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Starb Rudi Dutschke an einem ZWEITEN Attentat?

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KOMMENTAR

Deutschland gedenkt, höchst unterschiedlich, dem 75. Geburtstag von Rudi Dutschke. Die Linke, die ihm oft wegen seiner Ostblock-Kritik feindselig gegenüberstand, benutzt ihn heute als einen toten Helden. Die Konservativen waschen sich posthum die Hände in Unschuld und vergeben ihm. Die politische Mitte würdigt ihn als Intellektuellen. Die jüngeren Generationen fragen sich: Wie konnte ein dermaßen dröger Schwafler, Endlosstudent und hauptberuflicher marxistischer Revoluzzer in diesem Land überhaupt so berühmt werden?

Der in den Westen geflüchtete DDR-Bürger studierte bis ins überreife Alter von 33 Jahren und dennoch wurde nichts aus der Dozentenkarriere oder Autorenkarriere. Stattdessen wollte er die sozialistischen Revolutionen weltweit haben, auch mit Gewalt, dennoch mochte er den Ostblock nicht. Im Endeffekt bedeutete dies, dass er links, rechts und in der Mitte äußerst einflussreiche Feinde hatte.

Das Attentat im Jahr 1968 wurde begangen durch den Rechten Josef Bachmann. Für die Linken war die BILD-Zeitung mitverantwortlich, obwohl die konservative Presse insgesamt in tausenden Artikeln eher moderat berichtet hatte. Bachmanns Gruppe werden allerdings Stasi-Kontakte nachgesagt. Dies erinnert an die Ermordung des linken Studenten Benno Ohnesorg: Viel später stellte sich heraus, dass der Schütze Kurras aus dem nationalkonservativen Millieu in Wirklichkeit ein Stasi-Spitzel gewesen war.

Moskau verachtete zutiefst alle linken Strömungen, die nicht Moskaus Führung akzeptierten. Attentate auf prominente Abweichler wie Trotzki im Exil waren von langer Hand vorbereitet.

Ein Spitzel im SDS meldete seinerzeit dem Ost-Berliner Ministerium für Staatssicherheit, Dutschke vertrete „eine völlig anarchistische Position“; der IM Dietrich Staritz meldete im Dezember 1966: Dutschke spricht ausschließlich vom „Scheißsozialismus“ in der DDR. Der Ostblock hatte seinerzeit eine Panik vor Demokratisierungsbewegungen. Aus Sicht der Stasi oder des KGBs hätte eine Ermordung gleich doppelt Sinn ergeben: Man wäre einen prominenten sozialistischen Ostblock-Kritiker los und gleichzeitig einen Märtyrer samt riesigen Wirbel geschaffen, um Westdeutschland zu destabilisieren.

Für Dutschke sei schon der „Oktoberputsch“ bzw. die „Machtergreifung der Bolschewiki“ ein Rückfall in die „allgemeine Staatssklaverei“ anzusehen. Stalins Versuch, die Produktivität der Sowjetunion durch brutale Zwangsindustrialisierung zu steigern, habe nur einen neuen Imperialismus hervorgebracht. Die DKP griff Dutschke daraufhin an.

Unterschrieb Dutschke damit sein Todesurteil? Nachdem er die Schüsse Bachmanns überlebt hatte, vermutete er die Stasi hinter der Aktion. Die Kommunisten betonen heute, dass der Attentäter Bachmann laut der Birthler-Behörde keine Stasi-Akte gehabt hätte. Dennoch betonen Experten, dass bei tödlichen Operationen oft nur mündliche Aufträge gegeben wurden. Dutschkes Sohn erklärte:

Aber interessant ist doch, dass auch die Stasi-Akten, die es über meinen Vater gibt, nicht besonders umfangreich sind und eher private Geschichten dokumentieren. Heute sehe ich, dass es mehr Akten über den Ohnesorg-Todesschützen Karl-Heinz Kurras gibt als über Rudi Dutschke. Und ich glaube immer noch, dass bislang nicht alle Akten über Dutschke aufgetaucht sind.

Er konnte bis 1979 weiterleben, fürchtete aber auch in den Jahren vor seinem Tod die Agenten aus dem Ostblock. Das Hamburger Institut für Sozialforschung veröffentlichte 2009 einen Brief aus seinem Nachlass. In dem Schreiben vom 25. Februar 1975 schreibt er seiner Frau Gretchen von seiner 99,9-prozentigen Überzeugung, „dass, wenn es einen „Abgang“ von mir gibt, dann ist das in der gegenwärtigen Phase eher durchgeführt durch SU-DDR- Geheimdienst als durch westlichen.“

Das Motiv:

„Ganz einfach, und ohne Überheblichkeit, ich bin für sie leider die einzige wirkliche theoretische und politische Herausforderung. War das Buch („Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen“) schon ein gefährlicher Schlag für sie, so wird meine Konkretisierung der Kritik des „despotischen“ Kommunismus vom Standpunkt des „demokratischen“ Kommunismus halt noch gefährlicher. Meine These wäre falsch, wenn die demokratische Richtung sich durchsetzt. Dann wäre ich keine Herausforderung, sondern ein Glied im einheitlichen antikapitalistischen Kampf. Dem ist aber nicht so.“

Dutschkes damaliger Hausarzt versuchte im Nachhinein zu beschwichtigen; Dutschke hätte einfach nur eine paranoide Phase durchlitten. Aber ertrank er wirklich 1979 an den Spätfolgen des alten Attentats in seiner Badewanne oder half die Stasi nach?

