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Spione überall: Mao und seine Genossen

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Das wenige, was über Maos Kindheit an Informationen in Büchern dargelegt wurde, stammt von Mao selbst und muss sehr misstrauisch betrachtet werden. 1911, also kurz vor der Xinhai-Revolution, besuchte Mao eine Mittelschule und las, was er in die Finger bekam, denn er betrachtete sich anscheinend zu Höherem berufen. Mit dem Radikalismus macht er erste Berührungen, als er Mitschülern deren traditionelle Zöpfe abschnitt. Ein Abstecher ins Militär der anti-kaiserlichen Armee von Hunan währte nur kurz. Es war ihm dabei nicht möglich, sich eine Guerilla-Ausbildung anzueignen oder gar höhere Kenntnisse der Kriegsführung zu erhalten. Dennoch wurde er später zu einem gefeierten Feldherren; einerseits durch die massive Hilfe Sowjetrusslands und andererseits, weil die Angloamerikaner ihm genügend Freiraum ließen.

Der Aufstieg als Kommunist

Es gab viele Männer in China, die sich den Kommunisten anschlossen und die allermeisten davon brachten es nur zu gewöhnlichen Kämpfern und kleinen Parteifunktionären. Warum machte ausgerechnet Mao aber eine Blitzkarriere? Normalerweise war es karrierefördernd, wenn jemand besondere Fähigkeiten zu bieten hatte, wichtige Kontakte im In- und Ausland oder Geld beschaffen konnte. Führende kommunistische Funktionäre hatten, wie wir gleich sehen werden, sehr verdächtige Kontakte. Mao war ein Niemand aus einer bürgerlichen Familie, ein Student mit knappen Finanzmitteln, ohne nennenswerte Bildung und ohne nennenswerte Kontakte. Aufmerksam wurden die Kommunisten deshalb auf ihn, weil er scheinbar großen Erfolg hatte mit einer Reihe an kommunistischen Buchläden. Die Bücher wurden ihm schier aus den Händen gerissen und so hielt die Partei ihn für eine Art Marketing-Genie und einen mitreißenden Propagandisten, den man mit höheren Aufgaben betreuen müsse. Wie schaffte es aber Mao in seiner Zeit als armer Student, ein erfolgreicher (kapitalistischer) Unternehmer zu werden mit mehreren Buchläden? Zunächst einmal hatte er „Glück“, die passenden Räumlichkeiten zu attraktiven Konditionen vermietet zu bekommen und aus einer ungewöhnlichen Richtung Hilfe zu erhalten beim Sammeln von Erfahrungen, eine redaktionell erstellte Publikation zu leiten.

Sein Glücksengel war „Yale in China“, eine wohltätig-medizinische Einrichtung, die auf die amerikanische Eliteuniversität Yale zurückging und von der Geheimgesellschaft Skull& Bones für Spionagezwecke benutzt wurde. Bones wurde nach der kommunistischen Revolution die inoffizielle diplomatische Schnittstelle zwischen den USA und China, als es keine offiziellen diplomatischen Beziehungen gab. Später waren auch fast alle offiziellen Botschafter der USA für China Mitglieder von Bones. Unternehmen aus dem Umfeld von Bones wie Bechtel pushten China in den 1990er Jahren zum Weltmachtstatus. Der Gründer von Yale war ein treuer Diener des britischen Kolonialreichs gewesen und verdiente am Opiumhandel, genau wie viele spätere Bones-Familien.

Wie nahe stand Mao diesem Netzwerk? Das Buch “The Yale-China Association: A Centennial History” von Nancy E. Chapman und Jessica C. Plumb hält sich sehr bedeckt und erwähnt nur am Rande, dass Mao Räumlichkeiten benutzt haben könnte, die Jahre zuvor Yale in China beherbergt hatten. Die Zeitung Yale Daily News vom 29. Februar 1972 war da schon viel deutlicher und brachte einen Bericht mit dem Titel “Yale Group Spurs Mao‘s Emergence”:

