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Die Schummelei um die Aufarbeitung von General Motors‘ Rolle beim Zweiten Weltkrieg

Datum:

Kommentar

Die WELT wagt sich aktuell an das heikle Thema heran von US-Konzernen, die kriegswichtige Technologie und ganze Fabriken in Nazideutschland hochgezogen hatten. Selbstverständlich umschifft die Springerpresse die wichtigsten Aspekte, sondern entkräftet nur die ohnehin schwache Hypothese, dass  General Motors (GM) durchgehend Geld verdiente mit Produkten, die in den Opel-Werken vom Band liefen.

Als GM sich offiziell aus Nazideutschland zurückzog und Hitler die Opel-Werke komplett seinem Staat einverleibte, erklärte GM in den USA einfach rückwirkend für das Steuerjahr 1941 seine Investitionen in die Opel-Werke Rüsselsheim und Brandenburg zum Totalverlust und bekam einen Haufen Geld von der US-Regierung als Steuerermäßigung.

GM brauchte ab einem bestimmten Punkt kein Geld mehr verdienen mit Produkten, die in Fabriken in Deutschland vom Band liefen. Das große Geld verdiente GM mit Kriegsprodukten, die in den USA, Kanada und Britannien vom Band liefen. Sogar Flugzeuge waren darunter.

GMs Manager William S. Knudsen war „head of U.S. wartime production“ für President Franklin Roosevelt. Die Britische Abteilung von GM baute die Churchill-Panzer-Serie. Zusammen mit Bedford Vehicles produzierte GM of Canada 500,000 Logistik-Fahrzeuge für das britische Militär. Mit dieser angloamerikanischen Massenproduktion konnte Nazideutschland mit seiner nationalsozialistischen, über-bürokratisierten Wirtschaft natürlich nicht mithalten.

Nach dem Krieg bekam GM nochmal Entschädigungen, weil bestimmte Fabriken in Deutschland von den Alliierten bombardiert worden waren. Hätten Konzerne wie GM nicht Nazideutschlands Produktion zunächst gefördert durch Technologietransfers, hätte es möglicherweise keinen Krieg gegeben und GM hätte kein Vermögen verdient mit Militär-Produkten für die Alliierten. Wenn Nazi-Deutschland keine leistungsfähige Industrie gehabt hätte, hätte Hitler null Spielraum besessen und nichts von seinem weltanschaulichen Unsinn (den er teils von US-Autoren wie Madison Grant abkupferte) hätte etwas daran ändern können. Es ist mal wieder typisch, dass sich Journalisten damit begnügen, schwache (Verschwörungs-)Hypothesen zu widerlegen und zu entkräften, aber die wirklichen Kernfragen bequem zu umschiffen.

Im August 1938 bekam der GM-Manager James D. Mooney einen der höchsten Nazi-Orden verliehen. Albert Speer, der deutsche Rüstungsminister, sagte im Nachhinein aus, dass ohne Technologie von GM der Überfall auf Polen nicht möglich gewesen wäre.

Ich hinterließ einen Kommentar bei der WELT, der tatsächlich auch veröffentlicht wurde. Jemand antwortete darauf:

„Erzählen Sie doch nicht so einen Unfug. Die überwältigende Mehrheit der industriellen Kapazität Deutschlands war in deutschem Besitz und selbst Firmen wie Opel sind von Deutschen aufgebaut worden. Und im anderen Ländern zu investieren war schon lange vor 1900 total normal.“

Es ist simple Logik, kein Unfug. Die Person antwortete gar nicht auf meine breitere, tiefere Behandlung des Themas, sondern beschränkte sich auf den künstlichen Rahmen der im WELT-Artikel vorgegeben war. Ich bezweifelte nirgendwo, dass die überwältigende Mehrheit der deutschen Industrie (vor allem) ab dem Krieg in deutschem Besitz war oder dass es nicht normal gewesen sei, in anderen Ländern zu investieren.

GM brauchte nicht mehr mit Produkten Geld verdienen, die in deutschen Opel-Werken vom Band liefen. Das große Geld machte GM mit Kriegsproduktion, die in den USA, Kanada und Großbritannien vom Band lief. GM investierte früh in Deutschland, förderte dort die Industrie und verdiente schließlich gewaltig am Krieg, den Deutschland gar nicht hätte starten können, ohne die ganze Technologie, die aus den USA gekommen war.

Es ist nichts anderes als billiges Framing, wenn man von vorneherein die Diskussion begrenzen will auf eine Teilfrage einer Teilfrage; ob GM durchgehend Geld verdient hätte mit Opel-Produkten die in Rüsselsheim vom Band liefen.

Ich schrieb der Person in der Kommentarsektion bei der WELT: Sie sind herzlich eingeladen, nachzulesen, welche Bedeutung US-Unternehmen hatten für IG Farben, die deutsche Stahlindustrie, Öl usw. Und schauen Sie auch mal auf die Rolle von John J McCloy.

Mir geht es nicht darum, das Nazi-Regime schönzureden und ich halte bisherige rechtsrevisionistische Literatur für grauenvoll und den billigen Versuch, dem Zielpublikum zu erzählen, was es gerne hören will. Nur weil diejenigen, die die Rolle von US-Konzernen ansprechen, meistens Nazi-Sektierer und amateurhafte Verschwörungstheoretiker sind, wird das ganze Thema meistens komplett vermieden. Die Frage nach US-Konzernen und Nazideutschland führt natürlich zur nächsten Frage nach amerikanischer und britischer Spionage gegen die Nazis und wie tief man das Nazi-Regime infiltrieren konnte. Das Thema ist aber nach wie vor nicht richtig aufgearbeitet und interessanterweise fürchten sich die einschlägigen Rechtsrevisionisten davor. Warum ließ Hitler nochmal die Britische Armee bei Dunkirk flüchten und schickte nachrichtendienstlich blind 3 Millionen Mann nach Russland, wo amerikanische Technologie vorherrschte in den Fabriken? Fragen über Fragen.

Dem üblichen rechten Klientel wird eingeredet, dass US-Konzerne keinen wesentlichen Einfluss gehabt hätten auf das Nazi-Regime. Dass deutsche Produkte wie etwa Panzer fast schon magische Qualitäten hatten und beinahe Perfektion erreichten. In Wirklichkeit war die deutsche Produktion nicht nur vom Ausland abhängig gewesen, sondern auch geplagt durch Sabotage von ganz oben. Deshalb hatten deutsche Panzer auch so häufig technische Probleme. Bestimmte Leute scheinen zu hoffen, dass Rechtskonservative so stark von Gruppennarzissmus geblendet sind, dass sie nicht in der Lage sind, die Realität zu erkennen und endlich dazulernen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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