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Russische Libertäre halten Ron Paul für einen irregeführten Putinista

Datum:

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Alexander Benesch

Vera Kichanova ist eine Libertäre aus Moskau, die es trotz der allgegenwärtigen Unfreiheit und der Verteufelung von „Liberalismus“ geschafft hat, gewählt zu werden. Sie erklärte:

„Ich habe in der letzten Zeit hunderte Libertäre aus aller Welt getroffen und mir ist ein typischer Fehler aufgefallen, den fast alle von ihnen machen: Die meisten Libertären halten automatisch ihre EIGENE Regierung für das größte Übel der Welt. Auch Leute wie Ron Paul tappen in diese Falle.“

Eine Gruppe Libertärer aus Russland listete aktuell zehn Lügen des Ron-Paul-Institutes über Flug MH 17. Ein russischer Technologie-Experte, der 1990 in die USA nach Silicon Valley ausgewandert war und zum erfolgreichen Unternehmer wurde, berichtete in einem sehr populären Kommentar, dass Russland ein gescheiterter Staat sei in dem unternehmerische Freiheit mit Füßen getreten wird:

„Von außen sieht man eine Fassade, die den Eindruck eines funktionierenden Landes und einer funktionierenden Regierung erwecken soll. […] Die russische Bevölkerung beläuft sich auf rund 150 Millionen. Wie überleben die? Die Mehrheit ist abhängig von diversen staatlichen Sozialleistungen. Mit einer Ölproduktion im Russenstil muss man nicht viel denken, keine Innovationen bringen oder schlaue Leute anheuern. Alles was nötig ist, ist den Scheck einzulösen. Gazprom gilt als eines der ineffizientesten Unternehmen der Welt.

[…]

Die Bevölkerung ist, statistisch betrachtet, nicht sonderlich clever. Viele sind kaputt durch Alkohol und Drogenmissbrauch. Eine große Anzahl der Menschen ist alt und hängt in Gedanken noch in der UdSSR und sie sind nie in der modernen Welt angekommen. Die meisten von ihnen ‚arbeiten‘ nicht in dem Sinne in dem wir [woanders] eine Vollzeitbeschäftigung meinen: Sie haben Platzhalter-Positionen, die von der Regierung gesponsert werden.

[…]

Die Familien, die Frauen und Kinder der russischen Elite (die obersten 1% aus den Clans mit rund 1 Million Mitgliedern, die Öl und Gas kontrollieren) leben nicht in Russland. Sie hassen in Wirklichkeit Russland und dessen Bewohner. Sie leben alle lieber im Westen, viele in London.

[…]

Das moderne Russland ist nicht einfach eine abgeschwächte Version des „bösen Imperiums“ der Sowjetunion. Russland ist vielmehr der Cargo-Kult des Sowjetimperiums [gemeint ist eine Gemeinschaft von Gläubigen, die symbolische Ersatzhandlungen betreiben um die Wiederkehr der Ahnen und des alten Glanzes zu beschleunigen]. Es fehlt an kompetenten Profis, Anführern und einer grundlegenden Arbeitsmoral um [auch nur eine abgeschwächte Version der UdSSR zu sein].

Die 10% Cleversten und Fähigsten werden nun versuchen, um jeden Preis das Land zu verlassen.“

Ausgerechnet der libertäre amerikanische Ex-Kongressabgeordnete und Präsidentschaftkandidat aus Texas, Ron Paul, ist nun einer der ausgesprochensten Verteidiger des komplett unfreien russischen Regimes. Dies bestätigt leider die Vorwürfe, die Paul sich immer von Konservativen und den Medien anhören musste: Er ist ein kompletter Trottel und ideologisch verbrämter Fantast, wenn es um Sicherheitspolitik und die Realität geht.

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Kürzlich fragte er: „Warum nicht eine aufgeteilte Ukraine?

Auch der ehemalige Berater von Paul, der Anarchokapitalist Lew Rockwell, sowie dessen Mises-Institut könnten heute genausogut für die Russen-Presse arbeiten.

Die Webseite Examiner.com hat inzwischen 80 glatte Lügen der russischen Medien über die Ukraine zusammengetragen: Falsche Fotos, komplett erfundene Stories, ein steter Strom aus neuen Lügen. Man nimmt sogar regelmäßig alte Greuelfotos, für die Russland verantwortlich ist, und nimmt sie als „Beweisfotos“ für ukrainische Verbrechen. Wenn wieder eine Greuelstory über Kiew gebraucht wird, kramt man nach irgendwelchen Fotos von toten Kindern. Ein solches Kind wurde von seinem eigenen Vater in Russland ermordet. Die Russenmedien nahmen das Foto und machten einen gefälschten Bericht daraus über „Poroschenko den Mörder“.

Ein Libertärer, der diesen Stuss nicht mehr ertragen konnte, ist ein Brite der nach Litauen ausgewandert ist und eine Facebook-Seite über „verwirrte Pro-Putin-Libertäre“ startete:

Ron Paul sagt überall, man „soll sich nicht einmischen“, aber er findet die Zeit um Putins Propaganda zu verbreiten. […] Kein Libertärer würde jemals Putin unterstützen. KEINER. […] Ich lebe hier zehn Jahre, schlafe mit einer ethnischen Russin, spreche russisch und litauisch, ich habe Kontakte in der Ukraine die mir die Situation erklären. Und dann kommt irgend so ein Volltrottel aus Arizona [USA] und versucht mich zu belehren über die Geschichte meiner Region, die er zehn Minuten lang auf Youtube „recherchiert“ hat.

