Gas ist unpopulär geworden, die Ukraine will unter den NATO-Schutzmantel und die EU bastelt sich ihre eigene Armee.

Die westlichen Massenmedien und die Akademiker, die sich lange an dem Kuschelkurs mit dem Osten beteiligten, versuchen jetzt, die schockierenden Entwicklungen zu „erklären“. Die „fetten Jahre der Sicherheit sind vorbei“ hieß es 2015 in der Springerpresse. Jetzt bräuchten wir Panzer, Urangeschosse, Überwachung und Abschreckungspotenzial. Überrascht seien die westlichen Regierungen angeblich, zu naiv wären sie gewesen, zu optimistisch. Dabei ist das angloamerikanische Imperium in Wirklichkeit eines der langlebigsten und cleversten seiner Art, gibt den Ton an und denkt weit in die Zukunft voraus. Diese Strategie der Spannung und die künstliche Ost-West-Dialektik müssen unbedingt enthüllt werden, sonst gibt es ab 2020 entweder einen Weltkrieg oder eine unfreie Weltregierung.

Quellenverzeichnis:

Dokument „Army 2020 Update – MGBartell Deputy Director TRADOC

Das United States Army Training and Doctrine Command (TRADOC, deutsch Heereskommando für Ausbildung und Einsatzschulung und -entwicklung) ist eines von drei Heereskommandos auf Armeeebene und ein Major Command der United States Army. Der Verband ist für die Ausbildung und die Entwicklung neuer Strategien der Gefechtsführung und deren Umsetzung innerhalb der militärischen Aus- und Weiterbildung und deren Standardisierung verantwortlich.

Der EU-Komissionschef Jean-Claude Juncker forderte offen die EU-Armee; das Hauptquartier soll in Brüssel liegen: http://www.welt.de/politik/deutschland/article138169533/Kommissionschef-Juncker-fordert-eine-EU-Armee.html

Norbert Röttgen von den CDU, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im deutschen Bundestag, stimmt zu:

“Eine gemeinsame Armee ist eine europäische Vision, deren Zeit gekommen ist.”

„Die Armee als Ausdruck von Nationalstaatlichkeit habe sich als Idee und politisch überlebt, sagte Röttgen. Im Interesse der europäischen Sicherheit, die durch die hegemoniale Politik Russlands verletzt werde, müsse dieser Anachronismus überwunden werden.“

http://www.welt.de/politik/deutschland/article138169533/Kommissionschef-Juncker-fordert-eine-EU-Armee.html

Die deutsche Verteidigungsministerin von der Leyen erklärte: „DIE EUROPÄISCHE ARMEE IST UNSER ZIEL“

https://recentr.com/2015/05/von-der-leyen-die-europaische-armee-ist-unser-ziel/

Die SPD veröffentlichte 2007 ein Strategiepapier: “Auf dem Weg zu einer europäischen Armee“.

http://www.spd-net-sh.de/thiessen/images/user_pages/europaeische_armee.pdf

Vision 2020 – THE KINGDOM OF SAUDI ARABIA Strategic Powerhouse, Global Strength Part II

Saudi Arabia starts major expansion of Grand Masjid in Mecca http://ca.reuters.com/article/topNews/idCATRE77J0W520110820?sp=true

Saudi Arabia boosts military spending to record level http://money.cnn.com/2015/04/13/news/economy/military-spending-saudi-arabia/

http://www.nytimes.com/2015/05/14/world/middleeast/saudi-arabia-promises-to-match-iran-in-nuclear-capability.html?_r=0

http://www.wsj.com/articles/saudi-arabia-considers-nuclear-weapons-to-offset-iran-1430999409

Die RAND-Studie zu Atomkriegen im frühen 21. Jahrhundert finden sie hier:

http://www.rand.org/pubs/notes/N2614.html

The International Institute for Strategic Studies in a 2011 report argued that if spending trends continue China will achieve military equality with the United States in 15–20 years:

„East-West military gap rapidly shrinking: report“, By Peter Apps, Reuters, Tue Mar 8, 2011 http://www.reuters.com/article/2011/03/08/us-world-military-idUSTRE7273UB20110308

Flashback: Obama’s debate zinger on Romney’s ‘1980s’ foreign policy

http://www.washingtonpost.com/blogs/fact-checker/wp/2014/03/20/flashback-obamas-debate-zinger-on-romneys-1980s-foreign-policy/

Rede von Bundespräsident Horst Köhler auf der Veranstaltung „20 Jahre Mauerfall: Der Sieg der Freiheit“ am 31. Oktober 2009 in Berlin

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Bulletin/2009/11/109-1-bpr-mauerfall.html

“Die fetten Jahre der Sicherheit sind vorbei” heißt es in der WELT, nachdem die Bundesregierungen und die Massenmedien 25 Jahre lang bewusst Kuschelkurs mit dem Osten gefahren haben

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article140855667/Das-Militaerische-erlebt-bei-uns-eine-Renaissance.html

AlexBenesch
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