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Nuoviso zum KSK-Fail: Wir haben keinen journalistischen Anspruch

Datum:

Kommentar

Das Online-Portal Nuoviso übt sich in Schadensbegrenzung nach der Veröffentlichung eines Videointerviews mit einem angeblichen Ex-Soldaten der Spezialeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) namens „Adrian“. Nuoviso sah ursprünglich genug Anlass, die Dreharbeiten und den Schnitt durchzuführen:

Gute Story, ein paar Dokumente, die passen, schöne Message am Ende. Dann brachte das NuoViso-Team das Video raus.

Wochen bevor ich überhaupt auf die Sache stieß, war bereits im Netz eine heftige Diskussion ausgebrochen über Adrian und dessen abenteuerliche Schilderungen. In den Youtube-Kommentaren wurde gespottet, mit KSK sei wohl eher die Künstlersozialkasse gemeint. Irgendwann bekam man bei Nuoviso kalte Füße:

Das NuoViso-Team stellte das Video nach Beschäftigung mit der Kritik auf privat.

Schließlich, „auf einhelligen Wunsch der Zuschauer“, veröffentlichte man am 10. Januar eine ausführliche Stellungnahme. Hagen Grell, der das KSK-Interview moderiert hatte, marschiert im Stile eines Investigativreporters auf Nuoviso-Chef Frank Höfer zu, der gerade einen Besen schwingt und will ihn „spontan“ zu der Sache befragen. Das ganze wirkt etwas einstudiert und seifenoper-mäßig.

„Wir haben das online gestellt nach bestem Wissen und Gewissen.“

Genaueres über die Beweise und Dokumente, die Adrian vorgelegt haben soll, erfährt man nicht. Ob man bei der Bundeswehr nachgefagt hat, erfährt man auch nicht. Ich dachte, es gibt jetzt endlich Aufklärung? Die Stellungnahme von Nuoviso hat ja schließlich den Titel „Aufklärung zum KSK-Soldat“.

Höfer kehrt aber weiter den Boden. Grell zitiert einen ktitischen Blogger und fragt erneut Höfer. Höfer will sich überhaupt nicht festlegen; er wisse nicht ob Adrian ein KSK-Soldat gewesen war oder nicht. Höfer rückt immer noch nicht mit Informationen heraus, welche Beweise Adrian denn vorgezeigt hatte. Stattdessen erklärt Höfer überraschend:

„Wir haben nicht den Anspruch, dass wir Journalisten wären.“
„Ich hab den Journalistenberuf nie gelernt.“

Blogger fanden durch eine simple Google-Suche mehrere Einträge, die zu erheblichen Zweifeln an Adrians Geschichte führten. Da brauchte es offenbar keinen Pulitzer-Preis-Gewinner.

Höfer und Grell verheddern sich: Grell will relativieren und meint, die Massenmedien checken ja auch teilweise nichts mehr nach und die Sorgfaltspficht läge bei jenen, die sich „auch als Journalisten bezeichnen“. Hat die Plattform Nuoviso, die ja laut Höfer keinen journalistischen Anspruch erhebt, dann folglich keine Sorgfaltspflicht? Höfer erwidert, wenn man den Vorwurf gegen die Massenmedien erhebt, dann „müssten wir uns das ja selber auch vorwerfen.“

Auf Nuoviso.tv heißt es unter dem Link „Über uns“ :

In meiner Zeit als Videocutter beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen musste ich immer wieder feststellen, dass die mediale Berichterstattung von verantwortlichen Redakteuren, Journalisten und Mitarbeitern nur selten hinterfragt wurde.[…] Es geht alles ungefragt auf Sendung „was von oben“ kommt und alle machen mit. Mein Verständnis von Journalismus und medialer Berichterstattung ist ein anderes.

Also erhebt er doch einen Anspruch darauf, zumindest einen ehrlicheren, akkurateren Journalismus machen zu können als die Massenmedien? Wer so viel Zeugs postet über Geopolitik und Krieg, der erhebt an sich schon gewisse Ansprüche und versucht, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Höfer erklärt nach diesen geistigen Verrenkungen „Asche auf unser Haupt“, denn das mit Adrian sei „mal ein Fehler“ gewesen.

