Kommentar von Vollbremsung
Liest man sich den Text zu dem SPIEGEL-Artikel durch, bleibt ein sarkastisches Lächeln nicht aus. Viele Migranten gehen in die Selbstständigkeit und schaffen Jobs. Und das nicht nur im Gastronomiesektor. Klingt wundervoll. Dummerweise muss man da erst einmal die ganzen Schein-Selbstständigen herausrechnen, die sich und irgenwelche Kumpels oder Familienangehörige als Unternehmer eintragen.
Die „Migranten“ auf die sich Bertelsmann bezieht sind die Überperformer der Einwanderungswellen der letzten Jahrzehnte. Das sind anständige Leute, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind und die durch Schule und Studium durch sind. Sie wissen um die Schwierigkeiten, stellen sich ihnen und arbeiten hart mit guter Intelligenz. Das sind wenige Prozent. Das sind die Überperformer. Im Verhältnis relativ geringe Anzahl. Im Vergleich zu den jetzigen Zuströmen überhaupt nicht vergleichbar.
Bertelmann weiß das.
Selbstständigkeit ist eine „Königs-Disziplin“. Es ist die höchste Stufe, die man an Anspruch und Selbstverwirklichung anlegen kann. Wie ich oben geschrieben haben gibt es meiner Erfahrung nach nur wenige Bereiche für das Arbeiten:
1.) Angestellt in einem großen Konzern (extreme Ansprüche insbesondere nur möglich, wenn sie jung sind und frisch von der Hochschule kommen. Alles andere ist NICHT MÖGLICH). Schaffen sie das, ist das eine Art 6er im Lotto. Sie können von dort aus ihre „Karriere“ entwickelt, die auch funktioniert
1.1) Angestellt in einem Konzern als Facharbeiter. Als Meister oder über Fachhochschule. Sehr spezialisiert gerade in technischen Bereich: Mechaniker, Konstrukteuer usw. ==) sehr gute Arbeitsmöglichkeiten. Auch mit Nachschulung zu erreichen. Allerdings: in der Spezialisierung sehr gut ausgebildet. Häufig über Fachhochschule und anschließend in einem Betrieb.
2.) Angestellt in staatlichen Jobs: für den „Normalo“, der sich durch die Schule gequält hat und ein starkes Support-System von seinen Eltern hat. Polizei, Lehrer, Sachbearbeiter usw. Vorteil: Sie verdienen als Lehrer im Vergleich zur Wirtschaft SEHR GUT, gleichzeitig können sie kaum gekündigt werden. Sie müssen lediglich die Zähne zusammenbeißen, bei dem ganzen Schwachsinn. Andererseits können sie von den Ferien leben. Auch andere Jobs im Staat fallen darunter.
3.) „Arbeiter-Jobs“: Taxifahrer, Kistenschlepper usw. Hoher Konkurrenzkampf. Geprägt von „Arbeitern“, die teilweise selber schon ganz gute Ausbildung haben. Bedingt durch die Digitalisierung schrumpft der Arbeitsmarkt dort stark.
4.) Selbstständigkeit / Startup: extrem hohe Ansprüche, fast nur in Clustern zu erreichen. Abgesehen von einer Döner-Bude / Kiosk (die meist eh nicht wirklich funktioniert) ist eine Selbstständigkeit (bzw. Startup) nur in Clustern in den Großstädten möglich. Sie brauchen ein großes Netzwerk. Sie müssen direkt in den HotSpots sein, brauchen hohe Vernetzungsdichte, eine klare Spezialisierung, hohe Arbeitsbereitschaft und klares Verständnis von Internetwirtschaft.