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Ditfurth vs. Elsässer: Die ganz harte Analyse

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ChameleonsEye / Shutterstock.com

Kommentar

Das grüne Urgestein Jutta Ditfurth nannte den Chefredakteur des COMPACT-Magazins Jürgen Elsässer einen „glühenden Antisemiten“ im Fernsehnder 3sat. Der geht gerichtlich dagegen vor und  hat gute Chancen auf Erfolg.

Gravierende Tatsachenbehauptungen müssen bewiesen werden. Dieser Rechtsgrundsatz ist eindeutig. Viel weniger eindeutig ist die Definition des Begriffs Antisemit. Ditfurth hofft wohl, dass sich die Justiz einer schwammigen und weit gefassten Definition anschließt. Kommt sie damit durch, würde das bedeuten dass auch jeder andere fortan Elsässer einen Antisemiten nennen dürfte. Darüberhinaus würde das bedeuten, dass unzählige andere Publizisten genauso bezeichnet werden dürften, was erhebliche Konsequenzen häte. Als „Antisemit“ ist man radioaktiv und als Publizist ein wandelnder Toter, denn man hat kaum noch Chancen auf Interviewgäste, kann fast nirgendwo einen Veranstaltungsort mieten und man befindet sich permanent im Verstoß von Nutzerbedingungen bei Youtube, Facebook oder der Hosting-Firma, wo man seine Webseite hat.

Es darf nicht sein, dass ein schwammiger, kaum greifbarer Begriff zu handfesten, konkreten negativen Konsequenzen führt. Wenn Jutta Ditfurth nicht eindeutig überzeugendes Material vorlegen kann, muss sie vor Gericht verlieren, auch wenn es ihr nicht passt, dass Elsässer Israels Feinde wie etwa den Iran besucht und Artikel über den Palästinakonflikt in der COMPACT veröffentlicht.

Einzig und allein die Selbstdarstellung Elsässers als Verfolgter und Entrechteter mutet faul an. Denn bizarrerweise war er früher noch einer der führenden Jäger von „Antisemiten“ und scheute sich nicht, dicke verbale Keulen zu schwingen. Vor kaum mehr als zehn Jahren hatte er zum Beispiel Folgendes zu sagen:

„Auch Jürgen Möllemann hat es nichts genützt, daß er im Windschatten von Schröders Irak-Politik Unterstützungserklärungen für palästinensiche Selbstmordattentäter abgab und mit Antisemitismen jonglierte.“

Elsässer, Der deutsche Sonderweg, Hardcover. 1. Auflage 2003, Seite 225

Elsässer freute sich, dass Möllemann wegen dessen Äußerungen vom deutschen Wähler „abgestraft und an den Rand gedrängt“ wurde. Was wäre wenn Jutta Ditfurth im Fernsehen gesagt hätte, Elsässer gebe Unterstützungserklärungen für palästinensiche Selbstmordatentäter ab und jongliere mit Antisemitismen? Würde Elsässer vor Gericht gehen? Noch ein Beispiel:

„Eine Woche nach Wiesel wurde der SED/PDS-Vorsitzende Gregor Gysi im Spiegel-Aufmacher ‚Der Drahtzieher‘ mit allen antisemitischen Klischees überzogen. […] Der Karikaturist Haitzinger zeigte zur selben Zeit Gysi in der Hamburger Morgenpost, als ob er für den Völkischen Beobachter gezeichnet hätte: Mit verschlagenem Blick, großer krummer Nase, gebeugt und in finstere Machenschaften verstrickt.“

Elsässer, Der deutsche Snderweg, Hardcover. 1. Auflage 2003, Seite 71

Ist das von der Meinungsfreiheit gedeckt? Der Völkische Beobachter war das zentrale Blatt der NSDAP im Nationalsozialismus. Auch Louis Farrakhan ist für Elsässer ein “ schwarzer Antisemit“ (Vorwärts und Vergessen, Seite 103). Schauen sie auf gelistete Zitate Farrakhans bei der jüdischen Anti-Defamation-League und fragen sie sich, wieviele deckungsgleiche Überzeugungen heute in der neurechten Szene und der Verschwörungsszene vorherrschen.

Folgendes schrieb Elsässer noch 1995:

„Aufgewärmt werden einige der zugkräftigsten Bilder der antisemitischen Propaganda: Das raffende Kapital, das das schaffende Kapital aussaugt; die jüdische Hochfinanz in der WallStreet, die kein Vaterland kennt und die nationalen Volkswirtschaften um den Lohn ihrer Arbeit bringt. Diese offene Hetze gegen Juden war in den letzten Jahren in Westeuropa nur in Randbereichen virulent geworden.“

Natürlich hat er sich nicht selbst zum Antisemiten gewandelt, aber seine heutigen Reden bei den Mahnwachen über Rothschild-Banker wären wohl vom alten Elsässer von 1995 wohl komplett zerrissen worden.

Heute muss Elsässer erklären, wie er dem Eurasier Alexander Dugin eine Plattform bieten kann, dessen Ideologie judenfeindlich ist und gar in einem „Endkampf“ die Eroberung Jerusalems durch die orthodoxen russischen Christen vorhersieht. Dugin und seine engen Mitstreiter bedienen sich als Okkultisten zwar der jüdischen Kaballah-Geheimlehre, allerdings glauben die Neurechten, so wie Dugin in seinem Aufsatz „Der Kreuzzug der Sonne“, dass unter den Juden Menschen überlebt hätten, die von den Hyperboräern abstammten und diese besonderen Menschen sich vom Mainstream der Juden stark unterscheiden. Dugin meint u.a. in der Neuauflage seines Textes „Konspirologija“:

[Es] wird ein neuer Kreuzzug kommen. […] Und dann richten wir unser Kreuz über dem Heiligen Land auf, über dem Zentrum der Welt, unser orthodoxes Kreuz über dem für ewig befreiten Jerusalem.

Als Mitbesitzer des COMPACT-Magazins wird Andreas Rieger, alias Abu Bakr, genannt. Zumindest veröffentlicht er dort. 1993 sagte er in einer Rede auf einer Veranstaltung zu Ehren des „Khomeini von Köln“ Cemaleddin Kaplan:

„Wie die Türken haben wir Deutschen in der Geschichte schon oft für eine gute Sache gekämpft, obwohl ich zugeben muss, dass meine Großväter bei unserem gemeinsamen Hauptfeind nicht ganz gründlich waren.“

2007 erklärte Rieger, dass dieser Satz „töricht und dumm” gewesen sei und dass er nie ein Rechtsradikaler oder ein Antisemit gewesen sei. Er sei auch jederzeit bereit, sich bei allen zu entschuldigen, „die diesen Satz zu Recht als menschenverachtend und zynisch empfinden.

AlexBenesch
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