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Das nächste Ablenkungsmanöver im Fall Peggy

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Archivbild: Wikipedia

Kommentar

Der Fall Peggy wurde von einem gewöhnlichen Mordfall zu einem Mafia-Fall. Und das nicht erst seit der mysteriösen DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Killers Uwe Böhnhardt an einem Stofffetzen in der Nähe des Fundortes von Peggys Leiche.

Zunächst wurde jeder Bezug zum organisierten Verbrechen als uninteressant verworfen. Jetzt nach Böhnhardts DNA-Fund spricht man zwar endlich von einem möglichen organisierten Verbrechen, allerdings besteht hier der Verdacht, dass man toten oder inhaftierten Neonazis die ganze Sache anhängen will, während die wahren Täter auf ewig abgeschirmt werden.

Die Ablenkung Teil I

Man quetschte vor Jahren ein wackliges Geständnis aus dem geistig zurückgebliebenen Ulvi Kulaç, der pädophile Neigungen hatte, und hakte die Sache als Sexualmord ab, wie er häufig nach dem Schema F abläuft: Der Täter begeht sexuellen Missbrauch, gerät dann in Panik, vom Opfer an die Behörden verraten zu werden, und begeht einen Mord, um die Sache zu vertuschen. Allerdings erfolgte das Geständnis in Abwesenheit eines Verteidigers; außerdem gibt es davon keine Tonaufzeichnung, es stützte sich auf das Gedächtnisprotokoll des Ermittlers. Wie sollte ein Mann auf dem geistigen Entwicklungsstand eines Zehnjährigen eine Leiche verschwinden lassen, ohne gesehen zu werden und physische Spuren zu hinterlassen? Angeblich habe der Vater ihm dabei geholfen, hieß es. Im Juli 2012 hat der Hauptbelastungszeuge, ein Mitinsasse im Bezirkskrankenhaus, der mit der Polizei zusammengearbeitet hatte, seine Aussage gegen Kulaç eidesstattlich widerrufen. Zuvor behauptete er, Kulaç hätte ihm gegenüber den Mord gestanden und Details genannt. Der Belastungszeuge begründete seine Zusammenarbeit mit der Ermittlungsbehörde mit versprochenen Hafterleichterungen. Inzwischen ist dieser Zeuge tot und kann nicht mehr aussagen über diejenigen Beamten, die ihm anscheinend den Deal angeboten hatten, über Kulaç  zu lügen. Wenn sich Beamte 100% sicher gewesen wären, dass Kulaç der Täter war, könnte man zumindest irgendwie nachvollziehen, dass ein Geständnis und eine belastende Zeugenaussage erfunden bzw. zusammengeschummelt wurden. Aber es gab neben Ulvi Kulaç leider in Peggys Umfeld zahlreiche weitere verdächtige Pädophile, Sexualstraftäter und andere zwielichtige Gestalten.

Existiert(e) wirklich ein Netzwerk, das in der Lage war, Beweise zu fälschen und fälschte dieses Netzwerk womöglich die aktuelle DNA-Spur von Uwe Böhnhardt? Es wirkt auf den ersten Blick weit hergeholt, allerdings zeigte der britische Fall von Jimmy Savile und anderen bekannten Männern in Großbritannien, dass es in Europa kein Problem ist, solche organisierten Systeme hochzuziehen.

