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Kommentar
Es geistert die Meldung durchs Netz, dass Putin angeblich Erdogan gedroht habe, im Falle einer Invasion in Syrien “taktische Nuklearwaffen” einzusetzen. Das geht zurück auf die Behauptung des Journalisten Robert Parry, der dies von einer Quelle aus dem Umfeld von Putin gehört haben will:
A source close to Russian President Vladimir Putin told me that the Russians have warned Turkish President Recep Tayyip Erdogan that Moscow is prepared to use tactical nuclear weapons if necessary to save their troops in the face of a Turkish-Saudi onslaught.
Parry ist ein ehemaliger Newsweek-Reporter der früher einmal die Iran-Contra-Sache aufdeckte, ansonsten aber ein Iran-Fan und Putinista durch und durch. Außer diesem Gerücht wissen wir nichts von einer konkreten Drohung und es existiert keine klare Definition von „taktischen“ Nuklearwaffen; allgemein beschreibt man damit kleinerformatige Sprengköpfe als die „strategischen“. Putin kann sich ein größeres militärisches Abenteuer mit regulären Waffen nicht wirklich leisten, während der Einsatz von Atomwaffen zwar verhältnismäßig billig und effektiv wäre, gleichzeitig aber massive Folgen hätte.
Putin sprach zwar bei der Krim-Sache schon von Nuklearwaffen, aber im Endeffekt ist das Arsenal das einzige, das das russische Militär wirklich besonders macht. Als schwache Wirtschaftsmacht ist ein erfolgreiches Wettrüsten einfach nicht machbar und so kann Putin keine größeren Aktionen planen, ohne sich dabei mit Partnern wie China abzusprechen. Ein großflächiger Atomkrieg würde heute keine Vernichtung des Planeten mehr bedeuten, weil die Arsenale im Vergleich zum kalten Krieg erheblich geschrumpft sind.
Was ist also von der Meldung zu halten? Nur propagandistisches Getrommel? Russland will sich kaum an einem erheblichen Gegner wie der Türkei erschöpfen, bevor man sich an größere Gegenspieler wagt.