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Nächste Ente: US-Think Tank soll Kriegsverbrechen in Ukraine empfohlen haben

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Alexander Benesch

Die Putin-Medien und die sogenannten alternativen Medien, die meist nur den Mainstream-Quatsch aus dem Osten wiederkäuen, können es nicht lassen. Nach unzähligen einseitigen Berichten und sogar glatten Enten über den US-Einfluss in der Ukraine, das „faschistische“ Kiew, Scharfschützen am Maidan und vieles mehr, kommt nun der nächste Hammer. Angeblich soll der amerikanische Think Tank RAND dem ukrainischen Staatspräsidenten Poroschenko in einem Dokument geraten haben, den umkämpften Osten des Landes abzuriegeln, Internierungslager einzurichten, gefangene Milizen und sympathsierende Zivilisten umzubringen. Die Sensationsmeldung machte die Runde auf Voice of Russia, Global Research, der freitag und vielen weiteren Seiten im Netz. Es scheint sich jedoch nur um den nächsten Rohrkrepierer zu handeln.

Begonnen hatte die virale Meldung ausgerechnet auf der alternativen Verschwörungsseite „Before it’s News“ am 3. Juli. Angeblich sollen die ukrainischen Streitkräfte laut RAND das Krisengebiet so stark wie möglich abriegeln, non-konventionelle Waffen in Erwägung ziehen, alle gefangenen bzw. „befreiten“ Männer in Internierungslager bringen oder erschießen.

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Das Ganze klingt von vorneherein wie Propaganda der Russen oder Russland-Sympathisanten, die von jemandem mit begrenzten militärischen Kenntnissen in Microsoft Word zusammengefälscht, ausgedruckt und abfotografiert wurde. Die anonymen Betreiber von Before it’s News erklären auf der eigenen Webseite, dass man sich auf lukrative Webseiten mit hohem Potential für möglichst viele Kicks spezialisiert. Das schnelle, einfache Geld mit Verschwörungs-Hype? Eingesendete Nachrichten müssen, so die Nutzerrichtlinien, der „Wahrheit entsprechen“, werden aber nicht bezahlt. Wer letztendlich Before it’s News betreibt, wird nicht dargelegt.

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Die Meldung bahnte sich ihren Weg in das riesige Verschwörungsforum „Above Top Secret“ und nur einen Tag später, am 4. Juli, berichtete Global Research darüber:

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Zumindest fügte man eine Notiz des Chefredakteurs an, laut der die Story immer noch „unbestätigt“ sei. Trotzdem handelt es sich um einen sensationalistischen Artikel, der auf nichts als einem Dokument beruht, das sich sehr leicht zurechtfälschen ließe. Das kanadische Centre for Research on Globalization gilt als eine der führenden „alternativen“ Medienpublikationen im Westen und wird angeführt von Michel Chossudovsky, Sohn des russischen sozialistischen Karrierediplomaten Evgeny Chossudovsky bei den Vereinten Nationen. Evgeny wurde später Assistent des Nobelpreisträgers Gunnar Myrdal, der zum Direktor der UN-Wirtschaftskomission für Europa wurde. Myrdal war von 1945 bis 1947 Handelsminister der schwedischen Regierung und befürwortete Wirtschaftsbezierhungen mit der Sowjetunion unter Stalin. Man machte ihn außerdem verantwortlich für die Währungskrise 1947. Als der kalte Krieg voranschritt warben er und Chossudovsky dringlichst für Ost-West-Handel.

Chossudovsky ist Mitglieder des Wissenschaftsrates des italienischen Journals Geopolitica. Der Editor von Geopolitica ist Tiberio Graziani, ein flammender Befürworter der „eurasischen Kooperation“ und Mitglied des „Hohen Rates der Internationalen Eurasischen Bewegung“, die angeführt wird von dem Extremisten Aleksandr Dugin.

Sucht man bei Google News nach den Bgriffen „RAND“ und „Ukraine“, dann ist eines der obersten Trefferergebnisse eine Meldung von RT (Russia Today) vom 4. Juli mit der Überschrift „Leaked plan on E. Ukraine suggests internment camps, executions“

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Klickt man auf den Link, bekommt man auf der RT-Seite eine Fehlermeldung „Error 404“, die Seite wurde nicht gefunden.

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Sucht man nach den Begriffen im Suchfeld von rt.com, findet man auch nichts. Möglicherweise wurde eine veröffentlichte Story zurückgezogen.

Die iranische, englisch-sprachige Seite des international ausgestrahlten TV-Senders Press.TV hatte ebenfalls eine Meldung über die angeblichen RAND-Dokumente:

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Genauso die Massenmedien-Publikation Voice of Russia:

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Auch die linke deutsche Publikation „der Freitag“ brachte die Meldung, fügte allerdings an, dass das Dokument zu martialisch klänge und nicht bestätigt sei.

Schließlich wäre die Website auf der ich das Dokument gefunden habe, näher zu betrachten. Unverdächtig ist die nicht auf einen erheblichen russsischen Einfluss, es werden dort sogar Werbungen geschaltet, die sich auch auf fremsprachigen russischen Websites finden.

Die Webseite stopfake.org fragte bei RAND nach und erhielt als Antwort, dass man nicht der Urheber des Memos sei.

Russlands Präsident Putin pfeift im Moment die Propagandakampagnen zurück, denn er sieht ein, dass er es im Moment mit dem Eroberungsfeldzug in der Ukraine nicht gar so krass treiben kann. Dafür blutet Russlands Wirtschaft zu sehr aus und die russische Bevölkerung hat keine Begeisterung für Krieg. Dummerweise sind die Hardliner im Kreml und im Oligarchen-Olymp nun sauer auf Putin. Sogar der Eurasien-Extremist Dugin wurde aus seinem Posten an der Uni in Moskau rausgeschmissen. Diejenigen, die einen großen Einmarsch in der Ukraine fordern, dürfen nicht mehr ins russische Fernsehen. Der Rebellenführer nannte Putin gar einen Verräter. Wir warten darauf, ob die deutschen Putin-Propagandisten wie die folgsamen Hündchen bei der Änderung der Leitlinie mitmachen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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