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Langsame Zersetzung Deutschlands durch USA oder schnelle Transformation?

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Kommentar

Was funktioniert besser für US-amerikanische Strategen? Die Fortsetzung des langsamen Zersetzungsprogramms für Deutschland, wie es in den vergangenen Jahrzehnten praktiziert wurde, oder doch lieber eine schnelle Transformation durch hochdramatische Ereignisse?

In den sogenannten „alternativen“ Medien zirkulieren allerhand Gerüchte, beispielsweise über 20.000 Kämpfer des IS, die sich in Deutschland aufhalten sollen und angeblich im März diesen Jahres einen koordinierten Angriff gegen zivile Ziele starten werden. Ein entsprechender Text mit der Warnung eines vermeintlichen KSK-Soldaten wird seit Wochen auf Facebook herumgereicht. Faustregel im Zeitalter der Fake News: Wenn ein Text genauso gut in kurzer Zeit von einem Amateur geschrieben worden sein konnte, handelt es sich wahrscheinlich um ein Fake.

Gleichzeitig glauben viele, dass die USA pauschal „den IS geschaffen“ haben, obwohl die Situation viel komplizierter ist und der IS eher ein Problem für die USA darstellt. Das Versagen des Weltpolizisten und Nation Builder vor den Augen der Weltöffentlichkeit ist nicht unbedingt ein cleverer Plan der Strategen aus Washington.

Als der berüchtigte neokonservative Think Tank „Project for a New American Century“ Ende der 1990er Jahre erklärte, dass man einen neuen hochdramatischen Vorfall wie Pearl Harbor brauche, um das amerikanische Militär für das nächste Jahrhundert zu transformieren, war die Welt relativ spannungsarm. Der Kalte Krieg war vergessen (er pausierte 25 Jahre lang), China war längst noch nicht so dominant wie heute und die Situation am Balkan war nicht gewaltig genug, um die US-Regierung als Weltretter und Weltpolizist dauerhaft im Geschäft zu halten. Die Anschläge vom elften September 2001 brachten die gewünschte Bewegung in die Sache und führten zum Krieg gegen den islamischen Terror, der bis zur Ukraine-Krise 2014 und dem Neu-Aufflammen des Kalten Krieges die Lücke füllte.

Deutschland folgte brav der Leitlinie aus Washington. Als es noch hieß, dass der Kalte Krieg vorbei sei, war für die deutsche Politik der Kalte Krieg vorbei. Als Washington plötzlich verkündete, dass der Kalte Krieg wieder akut ist, galt genau das für die deutsche Politik als selbstverständlich.

In den Blogs und auf Youtube wird ständig gemunkelt, dass es wohl „bald losgehen“ werde mit einem Großangriff des IS in Deutschland und dass die USA mit massiv verstärkter Militärpräsenz in Deutschland reagieren würden. Aber wäre das wirklich im Interesse der US-Strategen? Jahrzehntelang wurde langsam aber stetig Deutschland in die gewünschte Richtung transformiert: Wir werden immer dümmer, ärmer, ideologisch verklärter, multikultureller und ablehnender ggü. dem Nationalstaat. Während die USA einen überhöhten Staatsfetisch feiern, sollen wir gefälligst bei der Komplettauflösung unseres eigenen Staates zuschauen und klatschen.

Warum sollten US-Strategen diese wirkungsvolle Strategie in Gefahr bringen wollen durch hochdramatische Ereignisse? Ja, Frankreich regiert mit Notstandsgesetzen und hat mehrere Anschläge erlebt. Ja, Experten befürchten seit Langem öffentlich, dass IS-Kämpfer nach Europa sickern. Aber das heißt noch lange nicht, dass blankes Chaos in Europa strategisch günstig wäre für Washington.

Falls wirklich im März 2017 massenweise IS-Kämpfer in Deutschland loslegen, dann wäre die amerika-hörige politische Klasse in der Bundesrepublik erledigt. Die Bundeswehr und die Polizei würden bei staatsgefährdenden Zuständen die Kontrolle übernehmen und längst nicht unbedingt nach Wünschen Washingtons handeln. Sofort wäre die Wehrpflicht wieder da, die Grenzen wären dicht und Deutschland würde sehr schnell hochrüsten und militärische Abhängigkeiten vermeiden. Ein gerüstetes, eigenständiges Deutschland ist genau das, was Washington NICHT will.

Den US-Strategen kämen eher wohldosierte dramatische Ereignisse in Osteuropa oder im südchinesischen Meer gelegen. Wenn weitere Gebiete in die Hände der Russen und Chinesen fallen und die Bundesregierung im Zusammenspiel mit der NATO eine sorgfältig geplante Reaktion zeigt und Westeuropa in eine Festung verwandelt, dann käme dies den US-Strategen sehr gelegen.

Diejenigen, denen blankes Chaos in Westeuropa nützt, sind die Russen und deren Partner hier. Für die US-Strategen war es das Naheliegendste, in den Jahren bis 2014 nur zu beobachten, wie Russlands Agentennetz in Westeuropa wächst. Jetzt, wo Russland einen hybriden Krieg führt und Destabilisierungsoperationen praktiziert, gibt es einen inneren Feind in Westeuropa, den man bekämpfen kann: Die Russland-Kollaborateure. Dieser innere Feind besteht zum Großteil auch noch aus deutschen und anderen westeuropäischen Nationalisten und Konservativen. Also genau die Gruppen, die Washington von vorneherein loswerden wollte.

Der Kalte Krieg bis 1991 ging vorüber ohne hochdramatische Kämpfe in Nordamerika und Westeuropa. Ohne Atomkrieg. Wir müssen künftig nicht unbedingt eine exakte Wiederholung der Ereignisse sehen, aber funktionierende Techniken werden gerne wiederholt.

AlexBenesch
AlexBenesch
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