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Das „Tag X“-Netzwerk, die neuen Tempelritter und die große Falle

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Bei den Untersuchungen über ein vermeintliches internationales Verschwörer-Netzwerk von Rechtsextremisten fällt immer wieder auf, wie wenig Ahnung die bisher bekannten Player haben von allem, was über ihren unmittelbaren Fachbereich hinausgeht.

Der mutmaßliche/wahrscheinliche Christchurch-Killer Brenton Tarrant postete nur zwei Tage vor seinem Anschlag Artikel auf Facebook über rechtsextreme deutschen Soldaten und den Fall Franco A. In Österreich wird derzeit ermittelt, wie viele Spenden Tarrant an die Identitäre Bewegung tätigte. In dem Manifest war die Rede von einem mächtigen Netzwerk von rechtsextremen Soldaten und von neuen Templer-Ritter-Orden, die bereit wären, Muslime und andere Unerwünschte zu vertreiben. In Deutschland laufen die Ermittlungen gegen ein Chat-Netzwerk aus Soldaten, Elite-Soldaten und Polizisten.

Tarrant scheint ein typisch narzisstisch-psychopathischer Kerl zu sein, der durch Kryptowährungen zu Geld kam und selbiges dann auf seinen Weltreisen verprasste. Rechte Gruppen fanden ihn wohl wenig interessant, aber seine Spenden nahmen sie gerne. Irgendwann war die Kasse leer, Tarrant war seinen großspurigen Träumen kein Stück näher gekommen und er stand vor dem Nichts. Dann facebook-streamte er sich zum Gesprächsthema der Welt. Er konnte Schusswaffen bedienen, einen Livestream aufsetzen und wehrlose Zivilisten hinterrücks überraschen. Es würde zu seiner Persönlichkeit passen, aufschneiderisch zu sein und maßlos zu übertreiben, welchem Netzwerk er angehöre. Wenn er tatsächlich mit vielen rechten Gruppen in Berührung kam, könnte er auf den ein oder anderen Spion getroffen sein, aber außer Geld und Gesinnung hatte er nichts zu bieten. Die Ermittlungen könnten ergeben, dass er mit russischen bzw. eurasischen Gruppen in Kontakt war. Sein Bildungsstand beschränkte sich auf gewöhnliche neurechte Texte und es ist nicht ersichtlich, dass er irgendwelche (frei verfügbare) Fachliteratur aus dem militärischen Bereich über revolutionäre Aufstandstechniken und Techniken zur Aufstandsbekämpfung studiert hätte.

Tarrants Vorbild Anders Breivik wurde sogar fachmännisch diagnostiziert mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und es passt zu seinen hochtrabenden, völlig unrealistischen Plänen, die selbst Anschläge auf Atomkraftwerke beinhalteten. Nach seiner Logik brachte das Tschernobyl-Unglück nämlich die UdSSR zu Fall. Erstens hatte er damit Unrecht und zweitens hätte Tschernobyl beinahe Westeuropa unbewohnbar gemacht. Man stelle sich vor, ein Volltrottel wie er würde Europa, die Heimat der Christen radioaktiv verseuchen. Wie Tarrant griff er wehrlose Zivilisten hinterrücks an. Auch er praktizierte das Rollenspiel mit Tempelritter-Symbolik und Ordens-Brimborium. Manche Spuren führen nach Russland und in seinem Manifest fordert er das eurasische Bündnis. Sein Bildungsstand beschränkte sich auf gewöhnliche neurechte Texte und Neonazi-Literatur. Von Techniken der revolutionären Aufstandsbewegungen verstand er offenbar nichts. Nur vom Bombenbauen und Abzug-Drücken. Zunächst gab er sich als pro-zionistisch, aber später im Gefängnis bekannte er sich zum Nationalsozialismus.

In den letzten Jahren bezahlten zionistische Milliardäre wie Shillman, Rosenwald und Mercer viel Geld für Medien der sogenannten neuen Rechten, bei der quasi eine kommunistische und islamische Weltverschwörung beklagt und bekämpft wird. Der Fokus liegt – wen überrascht es bei diesen Gönnern – nicht wie bei dem traditionellen Rechtsextremismus auf einer vermeintlichen jüdischen bzw. jüdisch-kommunistischen Weltverschwörung.

Das russische Regime ließ in den vergangenen Jahrzehnten zuhause eine erhebliche muslimische Migration zu und präsentierte sich gleichzeitig im Ausland als eine konsequente christlich-militante Führungsmacht, die den europäischen Rechten Hilfe verspricht. Die russisch-orthodoxe Kirche und die katholische Kirche haben beide ihre Wurzeln in Rom und die Geheimdienste versuchen, die europäischen Rechten auszunutzen.

Und dann sind da noch westliche Geheimdienste, bzw. bestimmte Abteilungen, die die Motivation haben, Rechtskonservative in den Streitkräften und der Polizei zu identifizieren, an einen Honeypot ranzulocken und dann aufs Abstellgleis zu schieben.

Uniter und die Ritter

Der Verein Uniter dient offiziell zur Vernetzung von Ex-Elitesoldaten und geriet in den Fokus von Ermittlern wegen Chatgruppen von Elite-Preppern, die am „Tag X“ des Zusammenbruchs für eine bestimmte Art von Ordnung sorgen wollen. Der Verein wurde von André S. und – was bisher unbekannt war – von einem Mitarbeiter des Verfassungsschutzes in Baden-Württemberg gegründet. Soldaten und Polizisten sind zwar im Schießen und ähnlichen Dingen ausgebildet, aber nicht für geheimdienstliche Unterfangen. Ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes gilt zwar auf dem Papier als Fachmann, aber deutsche Geheimdienstler sind ungefähr so überzeugend wie panamesische Autobauer.