Pädos und Sexualstraftäter mit Sonderbehandlung

Das Umfeld von Peggy war hochgefährlich, aber niemand schien das Mädchen sonderlich zu schützen. Diverse Verdächtige kamen ins Visier der Behörden, gerieten aber schnell wieder in Vergessenheit. Wie verheerend es sein kann, Verdächtige zu schnell beiseite zu schieben, zeigte der Fall des Monsters Marc Dutroux. 1989 wurde er bereits zu 13,5 Jahren Haft verurteilt wegen Entführung und Vergewaltigung von fünf jungen Mädchen und Frauen. Experten warnten, er sei ein „perverser“ Psychopath, aber die Behörden ließen Dutroux wegen guter Führung als Musterhäftling schon drei Jahre später offiziell „begnadigen“ und laufen. Hatte er damals schon einflussreiche Freunde, für die er Frauen entführte? Es gab noch mehr Vorzugsbehandlung: Nach Dutrouxs Entlassung bescheinigte ihm der Psychiater Emile Dumont eine seelische Schädigung aufgrund der Haft mit resultierender Erwerbsunfähigkeit auf Lebenszeit, wegen der er eine staatliche Rente bekam, und verschrieb ihm Schlafmittel und Sedativa, die er später zur Betäubung und Ermordung seiner Opfer einsetzte. Sie haben richtig gelesen: Ein mehrfacher Entführer und Vergewaltiger bekommt Gnade, frühe Haftentlassung, Geld und Drogen frei Haus. Dutroux baute als nächstes seine Geheimkammern und entführte weitere Mädchen, aber trotz seiner Vorgeschichte war das Interesse der Behörden an ihm sehr mager. Bei einer Durchsuchung seines Hauses hörten Beamte Kinderstimmen, allerdings meinte der leitende Beamte, die Stimmen wären bestimmt von der Straße gekommen. Schon mal von einem Stethoskop gehört, das bei solchen Fällen einfach an die Wände gehalten wird? So findet man leicht versteckte Personen, ob nun Flüchtlinge im LKW oder Entführungsopfer im Keller. Dutroux war ein Hauptverdächtiger, denn es gab in dem winzigen Belgien nur sehr wenige einschlägig Vorbestrafte wie ihn. Den Beamten war egal, dass eine Wand bei Dutroux frisch verputzt war und und dass Videoaufnahmen herumlagen, die den Ausbau im Haus dokumentierten. Dutroux behauptete, er selbst sei nur eine Art Handlanger gewesen. Die Mädchen seien nicht nur für ihn allein bestimmt gewesen, sondern auch für andere Personen, die teilweise „höchste Protektion von ganz oben“ genießen würden. Als Anstifter und Kopf einer Bande von Männern, die Sexualstraftaten an Kindern verübten, für den Dutroux gearbeitet habe, beschuldigte er nach der Verhaftung und während des Prozesses wiederholt Nihoul. Laut der ZDF-Reportage Die Spur der Kinderschänder – Dutroux und die toten Zeugen von 2001 verstarben während der Ermittlungszeit nach Dutrouxs Verhaftung 27 Zeugen, die im Prozess aussagen wollten.

Im Fall Peggy gab es mehrere Verdächtige neben dem geistig zurückgebliebenen Ulvi Kulaç, die einschlägig vorbestraft waren. Man weiß natürlich zunächst nicht, ob es sich bei einem Verdächtigen um ein Monster wie Dutroux handelt. Aber oberflächlich betrachtet waren die Warnzeichen da und das Interesse erlahmte dennoch recht schnell:

