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Berliner Tiergarten-Mord: Russische Diplomaten werden rausgeschmissen, Papptrompeten des Kremls maulen

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Kommentar

Mehr als drei Monate nach dem Berliner Tiergarten-Mord weist die Bundesrepublik zwei russische Diplomaten aus. Der Grund: fehlende Mitwirkung der russischen Seite bei der Aufklärung des Mordes an einem Tschetschenen im August. Die Russenpropagandisten wie das COMPACT-Magazin beschweren sich, die Ausweisung sei fies und gemein, zeitlich nah am NATO-Gipfel gesetzt:

2Und das alles parallel zu einer Charme-Offensive, die der französische Präsident Richtung Moskau gestartet war: Emmanuel Macron hat eine Denkpause bei der Mittelstreckennachrüstung angeregt und versucht sich damit in Entspannungspolitik. Was immer le petit Napoléon sonst verbrochen hat – das ist gut und vernünftig und im europäischen Interesse.“ 

Macron ist ein Insider, der nur die Rolle des Putinverstehers spielt. Aber das überfordert Jürgen Elsässer, den Chefredakteur der COMPACT. Den Berliner Tiergarten-Mord nennt Elsässer einen „Mord an einem Asylbewerber“. Den festgenommenen Russen vermutet er als Agenten „tschetschenischer Machtzirkel“. Dass der Kreml de facto Tschetschenien beherrscht, die tschetschenische Islamistenszene längst unterwandert hat und auch die Tschetschenienkriege an der Spitze auf beiden Seiten verwaltet hat, erfährt der COMPACT-Leser nicht.

Selimchan Changoschwili wurde zweimal in den Kopf geschossen. Und anscheinend war der russische Geheimdienst außerordentlich schlampig:

Der Tatverdächtige war sechs Tage vor der Tat mit einem Pass auf den Namen Vadim Andreevich Sokolov (kurz: Vadim S.), einem demnach 49-jährigen Russen aus Irkutsk, von Moskau nach Paris-Charles-de-Gaulle geflogen. Allerdings konnte in den russischen Pass-Datenbanken keine Person mit diesem Namen gefunden werden. Stattdessen ergaben Nachforschungen von Der Spiegel, Bellingcat und The Insider, dass seine Passnummer Verbindungen zu den vom russischen Innenministerium ausgegebenen Reisepässen für Geheimagenten, inklusive zu denen von den mutmaßlichen Attentätern von Sergei Skripal, aufweist. Für die Einreise in den Schengen-Raum benutzte er ein Visum, das ihn als bei der St. Petersburger Firma ZAO RUST angestellten Bauingenieur auswies. Spätere Ermittlungen zeigten jedoch, dass sich die Firma nach Eintrag im russischen Handelsregister in „Reorganisation“ befand und dass die Firma dieselbe Telefonnummer wie Unternehmen des russischen Verteidigungsministeriums hatte. Von Paris flog Vadim S. am 20. August 2019 nach Warschau, wo er bis zum 22. August 2019 in einem Hotel Quartier nahm. – wikipedia

Als Tschetschenien unabhängig werden wollte und die Panzer des Kremls anrollten, da weinte Elsässer, der Salon-Bolschewist und Sessel-General, „keine Träne für Tschetschenien“. Wenn sich jemandes Unabhängigkeitswille und Selbstbestimmung beißt mit den Wünschen des Kremls, dann ist es sofort aus bei Elsässer mit „Wahrheit“, „Frieden“ und „Souveränität“.

Wäre die Bundesregierung nicht so islambesoffen und russophob, hätte sie sich gefreut, dass ein Gefährder so elegant unschädlich gemacht wurde – und nur darauf hingewiesen, dass sie das nächste Mal den Terroristen lieber rechtsstaatlich an Russland ausliefern würde als dass der KGB selbst auf deutschem Boden aktiv wird. Aber das ließe sich unter guten Freunden regeln – wenn man gut Freund wäre.

Falls die CIA jemanden im Berliner Tiergarten ermordet hätte, würde Elsässer jetzt ein hysterisches COMPACT-Sonderheft rausgeben. Aber weil es um den Kreml geht, will er sowas „unter Freunden regeln“. Betrachtet sich Elsässer als guter Freund des KGB? Eigentlich sollte er Angela Merkel auf Knien danken, weil sie vor 2014 so viele Technologieverkäufe an Russland ermöglicht hatte (inklusive einem Soldaten-Ausbildungszentrum von Reheinmetall) und Deutschland energieabhängig von Russland machte.

Das Tiergarten-Opfer sei „ein führendes Mitglied der tschetschenischen terroristischen Szene“. In der COMPACt heißt es, es gäbe Fotos des Mannes zusammen mit dem „Top-Terroristen Schamil Bassajew. Der bist zu seinem Tod 2006 meistgesuchte Mann Russlands gilt als Verantwortlicher für zahlreiche Terroranschläge.“

Was erfährt der Leser nicht? Nach seinem Schulabschluss 1982 leistete Bassajew seinen Grundwehrdienst in der sowjetischen Luftwaffe. Vergeblich bemühte er sich um ein Jurastudium an der Moskauer Lomonossow-Universität. Torsten Mann schreibt in seinem Buch Weltoktober:

“Sowohl über Schamil Bassajew als auch über seinen Bruder Schirwani ist bekannt, dass diese in der Vergangenheit bereits für die sowjetische [Geheimdienstgruppe] GRU gearbeitet haben. Auch der erste ‘unabhängige’ Präsident Tschetscheniens, Dschochar Dudajew, hat eine bermerkenswerte Vergangenheit als General der sowjetischen Luftwaffe und Kommandeur einer Division nuklear bewaffneter Langstreckenbomber hinter sich.

Auch soll vor dem Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges im Sommer 1999 in Frankreich ein Treffen zwischen Schamil Bassajew einerseits und Boris Beresowski sowie Jelzins Stabschef Alexander Woloschin andererseits stattgefunden haben, bei dem Absprachen für einen neuen Krieg in Tschetschenien getroffen worden sein sollen, für den Bassajew mit russischen Waffen und Finanzmitteln ausgerüstet wurde. Das bedeutet dass der neue Krieg vom Kreml bereits lange Zeit vor den Anschlägen geplant worden war, was Sergei Stepaschin, der damalige Chef des FSB, im Frühjahr 2000 auch tatsächlich zugab.”

Der bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommene russische Genral Alexander Lebed sagte gegenüber der französischen Zeitung Le Figaro, er sei beinahe davon überzeugt, dass die russische Regierung den Terror gegen ihre eigenen Bürger organisiert habe. Ein russischer, in Tschetschenien eingesetzter Offizier der Luftlandetruppen, erklärte, dass die Tschetschenen im Vorfeld über russische Operationen Bescheid wussten.

Der tschetschenische Präsident Aslan Maschadow ging davon aus, dass die Rebellen rund um Bassajew von Moskau aus gesteuert und finanziert wurden. Der tschetschnenische Mufti Kadyrow meinte, dass eingeschleuste russische Provokateure den Krieg begonnen hatten und der russische Genralstab den Konflikt auf beiden Seiten kontrolliere. Der Militärexperte Alexander Golz erklärte, der Konflikt habe den Zweck erfülllt, alte Waffen und Munition zu verbrauchen und den russischen Soldaten eine bessere Militärausbildung angedeihen zu lassen.

AlexBenesch
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