Er widmet sich dann u.a. meinem Kommentar zu der Sache auf Recentr. Die Überschrift lautete „Nuoviso und die Propaganda“, in Anspielung auf eine Aussage von Höfer zu dem von Nuoviso produzierten Film Ukrainian Agony:

„Ist euer Film nicht auch nur Propaganda?“ fragte eine junge Ukrainerin, welche sich den Film trotz fehlender Sprachkenntnisse bis zum Schluss ansah. Die Antwort von Filmemacher Höfer war knapp: „Ja – denn es gibt gar keinen objektiven Journalismus“

Ich dachte, er hat den Beruf nie erlernt und erhebt keinen Anspruch auf journalistische Tätigkeit, hier aber geht er noch einen riesen Schritt weiter und meint besserwisserisch, es gäbe quasi eh nur Propaganda, keinen objektiven Journalismus. Für mich persönlich halte ich also fest, dass das Zeug auf Nuoviso Propaganda ohne journalistische Ansprüche ist.

Hagen Grell meint bei ca. Minute 9:40, dass ich mich auf ein Podest stellen würde, als wäre ich der Über-Journalist. Alles was ich tat, war den Rechtfertigungsversuch von Grell zu hinterfragen. Er meinte:

„Bei NuoViso hat keiner einen militärischen Hintergrund. Insofern konnten wir nicht einschätzen, ob seine [Adrians] Geschichte insgesamt glaubhaft ist.“

Das ist nun mal eine problematische und peinliche Aussage. Wenn ich einen Whistleblower aus der Blumenindustrie interviewen will, muss ich auch kein Botaniker sein. Nuoviso publiziert viel über Kriegsthemen und Geopolitik, macht dabei eine Vielzahl von ganz konkreten Aussagen, verblüfft aber dann mit solchen rechtfertigenden Statements. Ist Nuoviso jetzt also nach eigenen Angaben in der Lage, militärische Sachverhalte einzuschätzen oder nicht?

Mittlerweile sind wir also an dem Punkt angelangt, bei dem Nuoviso nach eigenen Worten „Propaganda“ betreibt „ohne journalistische Ansprüche“ und auch mangels militärischem Hintergrund Probleme damit hat, die Glaubwürdigkeit von Schilderungen militärischer Dinge einzuschätzen, man aber trotzdem die Welt belehren will über Kriegsthemen.

Höfer lässt bei ca. Minute 10 die nächste Bombe platzen. Nuoviso sei “ eher eine künstlerische Plattform“. Er will „eigentlich gar keine Dokus machen und den Leuten irgendwie die Welt erklären“.

In der Videoübersicht von Nuoviso gibt es die Kategorien „Politik & Wirtschaft“, „Natur und Umwelt“, Wissenschaft & Technik“ sowie Genzwissenschaft und Spiritualität“. Was fehlt hier? Richtig: Die Kunst. Am liebsten würde er „sinnfreie, lustige Spielfilme drehen“. Ich könnte jetzt lästern, dass ich persönlich viele Nuoviso-Produktionen, wie auch diesen Videobeitrag zum KSK-Fail, für sinnfreie, lustige Spielfilme halte, aber das wäre zu einfach.

Für viele Leute hätte Nuoviso einen „aufklärenden, investigativen Charakter“, so Höfer, aber „das ist gar nicht so sehr der Anspruch.“

Hagen Grell fährt fort, ich hätte zusätzlich noch Marcel Claus „durch den Dreck…den Kakao gezogen“. Alles was ich tat, war meine Zweifel zu äußern. Auch Claus erzählte spannende Geschichten im Nuoviso-Interview, ich vermisste nach dem KSK-Fiasko allerdings handfeste Dokumente (auch teilweise geschwärzt wäre in Ordnung gewesen), glaubhafte Fotos, und irgendwelche anwatlichen Korrespondenzen, da jemand, der so geschädigt worden sein soll wie Claus, es doch bestimmt auf dem Rechtsweg zumindest probiert hätte. All das würde Glaubwürdigkeit erzeugen und ich hätte bei soliden Belegen selbst im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten versucht, dem Mann zu helfen.