„Ohne die Unterstützung von Yale wäre Mao Tse Tung vielleicht nie aufgestiegen aus der Anonymität zum Herrscher von China. Jonathan Spence, Professor für Geschichte Chinas, war der erste, der Mao Tse Tungs Verbindung zu Yale entdeckte. […] An diesem wichtigen Punkt hatte die Student Union von Yale-in-China Mao dazu eingeladen, die Redaktion ihres Journals zu leiten.“

http://digital.library.yale.edu/cdm/compoundobject/collection/yale-ydn/id/135148/rec/14

Als Mao später eine lokale Zelle der kommunistischen Partei gründen sollte, sprang Yale wieder ein und vermietete ihm drei Räume, die er als Kulturbuchladen bezeichnete und von wo er erfolgreich Werke verkaufte wie „Eine Einführung in Das Kapital von Marx“ oder „Das sowjetische System in China“. Der Buchverkauf soll dermaßen gut gelaufen sein, dass er sieben weitere Läden starten konnte und sich bei der Partei äußerst beliebt machte. Hierbei besteht die Möglichkeit einer geheimen Subventionierung durch Agenten unter der Tarnung der Yale-Organisation. Agenten hätten Mittelsmänner mit Geld versorgen können, die dann übermäßig viele Bücher von Mao kauften. Vielleicht existierte ein großer Teil der Buchverkäufe nur auf dem Papier und Mao konnte die Partei mit vollen Kassen und fiktiven Verkaufszahlen beeindrucken und in der Partei aufsteigen.

Die Yale-China Association betrachtete Horace Tracy Pitkin, den Yale-Absolventen und Nachfahren des Gründers der Universität, als eine Art Märtyrer, da er während dem sogenannten Boxer-Aufstand in China getötet wurde. 1892 ging Horace zum „Union Theological Seminary“ von New York, ein Zentrum für die amerikanische Unterwanderung Asiens. Union Theological wurde 20 Jahre lang dominiert von Henry Sloane Coffin, ein führender US-Nachrichtendienstfunktionär aus den Familien Sloane und Coffin. Er war Mitglied von Skull and Bones wie auch ein Dutzend seiner Verwandten. Die medizinischen Arbeiten und Forschungen von Yale-Organisationen in China erinnern an das „Peking Union Medical College Hospital“, das von amerikanischen und britischen Kirchenorganisationen gestartet worden war und Geld von der Rockefeller-Stiftung bekam. Yale breitete sich enorm stark in China aus, weil die westliche medizinische Forschung dringend gebraucht wurde. Der Historiker Antony Sutton betrachtete ‘Yale in China’ als das benötigte Instrument des amerikanischen Geheimdienstes Office of Strategic Services (OSS) um die Maoisten an die Macht zu bringen. Der OSS war, wie auch der Nachfolger CIA, aus der Geheimorganisation Skull & Bones entstanden.

Mao folgte seinem Lehrer Yang Changji nach Peking und bekam durch dessen Vermittlung den Kontakt zu Li Dazhao, ein Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas. Mao erlebte die Vierte-Mai-Bewegung mit und lernte in Peking seine spätere zweite Ehefrau kennen. Von Auslandsaufenthalten ist nichts bekannt. Viele Führungskräfte der chinesischen Kommunisten hatten hingegen die frühen 1920er Jahre im Ausland verbracht. Entgegen der offiziellen chinesischen Propaganda war Mao keiner der Teilnehmer bei der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas 1920 in Shanghai, sondern war erst ein Jahr später beim ersten Parteikongress als einer der Delegierten anwesend und durfte 1923 ins Zentralkomitee. Die kommunistische Partei musste zeitweise in den Untergrund und Mao flüchtete in die Berge mit nur 1300 Kämpfern, wo er auf weitere Parteigenossen und deren Kämpfer traf. Bereits in dieser Phase begannen Säuberungsaktionen Maos gegen seine Gegner und Teile der lokalen Bevölkerung. Durch sowjetische Hilfe und auch durch die Zögerlichkeit der Nationalisten konnten die chinesischen Kommunisten recht bald ein Gebiet mit einer halben Million Menschen kontrollieren. 1934 mussten die Kommunisten den berüchtigten „langen Marsch“ nach Yan’an im Norden antreten, wobei Mao sich in einer Sänfte tragen ließ. In Yan’an baute man eine Menge Mohn an, um sich mit dem Verkauf von Opium zusätzlich zu finanzieren.

