Kommentar
Die Chefin der Linke-Fraktion Sahra Wagenknecht nannte die Luftschläge der internationalen Koalition in Syrien „staatlich verantworteten Terror“ und zog Parallelen zu den Attacken in Paris.
Sie ist wie ein Fossil aus dem kalten Krieg, eine Juke-Box mit den immer gleichen staubigen Schallplatten aus dem roten Orchester, sie macht Agitprop auf Achtklässlerniveau gegen den US-Imperialismus und wird ganz leise und ausweichend, wenn es um Russlands Imperialismus geht, obwohl Russland extrem nach rechts gewandert ist und scharenweise die Rechten in Europa begeistert.
Putin und seine Oligarchenfreunde kopierten dreist die neokonservative Masche von George W. Bush und dennoch betätigt sich Wagenknecht als tanzende Chearleaderin.
Immer sind die anderen schuld, Putin sei halt gezwungen zu reagieren. So wurden von den Kommunisten immerzu die Eroberungen Moskaus verteidigt, alle sei im Dienste des Antifaschismus und des Antiimperialismus geschehen.
Wagenknecht distanzierte sich zwar im Laufe der Zeit von ihren krassesten Positionen, aber dies war auch notwendig, um im wiedervereinigten Deutschland im Geschäft zu bleiben. Interessanterweise entsprechen diese alten Positionen dem heutigen Dogma von Putins Russland.
Ihr pro-stalinistischer Aufsatz mit dem Titel „Marxismus und Opportunismus – Kämpfe in der Sozialistischen Bewegung gestern und heute“ aus den frühen 90er Jahren klingt wie die aktuelle Putin’sche Geschichtsinterpretation:
Und was immer man – berechtigt oder unberechtigt – gegen die Stalin-Zeit vorbringen mag, ihre Ergebnisse waren jedenfalls nicht Niedergang und Verwesung, sondern die Entwicklung eines um Jahrhunderte zurückgebliebenen Landes in eine moderne Großmacht während eines weltgeschichtlich einzigartigen Zeitraums; damit die Überwindung von Elend, Hunger, Analphabetismus, halbfeudalen Abhängigkeiten und schärfster kapitalistischer Ausbeutung; schließlich der über Hitlers Heere, die Zerschlagung des deutschen und europäischen Faschismus sowie die Ausweitung sozialistischer Gesellschaftsverhältnisse über den halben europäischen Kontinent.
Exakt so urteilt der Putin-Führerstaat über die Stalin-Ära und schlägt die Brücke zwischen klassisch-kommunistischer und neurechter Propaganda. Die technologische Entwicklung unter Stalin kam in Wirklichkeit nur mit ausufernden Technologieverkäufen aus dem kapitalistischen Westen zustande (siehe Antony Sutton), nicht durch „sozialistische Gesellschaftsverhältnisse“, wobei sehr wohl viele Millionen Sowjet-Menschen als Leichen im Gulag-System verwesten und ausgebeutet wurden. Die „Ausweitung sozialistischer Gsellschaftsverhältnisse über den halben europäischen Kontinent“ bestand aus brutalen Eroberungen, gefolgt von staatlicher Unterdrückung, Hunger, Elend und Staatsterror.
Die beeindruckenden Leistungen bei der Industrialisierung des Landes wären ohne Stützung und Bejahung dieser Politik seitens größerer Teile des Volkes nie erreichbar gewesen. (Es ist lächerlich und dumm, diese im Nachhinein als bloße Auswirkungen der Diktatur, der Angst und der Arbeitslager dar stellen zu wollen.)
In der Stalin-Zeit war es üblich, für einen Witz oder kritischen Kommentar sofort Haftstrafen von zehn oder mehr Jahren in einem Arbeitslager zu erhalten. In den unwirtschaftlichen Betrieben wurde die Paranoia geschürt über geheime Zirkel von Saboteuren und Agenten, wobei willkürliche Verhaftungen einzig Angst verbreiten und die Ineffektivität des Sozialismus kaschieren sollten.