  • 2007 war das Haus des in der Nähe wohnenden vorbestraften Sexualstraftäters Robert E. untersucht worden. Bei dem Mann handelt es sich nach Informationen der „Welt“ um einen vorbestraften Sexualstraftäter, der für den Missbrauch mehrerer Mädchen drei Jahre im Gefängnis gesessen hat. Dabei wurde ein Kinder-Unterhemd gefunden, DNA-Spuren von Peggy ließen sich darauf aber nicht nachweisen. Für die Tatzeit hatte der Mann ein Alibi vorweisen können. Neue Ermittlungen der Staatsanwaltschaft führten dazu, dass ab 22. April 2013 eine weitere Hausdurchsuchung und Grabungen auf dem Gelände vorgenommen wurden, da es sich um einen „Leichenablageort“ handeln könnte. Robert E. wurde erneut befragt. Bei den Grabungen wurden – wie bereits bei früheren Straßenbauarbeiten in diesem Areal – Knochenteile gefunden. Im Mai 2013 gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass die Knochen nicht von Peggy stammen. Diejenigen bei den Behörden, die die Kontrolle hatten über die Beweisstücke (Kinder-Unterhemd, Knochenteile), hätten theoretisch die Macht besessen, hier die Ermittlungen zu verfälschen. Vielleicht bekamen die Mediziner gar nicht die Original-Beweisstücke in die Hände. So ließen sich theoretisch Personen nach Belieben be- und entlasten. Dann müsste man sich aber bei all dieser blanken Spekulation fragen, warum hier zugunsten von solchen Figuren wie Robert E. agiert wurde.
  • Seit Anfang September 2013 gab es neue Ermittlungen gegen einen Mann aus Halle, der wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war. In den Fokus gerückt hatten den Mann allerdings nicht die Fahnder, sondern zwei Journalisten. Der Mann war öfter zu Besuch im Haus der Familie des Mordopfers und war im Umgang mit Peggy unangenehm aufgefallen. Durch Recherchen der beiden Journalisten Ina Jung und Christoph Lemmer waren die Ermittler wieder auf den Mann gestoßen, der damals zwar vernommen wurde, aber gegen den nicht weiter ermittelt wurde. Warum war der Mann nicht schon vorher von den Beamten ins Visier genommen worden und warum verlor man so schnell das Interesse? Berichten zufolge war der Mann „in Peggy verschossen gewesen“ und seine Familie habe angeblich gewusst, dass er Kinderpornos auf dem Computer hatte.
  • Am 13. Dezember 2013 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft gegen einen weiteren Mann, den Adoptivbruder des Tatverdächtigen aus Halle, ermittelt. Die Ermittler prüften, ob er bei der Beseitigung der Leiche geholfen haben könnte. Zwar konnte er zunächst für den fraglichen Zeitraum ein Alibi vorweisen, allerdings stellte sich dieses später als falsch heraus
  • Der Historiker Wolfgang Eggert beispielsweise berichtete in einem Interview in COMPACT über weitere Spuren, an denen die Behörden auffallend schnell das Interesse verloren: „Da hatten, gegen 15.00, zwei Mitschüler – Sebastian Röder und Jakob Demel – Peggy in Lichtenberg in einen roten Mercedes einsteigen sehen, in dem noch ein etwa gleichaltriges, dunkelhaariges Mädchen sass. Die beiden gaben ihre detaillierte und auch die Bekleidung der Vermissten exakt beschreibende Beobachtung am anderen Tag der Polizei zu Protokoll. Sie sagten, dass das Auto mit dem „Stern vorne“ kein deutsches Kennzeichen gehabt habe, sondern ein tschechisches. Als Ina Jung, die das Grundlagenwerk zu dem Fall verfasst hat, die beiden Zeugen ausfindig machte, unterstrichen die ihre Aussage, berichteten aber davon, dass man sie damals unter Druck gesetzt hatte: die Ermittler vernahmen sie jeweils einzeln, ohne Eltern und, so die Schüler, nötigen sie, ihre ursprüngliche Aussage zurückzunehmen. Was dann geschah. Die Staatsanwaltschaft in Bayreuth widerspricht dem nicht und nennt das Buch sogar ‚eine gute Zusammenfassung der Aktenlage‘.“ Zusammenfassend wehrten sich die Behörden mit Händen und Füßen gegen die Hypothese eines organisierten Rings von Pädophilen und Entführern aus Deutschland und der Tschechischen Republik. Stellen wir uns vor, was passiert wäre, wenn bei einem deutschen, einschlägig vorbestraften Verdächtigen DNA-Spuren von Peggy nachgewiesen worden wären und der Verdächtige dann in Haft ähnlich wie einst Dutroux gesagt hätte, er arbeite für einflussreiche Kreise mit äußerst mächtigen Kunden. Der öffentliche Skandal wäre international hör- und sichtbar gewesen. Dutroux war in einer Zwickmühle: Zu starke Drohungen oder ein teilweises Auspacken und er würde als weiterer „Selbstmord in Haft“ enden. Wenn er die Klappe aber gar nicht aufreißt, bekommt er keinen Schutz von oben in der Haft. Wolfgang Eggert schrieb über den finalen Anlass für Peggys Verschwinden: „Da wir allen Grund zur Annahme haben, daß das Mädchen fortgesetztem Missbrauch unterlag, durch mehr als nur einen einzelnen Pädophilen, schlägt jetzt die Stunde, wo es für einige Leute brenzlig wird. Und zwar just an dem Tag, als Mario S. sich für Mai 2001 in Lichtenberg ankündigt, um seiner Tochter ein verspätetes Geburtstagsgeschenk persönlich vorbeizubringen. Er hatte sie Jahrelang nicht mehr gesehen. Was, wenn sie sich ihm anvertraute? Und wenig Kindgerechte Dinge erzählte? Das war die Frage. Tat sie es dann war damit zu rechnen daß der Vater vor Gericht ziehen und eine Kettenreaktion auslösen würde. Das ist der Hintergrund.“

