Alex Benesch
Das neue Wikileaks-Projekt „Plus-D“ wurde enthüllt, eine Suchmaschine und Datenbank für bereits länger von der Geheimhaltung befreite Dokumente diverser US-Behörden. Es zeigt zumindest schon mal eins: Niemand mit seinen Tassen im Schrank würde jemals wieder Julian Assange mit wirklich geheimen, exklusiven Material beliefern. Dem narzisstischen Hacker-Rockstar mit zweifelhaften technischen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten ist nicht einmal im Bett zu trauen.
Es fanden sich wohl nach wie vor genügend Dumme, die für den australischen Geldverplemperer und Polizei-Kollaborateur die monotone IT-Arbeit übernehmen und die ungewöhnliche krassen Verschwiegenheitsklauseln unterschreiben.
Auch bei den Kriegstagebüchern und Cablegate war Wikileaks nicht mehr als eine aufgeblasene Zwischenstation für irreführende Regierungsinformationen auf dem Weg zu den Massenmedien.
Ex-Wikileaker Domscheit-Bergs Erläuterungen ist zu entnehmen, dass Wikileaks ab der Übergabe der Afghanistan-Logs und der Zusammenarbeit mit SPIEGEL, New York Times und Guardian zu einem bloßen EDV-Dienstleister degradiert wurde. Wikileaks war ausgelastet damit, Rohmaterial von Namen und anderen Identifikationsmerkmalen zu bereinigen, und es in ein einfacher lesbares Format zu konvertieren, komplett mit Suchfunktion. Wie das Material letztendlich in seiner Gesamtheit einzuschätzen war, davon hatten die Computernerds keinen blassen Schimmer:
„Es konnte schon bald keine Rede mehr davon sein, dass wir Herren des Verfahrens waren.“
„Den Hinweis, die Threat Reports herauszulassen, hatten wir ja von den Medien bekommen. Wir hatten uns inhaltlich gar nicht mit den Dokumenten auseinandergesetzt, das war der Job der Journalisten gewesen.“