Maos höchst suspekte Genossen

Li Dazhao

Li Dazhao hatte 1918 den unscheinbar wirkenden Job eines Bibliothekars an der Universität Peking, war Maos Vorgesetzter, mauserte sich zum Professor und Sekretär des Universitätskanzlers und hielt Vorlesungen zu den Inhalten von „Das Kapital“ von Karl Marx.

Nachdem Dazhao 1921 die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) mitbegründet hatte, reiste er nach Moskau und akzeptierte eine Professur an der dortigen Ost-Universität, was einerseits in der sozialistischen internationalen Bewegung nichts Ungewöhnliches war, aber andererseits die Frage aufwirft, ob er dort von dem sowjetrussischen Geheimdienst rekrutiert wurde und sich fortan unter dessen Kontrolle befand. Innerhalb Russlands galt zwar der Marxismus-Leninismus mit seiner rigiden Sichtweise über den Klassenkampf zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie als heilige Doktrin, aber für die Bürger Chinas mussten gewisse Veränderungen an dem ideologischen Programm vorgenommen werden, denn es gab in China nur eine kleine und schwache Arbeiterschaft (Proletariat) in den Städten und die Masse der Bauern sorgte sich eher um den Imperialismus der Großmächte wie Britannien oder Japan. Dazhao passte die kommunistische Lehre an das chinesische Zielpublikum an; was entweder aus seiner eigenen Idee und seinem eigenen Antrieb heraus geschah, oder auf Befehl Moskaus.

https://www.britannica.com/biography/Li-Dazhao

Später geriet er unter die Räder verschiedener konkurrierender Gruppen und Warlords und wurde posthum in China als ein fast schon heiliger Märtyrer gefeiert.

Dr. Li Zhisui

1994 erschien das Buch “The Private Life of Chairman Mao” von Dr. Li Zhisui, der 22 Jahre lang Maos Leibarzt war und sich oft in dessen unmittelbarer Nähe aufgehalten hatte. Es ist keine polemische, sensationsgeile Beschreibung von Maos medizinischen, privaten Angelegenheiten, sondern eine sachliche und ausführliche Beschreibung davon, wie wenig Mao verstand von Wirtschaft und Staatsführung und wie er mit einer Mischung aus Einschüchterungsmethoden und überheblicher Guru-Mentalität den Druck auf untergebene Parteifunktionäre ausübte, völlig unrealistische Erfolgsmeldungen zu machen und die (narzisstische) Fantasiewelt von Mao zu stützen.

Vor einer wichtigen Zugfahrt, bei der Mao sich ein Bild machen wollte von dem Erfolg seiner Wirtschaftspolitik, mussten vorher eilig Reisfelder umgepflanzt werden, damit sie entlang der Bahnstrecke sichtbar waren und den Eindruck erweckten von unendlichen Ernten. In Wirklichkeit waren die großspurigen landwirtschaftlichen Neuerungen allesamt Fehlschläge. Primitive Stahlöfen, mit denen man Großbritannien auf dem internationalen Markt schlagen wollte, wurden ebenfalls in Windeseile entlang der Gleise positioniert und die Frauen die herumliefen, trugen bunte Kleidung.

„Ganz China war eine Bühne und all die Menschen waren Schauspieler in einer Aufführung für Mao.“

