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Die Verschwörungstheorien um Trump und Russland wurden soeben noch viel größer

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Kommentar

Also doch: Ermittlungen gegen einen US-Präsidenten, der sich mit den Russen verschworen haben soll, um die Wahl zu stehlen. Die offizielle Verschwörungstheorie sieht grob gesagt folgendermaßen aus:

  • Donald Trump und seine Vertrauten, darunter ehemalige Geheimdienstchefs wie Michael Flynn sowie abgebrühte Karrierebürokraten, pflegen seit Jahren krumme, illegale und lukrative einträchtige Beziehungen zu den Russen. Trump liefert den Russen Informationen über reiche Geschäftsleute in Amerika (vornehmlich russische Geschäftsleute in den USA), während die Russen Trump versorgen mit nützlichen Informationen über dessen Gegner.
  • Es gab vor bzw. während dem US-Prädidentschaftswahlkampf geheime Abmachungen zwischen den Russen und dem Trump-Lager. Die Russen lieferten gestohlene Daten über Hillary, Podesta und die Democrats und ließen ihre Propagandamaschine in Amerika auf Hochtouren fahren. Mit Bots wurden millionenfach Berichte, die Hillary schadeten, auf den sozialen Netzwerken verbreitet. Medien wie Breitbart, Infowars, RT und Sputnik beteiligten sich bewusst an dieser Kampagne. Im Gegenzug versprachen Trump und seine Vertrauten, die Sanktionen gegen Russland zu lockern.
  • Trump hatte Sex-Eskapaden bei seinen früheren Geschäftsreisen in Russland, die heimlich vom Geheimdienst gefilmt wurden. Außerdem bewahrten ihn russische Investoren vor finanziellen Schwierigkeiten.

Die Trump-Unterstützer poltern natürlich, dass die ganze Sache nur eine Luftnummer sei, ausgeheckt von den Democrats, um Trump zu stürzen. Die Behörden allerdings sammeln fleißig Informationen über die Russland-Kontakte von Trumps Lager. Es war noch nie der Fall, dass gegen einen amtierenden US-Präsidenten im Verdacht ermittelt wird, sich mit den Russen verschworen zu haben.

Pro-Trump-Medien wie Infowars, die nun auch in den Fokus der Ermittler geraten sind, gehen noch eine Stufe weiter und argumentieren, dass nicht nur die Democrats sondern auch alle möglichen anderen Bürokraten gegen Trump verschworen hätten und die Russland-Vorwürfe nur deshalb erfunden hätten, weil sie den Mann des Volkes Trump loswerden möchten.

Die Zuschauer dieses Spektakels sollen sich nun ihre jeweilige Lieblings-Verschwörungstheorie heraussuchen, fest daran glauben und sich ansonsten die Finger in die Ohren stecken. Das Problem dabei ist, dass keine dieser Theorien wirklich Sinn ergibt, sondern nur in Ansätzen wirklich ernstgenommen werden kann.

Ein Idioten-Plan?

Wieso sollten Trump und sein Team an ausgebufften Profis alles riskieren, um von den Russen ein paar gehackte Emails und eine fragwürdige Propagandakampagne zu bekommen? Wozu einen solch gigantischen Plot durchziehen, nur um dann nachher völlig erpressbar im Weißen Haus zu sitzen? Können die wirklich so unfassbar blöd sein? General Flynn, der inzwischen aus Trumps Kabinett zurücktreten musste, war beispielsweise Chef des US-Militärgeheimdienstes DIA. Er gilt als außerordentlich belesen und es zählt zum historischen Grundwissen, dass russische Kampagnen im Kalten Krieg zur Beeinflussung amerikanischer Wahlen oft wirkungslos verpufften. Leute im Fokus aktueller Ermittlungen wie Paul Manafort (Vertrauter von den Bushs) wissen ganz genau, dass eine Handvoll Leute um Trump sich nicht einfach gegen den US-Machtapparat verschwören können. Es ist kein großes Geheimnis, dass Abhängigkeiten von den Russen eine Sackgasse sind. Früher oder später sickert etwas durch oder gleich alles, Hauptsache es entsteht Chaos in Amerika und der politische Apparat dort wird diskreditiert.

Der einzige vernünftige Grund, weshalb Trump und seine Leute sich von Russen abhängig machen würden, wäre irgendein Geheimdienst-Täuschungsmanöver gegen die Russen. Leute wie Trump und Manafort sind genau die Art von Leuten, die beispielsweise für die CIA arbeiten würden. Interessanterweise wurde Felix Sater, ein krummer Geschäftsmann aus dem Umfeld Trumps und den Russen, in der Vergangenheit von der CIA rekrutiert, im Gegenzug für eine milde Strafe vor Gericht. Die CIA braucht Geschäftsleute, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil man so die russischen Geheimdienste anlocken kann.

Donald Trump brauchte keine russische Hilfe, um die Wahl zu gewinnen. Der bekannte Investigativautor Greg Palast, der schon den zweifachen Wahlbetrug zugunsten von George W. Bush aufdeckte, enthüllte dass 2016 exakt die gleichen Methoden zum Einsatz kamen. Die Tatsache, dass die Democrats dies einfach so hingenommen haben ohne großen Protest, spricht Bände. Trumps Übergangsteam und sein wichtiger Kandidat für den vakanten Posten des Obersten Gerichtshofs wurden von der Insider-Truppe „Heritage Foundation“ ausgesucht. Trumps Administration ist voller Insider von Goldman Sachs, dem CFR, Skull and Bones und ähnlichen Kreisen. Für die Insider machte es keinen Unterschied, wer gewinnt und der gesamte Ruf Trumps als Mann des Volkes und Gegner des Establishments ist komplett fake. Die Schlimmsten Trump-Beklatscher von Infowars lieferten nie irgendwelche echten Belege für den Hype.

Infowars verschweigt nicht nur den Berg an Hinweisen für eine äußerst seltsame Zusammenarbeit zwischen Trumps Lager und den Russen, sondern verschweigt auch die eigene massive Russenpropaganda aus den letzten Jahren.

Interssanterweise brauchte Infowars auch dringend Geld und plötzlich war es da. Gleichzeitig wurde das Programm zu einem Infomercial für Putin und Trump. Floss hier Geld, getarnt als Investitionsgeschäfte oder Beraterverträge? Oder lief es doch anders? Alex Jones prahlte erst kürzlich wieder damit, dass seine Familie im Kalten Krieg die Russen in Amerika und Europa bekämpft hätten. An anderer Stelle prahlte er damit, dass seine halbe Familie für die CIA gearbeitet hätte und auch sowjetische Überläufer in den Westen geschleust habe. Ist Jones am Ende ein Doppelagent, der die Russen infiltriert?

Wie dem auch sei, man kann nur halbwegs sich der Wahrheit annähern, wenn man die irre Welt der Geheidmienste studiert.

AlexBenesch
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