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sein Anwalt Horst Mahler, nach Ansicht der Historikerin Regine Igel ein „enges Verhältnis“ zur Stasi pflegte:

Die zu Mahler gesichtete Akte des Stasi-Unterlagen-Archivs ist schmal und ausgedünnt. Aus der nach 1989 angelegten Seitennummerierung fehlen, wie in allen dem Antragsteller herausgegebenen Stasi-Akten zum Terrorismus, Blätter, Sätze, Abschnitte, Namen, die von der BStU, nicht etwa von der Stasi, geschwärzt wurden.

Zwischen 1964 und 1970, der Hochphase der Studentenbewegung, findet sich bizarrerweise keine einzige Akte. Mahler ging zu DDR-freundlichen Organisationen, die der KPD und SED nahegestanden haben sollen.

Am 13.11.1962 ist die Mahler-Stasi-Connection so eng, dass man eine IM-Vorlaufakte mit der IM-Registriernummer XV 5199/62 anlegt. Einen IM-Vorlauf legte man bei der Stasi für IM-Kandidaten an.

Die Stasi billigte ein Transitvisum des DDR-Außenministeriums für Mahler um „über den Kontrollpassierpunkt KPP Drewitz und Zinnwald m. PKW nach der CSSR zu reisen“. Später gründet er mit den Rechtsanwälten Klaus Eschen und Hans-Christian Stroebele das sozialistische Anwaltskollektiv und seine Klientel werden strafverfolgte Studenten. In Mahlers Umfeld tummelten sich mehrere später enttarnte Stasi-IMs.

Wurde Dutschke wegen seiner Ostblock-Kritik von falschen Freunden umstellt? Gleichzeitig darf man nicht vergessen, wie Mahler und Dutschke ähnliche militante Haltungen und Kontakte pflegten. Mahler ging 1970 zu einer paramilitärischen Ausbildung nach Beirut, die Reise wurde organisiert von Said Dudin der laut Aktenlage engen Kontakt zu Stasi und KGB hatte. Danach bediente sich Mahler bei der berühmten Schrift „Minihandbuch des Stadtguerilleros“ für seinen Text „Über den bewaffneten Kampf in Westeuropa“.

Moskau koordinierte eine internationale Terrorkampagne, die auf die jeweiligen zielländer zugeschnitten war. In Deutschland wollte man von links provozieren um die Westdeutsche Regierung zu drakonischen und unpopulären Gegenmaßnahmen zu verleiten. Knapp ein Jahr bevor in Deutschland Frankfurter Kaufhäuser in Brand gesteckt wurden, ereignete sich in Brüssel ein so gut wie vergessener Anschlag. Es brannte das Kaufhaus „Innovation“ nach einer Brandstiftung. Es hatte eine Sonderausstellung mit amerikanischen Waren stattgefunden. Die 322 Toten waren ein auftrieb für die Militanz der westeuropäischen Linken. Mitglieder der Kommune 1 in Berlin veröffentlichte ein Flugblatt mit der Frage „Wann brennen Berliner Kaufhäuser“ und Slogans wie „Burn, warehouse burn!“

Rund ein Jahr später fanden die Brände in Frankfurter Kaufhäusern statt. Neun Tage danach schoss Josef Bachmann auf Dutschke. Die Stasi und der KGB hatten zumindestens ein deutliches Motiv.Man wurde einen prominenten sozialistischen Ostblock-Kritiker los und konnte damit gleichzeitig die westdeutschen Linken radikalisieren.

Aber Dutschle berührte sich auch mit der Moskauer Terrorkampagne. So tauchte er 1967 bei dem Verleger und Terror-Koordinator Giangiacomo Feltrinelli in Mailand auf. Neben Revolutionsbewegungen in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern interessierte sich der Verleger auch für die Studentenrevolte in Deutschland. Er teilfinanzierte den berühmten Vietnamkongress in Berlin. Er sprach mit Dutschke über zukünftige Aktionen, Organisation und Kontakte. Gretchen Dutschke beschreibt einen Familienbesuch Feltrinellis in Berlin, bei dem er Dynamitstangen lieferte. Nach dem Attentat auf Dutschke bot Feltrinelli ihm Unterstützungsgeld und einen Genesungsaufenthalt in Kärnten an.

Nicht einmal an Gewalt gegen Sachen beteiligte Dutschke sich aktiv, obwohl er Sprengstoffanschläge auf einen Sendemast des Soldatensenders American Forces Network oder ein Schiff mit Versorgungsgütern für die US-Armee in Vietnam mit vorbereitete. Beide Anschläge blieben unausgeführt.

Als Terrorist war er für Stasi und SED unbrauchbar. Gleichzeitig umgab er sich mit SED-Dissidenten wie Havemann und Bahro. Im Februar 1974 leitete er gar eine Podiumsdiskussion über Solschenizyn und die Linke, in der er für Menschenrechte in der Sowjetunion und im Ostblock eintrat.

Sein frühes Ende erfolgte in seiner eigenen Badewanne.

Alte Genossen wie Mahler sind inzwischen, genau wie Moskau, ideologisch nach rechts gewandert. Mahler preist Putin.

Der rechtsextreme Terrorist Anders Breivik erklärte haarklein in seinem Manifest, Europa destabilisieren zu wollen um die Konservativen zum Kampf zu zwingen. Sind einzelne Regionen und Staaten erst einmal aus Westbündnissen herausgebrochen, sollen sie sich Russland zuwenden. Existiert Moskaus Terrorprogramm von damals weiter?

AlexBenesch
AlexBenesch
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