Der Reis verrottete auf den Feldern, weil die Männer „Stahl“ produzieren mussten und der produzierte Stahl bestand nur aus nutzlosen Nuggets geschmolzenen Metalls. Mao galt als unfehlbar und allmächtig. Die Parteiführer schmeichelten Mao, obwohl hunderte Millionen Bauern in größten Schwierigkeiten waren. Eine ländliche Gegend wurde besteuert, je nachdem wieviel Ernteerträge sie gemeldet hatte. Wenn also lokale Parteikader sich beliebt machen wollten mit völlig übertriebenen Zahlen, mussten sie alles oder fast alles von der Ernte an Steuern abliefern. Für die Menschen in der Gegend blieb nichts mehr zu essen. Ein Großteil des als Steuern abgeführten Getreides wurde in die Sowjetunion geschickt, weil man damit Schulden zurückzahlte. Ein wenig Spielraum blieb den Kommunen, wenn sie logen, dass ein Teil der Ernte durch Unwetter zerstört wurde. Diese Lügen wurden später von den Kommunisten auf der ganzen Welt als Ausrede benutzt für die Lebensmittelkrisen und die Hungertoten. Das Wetter sei schuld gewesen. Alles nur Pech.

Bürger gaben ihre Töpfe und Pfannen, Messer, Türknäufe und Schaufeln her, damit daraus in den primitiven Öfen Stahlplatten für den Weltmarkt hergestellt werden. Letztendlich kam dabei aber nur geschmolzener Stahl-Abfall heraus.

Da Mao als Psychopath und Narzisst in dem Buch beschrieben wird, versuchen seitdem Kommunisten, alle Beschreibungen in Zweifel zu ziehen, oder anzuzweifeln, dass Zhisui überhaupt Maos Arzt gewesen war. Möglicherweise war er aber sogar noch viel mehr als nur Leibarzt. Li machte seine medizinische Ausbildung an einer aus Amerika, Britannien und Kanada finanzierten Einrichtung in China, der West China Union University. Im Alter von 35 Jahren begann er dann, für Mao zu arbeiten. Der Zwiespalt ist offensichtlich: Mao wollte einen Arzt, der auf westlichem Niveau arbeitete, aber gleichzeitig bedeutete eine westliche Ausbildung des Arztes ein hohes Spionagerisiko. Die West China Union University war 1914 gegründet worden auf die Initiative von William Reginald Morse und es hatten sich christliche Organisationen aus den USA, Großbritannien und Kanada beteiligt. Auch die Sichuan University School of Medicine wurde im Jahr 1910 geschaffen von fünf angloamerikanischen Gruppen. Dies erinnert an „Yale in China“ und das „Peking Union Medical College Hospital“. Es wäre für die Angloamerikaner eines der vielversprechendsten Ziele gewesen, einen Agenten in Maos unmittelbare Nähe zu bringen und ein Leibarzt wäre dafür geradezu perfekt, weil dieser sich genauestens auskennt mit Medikamenten und dem Diktator Substanzen verabreichen darf. Zwischen einem mächtigen Mann und seinem Leibarzt existiert eine spezielle Verbindung. Der Leibarzt darf peinliche Geheimnisse kennen und auch die genauen Bedürfnisse und Schwächen seines Patienten.

Maos frühe Kontakte mit „Yale in China“ können natürlich auch bedeuten, dass Mao selbst ein Agent der westlichen Geheimdienste war. Auch in diesem Fall wäre es zur Absicherung nötig gewesen, weitere Agenten in dessen Umfeld zu führen.

Mao war ein Mann der Gegensätze: Durch den Personenkult war er allgegenwärtig im Land und scheinbar der perfekte Souverän, aber in Wirklichkeit war er paranoid, lebte die meiste Zeit zurückgezogen in seiner Luxus-Blase und litt an Panikattacken. Er verlangte konstant Bewunderung und Unterwerfung von anderen, aber je mehr er diese Dinge bekam, umso mehr wuchs in ihm die Furcht, dass er überall Gegner hätte, die ihn nur in Sicherheit wiegen wollen. Für Treffen mit ausländischen Funktionären benötigte er Barbiturate, um ruhig zu bleiben. Er glaubte, seine Villen seien vergiftet.

