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Bestätigt: Julian Assange war einst Kollaborateur der Polizei von Victoria

Datum:

Die australische Mainstream-Zeitung The Age berichtete kürzlich über die Enthüllung eines Gerichts in Melbourne, dass Wikileaks-Gründer Julian Assange 1993 aktiv mit der Polizei des Bundesstaats Victoria u.a. als technischer Berater kooperiert hatte bei Ermittlungen gegen mutmaßliche Besitzer von Kinderpornograhie.

Die australische Polizei hatte Anfang der 1990er Jahre noch gegen Assange und zwei seiner Hackerkollegen der Gruppe „International Subversives“ wegen zahlreicher Computerverbrechen ermittelt, die sich gegen diverse Konzerne und Regierungsbehörden wie die amerikanische NASA richteten und hunderttausende Dollars Schaden verursacht haben sollen. Die Verhaftung fand Ende 1991 statt. Überraschenderweise erhielten alle drei nach einem trotz erdrückender Beweislast nur sehr schleppend verlaufenden Verfahren 1996 nur eine geringe Geldstrafe von jeweils 2100 australischen Dollars.

Die Richterin Jeanette Morrish gab nun einen Teil des Transkripts von Assanges Gerichtsverhandlung von 1996 frei , den sie einen Monat zuvor noch aus Sorge um Assanges „Sicherheit“ unter besonderen Verschluss gestellt hatte. In dem betreffenden Abschnitt heißt es u.a. von Assanges Anwältin Grace Morgan, ihr Mandant hätte „Polizeibehörden Hilfe geleistet“. Als die Presse diese Information entdeckte, wurden von Seiten des Gerichts und Assanges Anwältin rasch Details nachgereicht, damit nicht der „irreführende Eindruck“ entstehe, Mr. Assange sei ein Informant gewesen:

„1993, als Mr. Assange Anfang 20 war, hatte er Ermittlern von der Einheit der Victoria Police für Kindesmissbrauch Hilfe geleistet,“

so die Erklärung von Ms. Morgan

„Mein Klient assistierte bei zwei Ermittlungen. Seine Rolle war beschränkt auf die Bereitstellung von technischer Hilfe und Unterstützung sowie die Assistierung bei der Strafverfolgung von Personen die unter Verdacht standen, Kinderporographie im Internet zu verbreiten.“

„Mr. Assanges Beteiligung war Mittte der 1990er Jahre abgeschlossen. Ihm ist nicht bekannt wie die Ermittlungen letztendlich ausgegangen sind, aber ihm ist bewusst dass seine technische Expertise von Wert gewesen war.“

„Mr. Assange erhielt keinen persönlichen Gewinn aus dieser Hilfe und war froh, in der Lage sein zu helfen.“

Richterin Morrish schien besorgt, dass man der Justiz vorwerfen könnte, ein mildes Urteil augesprochen und eine Rekrutierung Assanges als Informant verschleiert zu haben. Sie fragte:

„Wie lange würde er Bestand haben wenn er den Ruf hätte, ein Informant zu sein?“

Assanges geringe Geldstrafe wurde seinerzeit erklärt mit der Rücksicht auf dessen schwere Kindheit. Ansonsten wären 10 Jahre Haft für die fast 30 Fälle von Computerstraftaten fällig gewesen. „Verdiente“ sich Assange vielmehr durch seine Kooperation mit der Polizei von Victoria und evtl. weiteren ähnlichen Tätigkeiten sein mildes Strafmaß? Hatte er sich auch bereiterklärt, amerikanische Behörden die er einst selbst via Hacking angegriffen hatte, zu unterstützen bei deren Bemühungen, Regierungsinformationen besser zu schützen? Ein Austausch via E-Mail von 1994 zwischen Julian Assange und dem Gewinner des NASA-Preises Fred Blonder ist zu finden auf der Webseite des Massachusetts Institute of Technology:

Date: Fri, 18 Nov 1994 03:59:19 +0100
From: Julian Assange <[email protected]>
To: Fred Blonder <[email protected]>
Cc: [email protected], [email protected],
[email protected], [email protected], [email protected]
In-Reply-To: <[email protected]>

On Thu, 17 Nov 1994, Fred Blonder wrote: [EXCERPT]
> From: Julian Assange <[email protected]>
>
> .
> Of course, to make things really interesting, we could have n files,
> comprised of n-1 setuid/setgid scripts and 1 setuid/setgid binary, with
> each script calling the next as its #! argument and the last calling the
> binary.
>
> The ‘#!’ exec-hack does not work recursively. I just tried it under SunOs 4.1.3
> It generated no diagnostics and exited with status 0, but it also didn’t execute
> the target binary….

> Proff

Assanges E-Mail an Fred Blonder wurde an eine Adresse versandt mit der Endung “nasirc.hq.nasa.gov”, also NASA. Eine Kopie wurde außerdem verschickt an Michael C. Neuman, ein Computerexperte beim Los Alamos National Laboratory (LANL) in New Mexico, eine der führenden US-Einrichtungen für nationale Sicherheit unter der Leitung des US Department of Energy. Zu dem Zeitpunkt arbeitete Fred Blonder an einem Cybersecurity-Programm namens “NASA Automated Systems Incident Response Capability” (NASIRC), für das er den NASA Group Achievement Award im Jahr 1995 gewann. In einem Artikel vom 2. Juni 1995 heißt es:

NASIRC hat das Bewusstsein der gesamten Behörde über ernsthafte, wachsende Bedrohungen für NASAs Computer/Netzwerksysteme bedeutsam erhöht via anhaltenden Briefings und tiefgreifenden Workshop-Sessions sowie Komnunikation und Kooperation im Hinblick auf das schnelle und unmittelbare Austauschen von Informationen über Vorfälle, Werkzeuge und Techniken.

(Valerie L. Thomas, “NASIRC Receives NASA Group Award”, National Space Science Data Center, June 2, 1995)

Besteht eine Beziehung zwischen Assanges Verurteilung wegen Hacking und diesem E-Mail-Austausch? Kollaborierte er mit diesen Organisationen? Assange bringt seinen Gegenüber beispielsweise auf den neuesten Stand seiner Arbeit und bezieht sich auf “andere Plattformen die ich noch nicht getestet habe,” was darauf hindeutet dass er mit dem NASA-Mitarbeiter zusammengearbeitet hat.

In Deutschland, wo auch häufig Individuen in misslicher Lage beispielsweise vom Verfassungsschutz oder diversen Polizeobehörden rekrutiert werden, wird die Informantentätigkeit mit einem Wust widersprüchlicher Bestimmungen geregelt. Geheimdienste sind nicht dem Legalitätsprinzip verpflichtet, soll heißen sie sind nicht verpflichtet ein Ermittlungsverfahren einzuleiten wenn sie Kenntnis von einer Straftat erlangen. Mit seiner Unterschrift verpflichtet sich der Verbindungsmann, strengste Verschwiegenheit selbst ggü. Polizei und Gerichten zu wahren und konspirative Vorschriften einzuhalten. Das BfV kann durch seine exzellenten Verbindungen diverse Ermittlungsverfahren beschleunigen, verschärfen oder gar stoppen. Anstatt für “die Sache” mehrere Jahre in den Knast zu wandern, entscheiden sich manche lieber dafür, einfach fortan zwei Herren zu dienen. 

Diente Assange der Polizei von Victoria eher bei den Ermittlungen gegen andere Hacker? Ist die herzerweichende Story über die Jagd nach Verbreitern von Kinderporographie im Internet nur Tarnung für eine Informantentätigkeit? Und vor allem: Was bedeutet das für Wikileaks?

AlexBenesch
AlexBenesch
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