Auch der Sohn Rand Paul, ein Senator der sich große Hoffnungen für das Präsidentenamt 2016 macht, nennt die US-Sanktionen gegen Russland „kriminell“ und meint, die Krim sei „frei“ um sich Russland anzuschließen. Das obwohl russische Truppen die gesamte Halbinsel gewaltsam besetzten und eine kremltreue Pseudoregierung installierten, was internationale Verträge und die ukrainische Verfassung brach. Die sogenannten Separatisten in der Ostukraine sind unter dem Kommando von Russen. Das Mises-Institut beschäftigt Yuri Maltsew, ein sowjetisch-russischer Akademiker von derselben Universität wie der Extremist Alexander Dugin. Die Russkis wollen u.a. den US-Bundesstaat Alaska zurückerobern.

Der große Liberalen-Held Murray Rothbard schrieb einen Artikel mit der Überschrift „Ronald Reagan, Kriegstreiber„. Rothbard hing seine Fahne ständig nach dem Wind: Zuerst war er ein Konservativer in den 50er Jahren und schrieb für Buckleys „National Review“, dann machte er einen kurzen Abstecher in die Ayn Rand-Sekte. In den 1960er Jahren war er Teil der Neuen Linken, pries die Studentenrevolten und die Schriften von Historikern der Neuen Linken wie William Appleman Williams and Gabriel Kolko, und wurde Mitglied der linken Partei Peace and Freedom. Erst danach ging er zu den von Koch Industries gesponserten libertären Gruppen. Dann kam wieder ein Umschwung nach rechts und Support für Nixon.

Eine der großen, umstrittenen Figuren der Promi-Liberalen aus dem Dunstkreis des Mises-Instituts ist Hans-Hermann Hoppe. Dieser Guru predigt seinen Anhängern, dass ein Utopia staatenloser Reinheit angestrebt werden müsse, mit privaten Konzernen deren Riesenarmeen größer sind als jeder nationale Streitkräfteverband. Gleichzeitig ist es Teil seiner Lehre, dass die moderne Republik ein historisches Desaster gewesen und schuld an allen Verwerfungen sei. Sogar das Mittelalter sei besser und gerechter gewesen. Wenn heute also ein Wlaidimir Putin zum neuen Zaren mutiert und er seine (FSB-kontrollierte) orthodoxe Christenkirche benutzt, dann sind die Hoppe-Indianer beigeistert, weil sie ein solches System für unendlich viel besser erachten als die Republik.

Mindestens drei Leute mit Verbindungen zu einer Putin-NGO namens „British Helsinki Human Rights Group“ (BHHRG) infiltrierten das amerikanische Ron Paul Institute for Peace and Prosperity, bei dem prompt viele irreführende Artikel über den Euromaidan erschienen. Diese Figuren bekommen auch regelmäßig Fernsehauftritte im internationalen, englisch-sprachigen Kreml-Sender RT:

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Ron Paul weigert sich, die Spender seiner Organisation zu enthüllen.

Schon in der Vergangenheit haben sich gewisse prominente Liberale an knallharte Diktaturen rangeworfen und damit alle liberalen Ideen auf ewig beschädigt. Rothbard, der als der Urvater des anarchokapitalistischen Nonsens gilt, arbeitete eng mit Lew Rockwell zusammen. Beide arbeiteten an Ron Pauls Präsidentschaftskampagne 1988. Bei der Präsidentschaftskampagen 2012 belog Paul sein spendierfreudiges Publikum und trat nicht wirklich an, um zu gewinnen, sondern er hatte eine heimliche Abmachung, nicht den Establishment-Kandidaten Mitt Romney anzugreifen. Glatter Verrat.

Rothbard verteidigte den bizarren Rechtsaußen David Duke, Mitglied des Ku Klux Klans und Schreiber bei Stormfront. 1993 dachte Rothbard laut, ein separater Staat für Afroamerikaner wäre interessant, aber zu teuer.

Mises verkannte den italienischen Faschismus als „notwendigen Rettungsmechanismus voll mit besten Absichten“, um Europa vor den Kommunisten zu retten. Was ein Anfängerfehler. Er diente sogar persönlich dem Diktator Dollfuß. Friedrich August von Hayek und Milton Friedman ließen sich für das Pinochet-Regime in Chile einspannen in einem Umfang, den die heutigen Jünger wegleugnen. Die Mont Pelerin Society traf sich ausgrechnet in der chilenischen Stadt Vina del Mar, wo der faschistische Coup geplant worden war.

Ein weiterer verrückter, „libertärer“ Putin-Anhänger ist der Drogenjunkie Adam Kokesh, der beim Kreml-gesponserten Sender RT einst eine eigene Sendung hatte und Ron Paul bewarb. Da es für ausländische Medien verboten ist, Wahlwerbung in den USA zu betreiben, wurde Kokesh gefeuert. Er bekam dennoch viel Hilfe durch den texanischen Radiomoderator Alex Jones, der früher noch kritisch über Putin berichtete, inzwischen aber auf Kreml-Linie steht. Vor der Kamera des Konservativen Cliff Kincaid schwadronierte Kokesh, dass er am Liebsten russische Truppen auf amerikanischem Boden hätte.

In seiner eigen-produzierten Sendung gibt er den üblichen anarchokapitalistischen Sektierern wie Stefan Molyneux und Putin-Propagandisten wie Wayne Madsen eine Plattform.

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