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So realistisch sind die Hunger Games-Romane wirklich

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Die Romane der Hunger Games-Reihe (bzw. „Tribute von Panem“ in deutsch) sind lehrreich, unterhaltsam und ungewöhnlich subversiv für internationale Bestseller, die viele junge Menschen ansprechen. Wer hätte gerechnet mit einer weiblichen kulturellen Ikone, die jagen kann? Einige Aspekte der Geschichte sind sehr realistisch, andere wiederum überhaupt nicht.

Die Bereiche Bushcraft und Jagd nehmen in den Romanen einen sehr großen Teil ein, während sie in den Filmen viel zu kurz kommen. Katniss Everdeen hat Jahre an Erfahrung und lässt sich in der Trainingseinrichtung des Capitols noch mehr Tricks beibringen, um in der Arena zu überleben. Ihr Mentor Haymitch gibt ihr den überaus wichtigen Rat, so schnell wie möglich in die Wälder zu verschwinden und Wasser zu suchen. Es sind hauptsächlich die Basics, die ihr Überleben sichern, wie Orientierung, leises aufmerksames Bewegen, Jagen, Fallen stellen, Pflanzen essen, Wunden versorgen, Kräfte einteilen. Sie kann sogar die richtigen Pflanzen aus Tümpeln herausfischen und essen. Nur hin und wieder gibt es eine physische Auseinandersetzung mit anderen Tributes. Mit diesen Skills überlebte sie auch Zuhause und ernährte ihre Familie. Die Beschreibungen des Mangels und der Behelfsmöglichkeiten sind sehr realistisch geschildert, wie auch das Handeln auf dem Schwarzmarkt und die vorsichtige Vorgehensweise von Katniss. Es dauert Jahre, bis sie anderen Jägern wie Gale traut, sie ist lange misstrauisch gegenüber Peeta, Haymitch und dem Rest der Welt.

Haarig wird es bei dem Thema Spitzel und Überwachung. Der Plot erforderte es, dass die wichtigen Charaktere in den Distrikten und im Capitol zusammenhalten und sympathisch sind, deshalb konnte die Autorin keine allzu realistische Schilderung von einem Spitzel- und Agentensystem integrieren. Stattdessen schrieb sie Distrikt 12 als wenig rebellisch, unterschätzt vom Capitol und mit laxer Umsetzung der Regeln. Im Roman kennt Katniss manche Polizisten persönlich und verkauft auch ihre Jagdbeute an den Polizeichef. Zwar ist Katniss sehr vorsichtig, mit wem sie über was spricht, allerdings weiß so ziemlich jeder, dass sie eine der profiliertesten Jägerin ist. Am lokalen Schwarzmarkt, Hob genannt, scheint es keine Spitzel zu geben. Im Wald gibt es auch keine. Es hätte für das Capitol oder die Polizei von Distrikt 12 selbstverständlich sein müssen, jemanden wie Gale in die Wälder zu schicken. Auch die Rebellionen in den Distrikten und dem Capitol geht erstaunlich schnell vonstatten. Der Leser lernt immer neue, sympathische Charaktere kennen, ohne dass das Thema Spionage wirklich dem Plot in die Quere kommt. Der Spionage-Aspekt ist völlig unterrepräsentiert.

Die Diktatur gilt als hochtechnisiert, während die Bevölkerung recht arm gehalten wird wie im Mittelalter. In der Zukunft würde eine Diktatur allerdings die Masse der Menschen nicht mehr brauchen, auf Grund von neuen Herstellungsverfahren und der Robotik. Was ist die beste Möglichkeit um zu verhindern, dass der Pöbel rebelliert? Den Pöbel ganz loswerden. Die Hunger Games-Bücher sind mehr von vergangenen realen Ereignissen beeinflusst, als von Fach-Literatur über die Zukunft. Diktator Snow ist ständig damit beschäftigt, die Stimmung der Bevölkerung zu managen. Seine antiquierten Werkzeuge dafür sind die Hunger Games, weitere Propaganda, die Verteilung und Vorenthaltung von Privilegien und Versorgung. Eine moderne Diktatur würde allerdings entweder so aussehen wie die heutige „freie Welt“ mit Fake-Demokratie und Strippenziehern im Schatten, wo die Bevölkerung nicht wirklich genau weiß, woher die Probleme letztendlich stammen, oder jemand wie Snow würde die Stimmungen in der Bevölkerung mit Hilfe von Chemikalien oder elektromagnetischen Wellen beeinflussen. All das passte aber nicht die Story von Hunger Games. Eher vergleichbar mit Panem wäre das heutige Russland unter Putin, da die Milliardäre mit Gesichts-OPs in Moskau feiern, während der Rest des Landes im Elend sitzt, allerdings ist das russische System der Unterdrückung seit 100 Jahren so strikt, dass eine Rebellion wie in den Hunger Games Romanen praktisch unmöglich ist. Unzählige Millionen Russen, die rebellisch waren, wurden einfach in die Arbeitslager verfrachtet oder gleich umgebracht.

Sehr realistisch ist die Darstellung der Anführerin der Rebellion, Alma Coin, eine Psychopathin die einfach nur Snow an der Macht ersetzen will und den Einfluss von Katniss fürchtet. Eine ganze Rebellion hat nicht die Werkzeuge, die eigene Führung einschätzen zu können. Auch am Ende der Romane heißt es, dass nun die typische schöne Zeit nach gelungener Niederwerfung einer Diktatur folgt, dass aber das Böse nicht schlafen wird, sondern sich seinen Weg erneut zu bahnen versucht.

AlexBenesch
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