Nur weil ich misstrauisch war, dass die Propaganda-Plattform Nuoviso ohne journalistischen Anspruch und Problemen beim Einschätzen militärischer Belange dieses Claus-Interview brachte, darf ich mir jetzt anhören, ich hätte ihn durch den „Dreck gezogen“. Ich habe Fragen gestellt und angekündigt, bei der Bundeswehr direkt nachzuhaken. Die zuständige Stelle der Bundeswehr antwortete mir Folgendes:

Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir auf Grund des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte keine Aussagen zu der von Ihnen erwähnten Person treffen.

Hat Nuoviso überhaupt selbst bei der entsprechenden Stelle der Bundeswehr nachgehakt und falls ja, bekam Nuoviso die gleiche Antwort wie ich? Wie hat man denn nach „bestem Wissen und Gewissen“ die Erzählungen überprüft? Grell und Höfer lachen an der Stelle, denn Claus hätte ja noch „viel mehr“ Beweismaterial geliefert als der angebliche KSK-Mann Adrian. Sehen tun wir diese Belege allerdings nicht.Warum nicht? Das ist doch üblich, dass man Dinge zeigt, notfalls teils geschwärzt?

Höfer beklagt, dass Kritik öffentlich passieren muss. Ich hätte ihn doch kontaktieren sollen. Haben er und Grell die Bundeswehr und das KSK kontaktiert? Sie machen doch eh Propaganda ohne journalistischen Anspruch. Wozu soll ich dann wegen einem simplen Kommentar mir erst den Spin anhören, den Höfer auftischt?

Es geht weiter über meine Rezension des Films Ukrainian Agony. Höfer gibt zu, man habe den Film „ganz bewusst einseitig gemacht“ um auch die andere Seite zu zeigen.

Jetzt könnte ich schon wieder anmerken, dass Nuoviso nach eigenen Angaben Propaganda ohne journalistischen Anspruch betreibt, Probleme hat beim Einschätzen militärischer Dinge und eigentlich gar nicht die Welt erklären will und „nicht so sehr den Anspruch auf aufklärenden, investigativen Charakter“ erhebt.

Wichtiger ist aber für mich persönlich, dass die wesentlichen Sichtweisen und Interpretationen in dem Film sich auffällig überschneiden mit den Ansichten in den russischen Staatsmedien und außerdem würde ich immer noch gerne wissen, ob der Herr „Bartalmai“ (Pseudonym) bequem über seine Ost-Kontakte nach Russland reiste und dann hintenrum in die Ukraine einreiste, um dann eingebettet in die prorussischen Kämpfer Bilder zu drehen. Wer einen solchen Film veröffentlicht, der muss sich auch solche Kritik und Fragen anhören. Ich halte Höfer für sehr ehrgeizig und ambitioniert. Es geht auch bei Nuoviso nichts ohne Geld und Aufmerksamkeit. Mit der Esoterik hängen immer attraktive Verheißungen zusammen, ähnlich schwingt es mit dem Pro-Putin-Kurs mit. Während ich Putin als zusätzliche Berdrohung bezeichne, klingt das auf Nuoviso völlig anders. Meine Haltung generiert nicht sonderlich viel Freude, Hofers Haltung dagegen schon. So wird um Marktanteile gekämpft.

Auch wenn Recentr und Nuoviso extrem unterschiedlich sind, so zielen wir auf das gleiche deutschsprachige Publikum ab, insofern besteht eine Konkurrenzsituation. Es wäre für mich lukrativ und einfach, alles aus den alternativen Medien zu beklatschen. Allerdings besteht auch eine Konkurrenz der Ideen. Ich lehne Vieles von Nuoviso ab und begründe meine Sicht der Dinge.

Für mich zählen Vorbilder wie Antony Sutton, Gary Allen und weitere Vorreiter einer seriösen Historiker- und Journalistenzunft und Verschwörungsforschung. Ich habe nie einen Putin-Kurs vertreten und keinen Sozialismus, keine New Age-Esoterik und daran wird sich auch nichts ändern. Unten verlinkt ist ein Interview, das ich führte mit Joel Skousen, es hat in der deutschen Fassung wenige Tausend Zugriffe, in der englischen Version hingegen bereits ca. 360.000. Weder wird hier die Linie des westlichen Establishments, noch die des östlichen Establishments vertreten. Ich behaupte keine Perfektion, aber zumindest klinge ich nicht wie Russia Today:

AlexBenesch
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