Uniter ist als Verein Mitglied in einem Pseudo-Ritterorden namens Lazarus Union mit Sitz in Wien, womit wir wieder bei der Templer-Symbolik sind. Was genau wissen die Herren über die verschiedenen Orden der Kreuzzüge, über die französischen Könige und ihre Päpste, über die Adelsfamilien auf deutschem Boden und die Spionage die damals ablief? Wahrscheinlich recht wenig. Templer und Ritter und Kreuzzüge wirken auf den historischen Laien einfach mächtig, geheimnisvoll und europäisch-traditionell.

Die Lazarus Union ist mit österreichischen Bundesheer-Mitarbeitern vernetzt und besitzt einen beratenden Status als NGO bei den Vereinten Nationen.

Der Bruder vom österreichischen Chef der Identitären Martin Sellner wurde beim Bundesheer kürzlich für die weitere Offizierslaufbahn kaltgestellt. Was er mit seiner Ausbildung sonst noch treiben will und wer ihn alles für irgendwelche Gruppen rekrutieren möchte, ist eine interessante Frage. Die Identitären liebäugeln mit den Russen und mit eurasischen Ideen, was man auch an der Sympathie sehen kann für die Literatur von Alexander Dugin. Der verspricht den Ösis ein eigenes, souveränes Reich als Bollwerk gegen die linksliberal-muslimische Weltverschwörung. An anderer Stelle spricht er aber davon, Westeuropa zu annektieren und zu Moskaus Protektorat zu machen. Wenn die Ösi-Patrioten dann maulen, werden sie nach traditioneller russischer Art deportiert nach Sibirien oder Schlimmeres.

Die europäischen Geheimdienste meiden inzwischen die österreichischen Dienste. Wenn Moskau in Osteuropa irgendwelche Blitz-Eroberungen durchführt und ein rechtes Netzwerk in Österreich daraufhin einen Staatsstreich durchführt mit Einverständnis Moskaus, kann das Böse nach hinten losgehen. Die EU wäre die österreichischen Rechten los und Moskau könnte Österreich als Pseudo-Protektorat führen. Genauso könnten die Rechten in Ostdeutschland in die Falle gelockt werden. Zig weitere Rechte in Westdeutschland würden begeistert nach Osten migrieren und bald darauf merken, dass sie einen monströsen Fehler begangen haben.

In der AfD im Norden soll es einen Orden geben mit einem roten Dolchkreuz als Erkennungszeichen, wie ein Jakobskreuz aus dem Mittelalter, wo Ritter in der „Reconquista“ die muslimischen Mauren vertrieben. Man möchte sich mal mit einem solchen AfD-ler unterhalten und den Bildungsstand überprüfen. Wenn da Ahnungslosigkeit herrscht, ist das ein verheerendes Zeichen. Machen die auch Geheimtreffen mit Templer-Roben und Schwertern? Wir brauchen kein LARPing, sondern Lösungen für das 21. Jahrhundert.

Die AfD-Mitglieder verharren gebannt bis zu den Wahlen im Osten. Vorher will niemand zuviel Probleme hochkochen lassen. Wenn man aber nur in einem Bundesland eine Koalition hinbekommt? Oder nirgends? Was dann? Kommt dann der große Knall? Die Querfront mit der moskau-treuen Linken? Könnte es eine Abspaltung Ostdeutschlands geben, eine neue DDR unter der Führung Moskaus? Die EU wäre somit einen Haufen Rechtskonservativer und Patrioten los.

Abnutzungskrieg gegen Muslime

Ein militärischer Konflikt mit Muslimen in Europa oder dem mittleren Osten wäre nicht eine neue Reconquista oder ein glorreicher Kreuzzug, sondern einfach nur ein ruinöser Abnutzungskrieg für alle Beteiligten. Das müssen neurechte „Ritter“ verstehen. Der Welfen-Hochadel, der den Westen verdeckt kontrolliert (und vielleicht auch Russland), kann solche Konflikte nach Belieben managen.

Infowars gibt aktuell einen Agitprop-Kurzüberblick über den Islam. Ohne ehrlich zu erklären, wie (pseudo-)christliche Regierungen, die US-„Gründerväter“ und noch ganz andere Regierungen Imperialismus betrieben. Die Kreuzzüge seien „harmlos“ gewesen.

In den letzten wenigen Jahrzehnten wurden Millionen Muslime ermordet, terrorisiert und verstümmelt. Deswegen hocken Muslime ihrerseits vor dem Bildschirm, schauen ihre eigenen primitiven Internet-Medien an und steigern sich in eine Opfer-Rolle hinein. Infowars waren früher immer diejenigen gewesen, die objektiv und fair waren und darauf hinwiesen, dass die Briten die islamischen Staaten kontrollieren und immerzu verhinderten, dass sich islamische Staaten modernisieren. In den USA gibt es gerade einmal 1% Muslime von denen sich viele auch klar als Amerikaner identifizieren. So schnell kommt der große Dschihad nicht nach Amerika. Warum macht Infowars dann diesen simplen Agitprop? Hat man dieselben zionistischen Gönner wie Tommy Robinson und Breitbart?

AlexBenesch
AlexBenesch
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