Im Sommer 1968 wurde Dr. Li Zhisui von Maos Frau beschuldigt, ein Spion zu sein und sie zu vergiften. Sie war bekannt als Hypochonder und als paranoid, aber vielleicht lag sie mit ihren Anschuldigungen richtig. Zhisui füllte 40 Aktenmappen im Laufe der Zeit mit Notizen über Maos Gesundheit und dessen Verhalten. Als die Paranoia im Regime immer stärker um sich griff, verbrannte er das gesamte Material und machte sich damit verdächtig, da er einen speziellen Aktenvernichter-Ofen benutzte und keinen überzeugenden Grund für die Aktion nennen konnte. Später füllte er erneut 20 Ordner mit Erinnerungen, angeblich aus persönlichen Gründen.

Anfang der 1980er Jahre zogen seine Söhne mit ihren Frauen in die USA, was der chinesischen Spionageabwehr deutlich hätte auffallen müssen. Wenige Jahre später zog auch Li Zhisui mit seiner Frau nach Amerika, die an Niereninsuffizienz litt. Im Vorwort seines Buches erklärt er, dass er die 20 Aktenmappen mit seinen Aufzeichnungen über Mao ganz einfach in seinem Gepäck transportiert hatte. Wie glaubhaft ist es, dass ein Geheimnisträger wie er einfach so das Land verlassen kann mit heiklen Daten im Koffer, aus denen sich ein Enthüllungsbuch schreiben lässt? Wenn er andere, geheime Wege hatte, um die Daten ins Ausland zu schmuggeln, dann hätte er auch die ganzen letzten Jahrzehnte über in Kontakt stehen können mit dem Ausland. Und dies würde ihn aussehen lassen wie einen Spion westlicher Mächte. Um den Spionageverdacht abzuschütteln, wiederholt Zhisui noch das Märchen von dem Streit zwischen Russland und China. Dieser Streit war von den höchsten Ebenen beider Länder inszeniert worden, um nicht den Eindruck einer vereinigten kommunistischen Front zu bieten. Die russischen Geheimdienste waren zudem von Anfang an in der idealen Position, um die führenden chinesischen Revolutionäre zu kontrollieren. Zhisui trägt viel zu dick auf, wenn er darüber spricht, wie Mao ein heimlicher Bewunderer der USA gewesen sei und wie jener kein Vertrauen gehabt hätte in Männer, die von den Sowjets ausgebildet worden waren. Wir sollen uns also nichts dabei denken, dass Zhisui an einer amerikanisch dominierten medizinischen Einrichtung ausgebildet worden war, heimlich eine Menge Akten über Mao führte, dass er mit seiner Familie nach Amerika ging und irgendwie seine Akten mitschmuggeln konnte und daraus ein Buch veröffentlichte.

Mao war bei dem historischen Zusammentreffen mit US-Präsident Nixon ein aufgequollener Mann mit Lungenerkrankungen, Herzversagen und Lou Gehrig’s Disease (eine Erkrankung des motorischen Nervensystems). Henry Kissinger hatte Mao 1971 bei einem geheimen Besuch extra ein Beatmungsgerät aus Amerika mitgebracht. Die Nervenerkrankung kann theoretisch auch künstlich hervorgerufen werden durch eine Vergiftung mit Chlorkohlenwasserstoffen (u. a. in Pestiziden), polychlorierten Biphenylen und polybromierten Biphenylen (Flammschutzmittel in Kunststoffen und Textilien). Mao war über viele Jahre hinweg immer wieder in gesundheitlichen Schwierigkeiten und so schien sein Tod nicht überraschend. Zhisui erklärt in seinem Buch, dass immer ein ausgefeiltes System bestanden hätte, um Vergiftungen Maos zu verhindern. Ein ganzes Team an Medizinern musste sich einigen auf die Verabreichung eines Medikaments, und ein Rezept wurde ausgestellt mit der Bestätigung durch mehrere Ärzte und Schwestern. Mit dem Rezept wurde dann das Medikament angefordert von einer speziellen Apotheke für Anführer der Partei. Ein versiegelter Behälter wurde dann ausgeliefert und durfte nur von Ärzten im Beisein Maos geöffnet werden.