Ablenkung Teil II? Die Pädo-Nazis

Das Umfeld des Nationalsozialistischen Untergrunds, einige der Vertrauten des Trios aus den beiden Uwes und der schweigsamen Beate Zschäpe, war bekanntermaßen von vielen Informanten der Behörden durchsetzt. Immer wieder konnte das Trio auf magische Art und Weise sich dem Zugriff der Behörden entziehen, bis schließlich die Uwes allem Anschein nach in ihrem Wohnmobil von einem Unbekannten erschossen wurden. Posthum hängte man dem Trio die gesamte „Dönermordserie“ an, wobei die Uwes als Tote nicht mehr reden können und Zschäpe sich nach einem seltsamen Wohnunsgbrand den Behörden stellte und seitdem über fast alles schweigt. Nun fand sich angeblich eine DNA-Spur von Uwe Böhnhardt an einem Stofffetzen in der Nähe des Leichenfundortes von Peggy. In der Nähe befindet sich eine Hütte, die von Neonazis benutzt wurde. Interessanterweise wurde die unvollständige Leiche von Peggy erst im Juli 2016 entdeckt, also lange nach dem Tod von den beiden Uwes vom NSU. Kamen die investigativen Autoren und diverse Journalisten der Wahrheit zu nahe? Entschied sich deshalb der Mörder von Peggy, die vergrabene Leiche wieder auszubuddeln und in das Waldstück bei Rodacherbrunn in Thüringen zu bringen, in unmittelbare Nähe der Neonazi-Waldhütte? Wer beschaffte aber dann den Stofffetzen mit Böhnharts DNA bzw. wer manipulierte das Untersuchungsergebnis?

Zwar gab es immer wieder Bezüge der Neonazis zur Pädophilie und sogar der Außenbordmotor eines alten Freundes von Böhnhardt war in der Nähe eines toten Jungen gefunden worden, aber die DNA auf dem Stofffetzen ist bislang der einzige irgendwie bedeutende Link zwischen dem Fall Peggy und Böhnhardt. Kommt als nächstes eine weitere „Sensation“ von den Behörden? Ein verspäteter DNA-Treffer bei Kindersachen, die die beiden Uwes in ihrem Wohnmobil gefunden wurden?

Leiter der Sonderkommission Peggy II war Wolfgang Geier. Er war auch der Leiter der Sonderkommission Bosporus betreffs der NSU-Mordserie. Olaf Przybilla, Redakteur der Süddeutschen Zeitung, kritisierte im Oktober 2016 den Ermittler wegen seiner Irrtümer in beiden Fällen.

AlexBenesch
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