Allerdings sind Medikamente nur einer von vielen möglichen Wegen, um jemanden zu vergiften. Kleinste Mengen von giftigen Substanzen können Tabak, dem Essen und Getränken beigemischt werden, auf eine Zahnbürste aufgetragen werden, auf Unterwäsche, usw. Oftmals wirken Chemikalien als Kontaktgifte, die über die Haut aufgenommen werden können. Bei einer steten Vergiftung sind solche Gifte hinterher bei einer Autopsie fast nicht feststellbar. Außerdem schildert Zhisui ja schließlich, in was für einem Saustall Mao zu leben pflegte, was natürlich gewisse Möglichkeiten bot.

Zhisuis Vater galt in China als suspekt, sein ehemals wohlhabender Schwiegervater war komplett enteignet worden von den Kommunisten und seine Frau war zeitweise unter Spionageverdacht, weil sie vor der Revolution für die US-Luftwaffe und den British Council gearbeitet hatte. Zhisui erklärt, dass er in seiner Jugend beinahe angeworben worden sei von einer Geheimorganisation der Nationalisten und dass er nach dem Medizinstudium kurz unter den Nationalisten als Militärartzt gearbeitet hatte. Dennoch habe die Spionageabwehr der Kommunisten ihn als vertrauenswürdig eingestuft.

Mao rauchte britische Zigaretten der Marke „State Express 555“ (der Hersteller bekam 1946 einen Royal Warrant von König George VI.), litt unter konstanter Verstopfung und hatte erhebliche Schlafprobleme. Er blieb immer wieder 24 Stunden durchgehend wach, 36 oder sogar 48. Daraufhin schlief er 10 bis 12 Stunden ununterbrochen. Schlaf war für ihn eine Zeitverschwendung und man kann spekulieren, ob er heimlich Amphetamine konsumiert hatte, um länger arbeiten zu können. Amphetamine würden neben seinen Schlafproblemen auch seine zunehmende Paranoia, seinen Realitätsverlust, Angstzustände und seine Verstopfung erklären. Um zu schlafen, und um seine Panikattacken in den Griff zu bekommen, ließ er sich bekanntermaßen jahrzehntelang Barbiturate wie Amobarbital verabreichen, die sehr abhängig machen. Immer wieder verausgabte er sich mit Tanzen, Schwimmen oder Laufen, was typisch ist für Konsumenten von Aufputschmitteln. Und es gab lange Phasen der Depression. Zhisui gibt sich ahnungslos über den Ursprung von Maos Schlafproblemen und äußert nicht einmal die naheliegende Vermutung, dass Amphetamine der Grund waren, sondern vermutet, dass Maos Schlafrhythmus seit seinen Tagen als Guerilla-Kommandant durcheinander war. Vermutlich begann Maos Amphetamin-Missbrauch bereits damals, weil die Aufgabe seine konstante Verfügbarkeit beanspruchte. Bekannt ist, wie die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg in großem Stil Aufputschmittel einsetzte.

In seinem Buch erklärt Zhisui, dass Mao die Barbiturate in Tablettenform von seiner Leibwache erhielt, also von jungen Männern ohne jegliche Erfahrung. Dies ist ein eklatanter Widerspruch zu Zhisuis Beteuerungen an einer anderen Stelle seines Buchs, in der es heißt, dass es ein stringentes System gab, um zu verhindern, dass jemand Mao vergiften könnte. Wenn die jungen Leibwächter die Pillendosen hatten und auf Aufforderung Pillen an Mao gaben, ist dies ein erhebliches Sicherheitsrisiko.

Nachem Zhisui in die USA ging und sein Buch veröffentlichte, wurde er in China aus den Geschichtsbüchern entfernt, Fotos auf denen er zu sehen war wurden retuschiert und man tut im Prinzip so, als habe er nie existiert. Manche Kommunisten weltweit gingen sogar so weit, zu behaupten, er sei nie Maos Leibarzt gewesen. Das ist ungefähr genauso Unfug, als wenn jemand behaupten würde, die sowjetrussischen hohen Funktionäre, die Stalin hat töten und aus der Geschichte streichen lassen, hätte es nie gegeben.

Sidney Rittenberg

Rittenberg war ein jüdisch-amerikanischer „Freund“ Maos, Dolmetscher und Gelehrter und verbrechte 34 Jahre in China. Er arbeitete eng zusammen mit den wichtigsten Parteibossen und dem Oberkommandierenden der Volksarmee. Später saß er für insgesamt 16 Jahre im Gefängnis, die er großteils in Isolationshaft verbringen musste, weil er unter Spionageverdacht geraten war. Er hatte studiert an der „Porter Military Academy“, infiltrierte die US-Kommunisten (bzw. trat diesen bei) und ging dann zur US-Armee die ihn auf die „Stanford Armeeschule für fernöstliche Studien“ schickte. Er wurde zusammen mit Israel Epstein, Elsie Fairfax-Cholmeley und Sidney Shapiro verhaftet.

Rittenberg und seine Ehefrau leiten „Rittenberg & Associates“, eine Beratungsfirma für Konzerne, die mit chinesischen Unternehmen kooperieren wie Intel, Levi Strauss, Microsoft, Hughes Aircraft und Teledesic.

Israel Epstein

Mit 15 Jahren begann Israel Epstein als Journalist für die englischsprachigen Zeitungen Peking Times und Tientsin Times zu arbeiten. Er wurde Mitglied der „China Defense League“ und 1944 durfte er das kommunistische Hauptquartier in Yan’an besuchen, wo er Mao, Zhou Enlai, Zhu De und andere führende Kommunisten interviewte und eine Reihe Artikel für die New York Times schrieb. Möglicherweise war der Journalistenberuf für ihn nur eine Legende, um nachrichtendienstliche Tätigkeiten zu tarnen.

In Großbritannien und den USA arbeitete er bei linken Blättern wie der Allied Labor News und veröffentlichte das Buch „The Unfinished Revolution in China“ für das er überschwängliche Werbung in der New York Times bekam. Die kommunistische Überläuferin Elizabeth Bentley sagte 1951 vor dem Ausschuss für Geheimdienstangelegenheiten des US-Senats aus, dass Epstein seit vielen Jahren für die russische Geheimpolizei in China arbeiten würde.

Im gleichen Jahr ging er mit seiner Frau (Fairfax-Cholmeley) nach China, leitete dort ein Magazin, nahm die chinesische Staatsbürgerschaft an und durfte sogar Parteimitglied werden.

1968, also mitten in der Kulturrevolution, wurde er verhaftet, weil er angeblich an Verschwörungen gegen Zhou Enlai beteiligt war. Jahre später wurde er freigelassen und wieder vollständig rehabilitiert.

Edgar Snow

Edgar Snow veröffentlichte mit “Red Star over China” ein bedeutendes Propaganda-Werk, das bei vielen Menschen im Westen Sympathien weckten für Mao und die chinesischen Kommunisten.

Während der McCarthy-Ära geriet er unter Verdacht beim FBI, ein gefährlicher Kommunist zu und er zog daraufhin in die Schweiz. Die CIA hatte hingegen keine Berührungsängste bei ihm und empfahl dem Weißen Haus, Snow nach China reisen zu lassen, um die Kommunisten zu besuchen. Im Sommer 1936 konnte er Mao und andere führende Kommunisten interviewen und ließ sich dabei einen Brei auftischen aus Fakten und schamlosen Lügen.

Zhou Enlai

Der langjährige Vertraute Maos und intellektuell führende Kopf der KPCh war aus Sicht der Spionageabwehr ein Albtraum. Er studierte in Japan, konnte mit dem Geld seiner Eltern nach England reisen, Belgien und Deutschland, wurde bei seiner Rückkehr in China verhaftet, bald wieder freigelassen, dann ging er wieder nach Europa um zu studieren (Frankreich, England, Deutschland) und trat sogar den französischen Kommunisten bei. Gerade Britannien und Frankreich waren Großmächte, die sich seit Ewigkeiten in chinesische Belange einmischten und es war klar, dass die britischen und französischen Geheimdienste alles daransetzten, chinesische Organisationen wie die Kommunisten zu infiltrieren.

Die Chinesen hatten nicht die Kapazitäten, seine ganze Vergangenheit zu überprüfen um herauszufinden, ob er vielleicht von irgendeinem Geheimdienst rekrutiert worden war.

Deng Xiaoping

Deng hatte in Frankreich und der Sowjetunion gearbeitet und studiert. Eine undurchsichtige Organisation hatte ihn mit rund 1600 anderen Arbeitsstudenten nach Frankreich gebracht, wo es bald hieß, dass das Geld der Stiftung aufgebraucht sei und die jungen Männer ihr Geld selber in Fabriken verdienen müssten. So standen sie dann am Band bei Renault oder in Gummifabriken, wurden schlecht bezahlt und rassistisch behandelt. Daraufhin radikalisierten sich die Studenten und interessierten sich für die kommunistische Ideologie, mit deren Hilfe die geknechteten Arbeiter und Bauern befreit würden und ein Utopia bauen könnten. Das Büro der chinesischen Kommunisten in Paris wurde geleitet von Zhou Enlai.

Eines der ersten Dinge, die ein Profi untersuchen würde, ist die Frage, ob es sich bei dieser Stiftung um eine Tarnorganisation der französischen Geheimdienste handelte und ob man absichtlich die jungen Männer in den Fabriken schuften ließ, ohne ihnen eine Chance zu lassen, unter den kapitalistischen Verhältnissen einen erträglichen Lebensunterhalt zu verdienen. Frankreich hatte jeden Anlass, um vehement China zu infiltrieren mit Agenten.

Deng beteiligte sich an einem Überfall auf die chinesische Gesandtschaft in Paris, um seine Radikalität zu beweisen, entging dann aber knapp (wahrscheinlich durch eine Vorwarnung) 1926 einer Razzia durch die französische Polizei. Nur einen Tag vor der Razzia war er nach Moskau aufgebrochen, wo er elf Monate verbrachte. Es heißt, er verbrachte die Zeit mit studieren; aber die Zeitspanne hätte auch ausgereicht, um sich von den sowjetischen Geheimdiensten rekrutieren und ausbilden zu lassen. Zurück in China ging er nach Wuhan, wo die Partei ihr Hauptquartier hatte, und traf dort seine Bekannten wieder, mit denen er in Frankreich gewesen war, so wie Zhou Enlai, Li Lisan und Li Weihan.

Sein Aufstieg in der Partei war immer wieder von heftigen Rückschlägen gekennzeichnet, weil er bei seinen Kritikern als zeitweiser Fahnenflüchtiger verschrien war. Während der Kulturrevolution wurden er und seine Familie harschen Verhören unterzogen, bei denen sein Sohn aus dem Fenster gestoßen wurde oder sprang und sich eine Querschnittslähmung zuzog. Solche Provokationen waren wahrscheinlich ein Test, mit dem man Deng dazu bringen wollte, im Rausch der Wut seine wahren Gedanken zu offenbaren oder sich anderweitig zu verraten. Deng landete in der Verbannung, aber letztendlich konnte ihm keine Spionage nachgewiesen werden. Er hatte bereits in seiner Zeit in Frankreich keine schriftlichen Notizen angefertigt. Dennoch musste er eine Weile lang als gewöhnlicher Arbeiter in einer Fabrik darben und es wäre für die chinesische Spionageabwehr nageliegend gewesen, ihn während dieser Phase subtil auszuhorchen. In Gefängnissen werden Mithäftlinge oft als Spitzel eingesetzt und sollen die Zielperson in verräterische Gespräche verwickeln. Deng blieb hartnäckig bei seiner Darstellung, ein treuer Gefolgsmann der Partei zu sein und schließlich wurde er rehabilitiert und wieder in die höchsten Ebenen der Partei aufgenommen. Anscheinend war das Vertrauen in ihn nach dieser Dauertortur stark gewachsen. Wäre er aber ein (französischer) Agent gewesen, so hätte ihm klar sein müssen, dass seine einzige Chance darin bestand, seine Deckung beizubehalten, komme was da wolle.

Er wurde schließlich zum Herrscher Chinas und brachte das Land mit westlicher Hilfe an die Schwelle des Supermachtstatus.

AlexBenesch
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