Auf dem für diese Woche angesetzten NATO-Gipfel in Washington werden die Verbündeten unter anderem über die militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea diskutieren.
„Das russisch-nordkoreanische Abkommen ist sowohl für die NATO-Länder als auch für die Länder in Nordostasien ein Problem“,
sagte Bruce Bennett, ein leitender Verteidigungsanalyst der RAND Corporation. Die Bedeutung ist klar: Nordkorea ist Teil eines monumentalen militärischen Blocks zusammen mit China und Russland. Man kann im Prinzip diesem Block nur einen anderen Block entgegensetzen.
Nachdem der russische Präsident Wladimir Putin und der nordkoreanische Führer Kim Jong Un letzten Monat in Pjöngjang einen gegenseitigen Verteidigungspakt unterzeichnet hatten, spekulierten einige, dass Nordkorea Armeeingenieure in das von Russland besetzte Donezk entsenden könnte, um die vom Krieg zerrüttete Region wieder aufzubauen.
Auch größere Kontingente von Kampftruppen sind möglich.
Pentagon-Pressesprecher Generalmajor Patrick Ryder sagte bei einer Pressekonferenz am 25. Juni, diese Truppen wären „Kanonenfutter in einem illegalen Krieg gegen die Ukraine“.
Wenn also Nordkorea weit entfernt von der Heimat aktiv wird und sich einmischt, dann werden sich die Amerikaner ihrerseits in der Region von Nordkorea einmischen.
Luis Simon, Direktor des Elcano Royal Institute in Brüssel, Belgien, sagte, er schließe es nicht aus, dass NATO-Länder gemeinsame Militärübungen mit ihren ostasiatischen Partnern „im Kontext der koreanischen Halbinsel“ durchführen.
Jedes Bit an Eskalation durch Nordkorea kann mit einem oder mehreren Bits Eskalation durch Japan, Südkorea und weitere Länder aufgewogen und übertroffen werden. Für Nordkorea und seine Partner ergibt sich ein Plausibilitätsproblem. Sie besitzen nichts, was die anderen Länder wirklich wollen. Südkorea hat eine leistungsfähige Wirtschaft. Japan auch. Taiwan braucht keinen chinesischen Boden. Die Ukraine braucht kein Stück Russland.
Umgekehrt benötigen die Chinesen dringend Platz, Energie und Kundschaft für die eigenen Produkte. Russland braucht die ukrainischen Bürger und die Industrie dort, sowie Kundschaft für Öl und Gas. Nordkorea ist dysfunktional und braucht so ziemlich alles.
Es wird außerordentlich schwierig sein für die Achse Russland-Nordkorea-China, sich bei Militäraktionen als Opfer zu inszenieren, das sich gegen äußere Aggressionen verteidigt.
Die japanischen Luftselbstverteidigungsstreitkräfte kündigten am 25. Juni an, dass sie im Juli eine Reihe gemeinsamer Übungen mit Deutschland, Spanien und Frankreich – allesamt NATO-Mitglieder – abhalten werden.
David Maxwell, Vizepräsident des Center for Asia Pacific Strategy, sagte auch, dass bilaterale Vereinbarungen zwischen Südkorea und einzelnen NATO-Ländern möglich sein könnten, da „eine Reihe von NATO-Ländern Mitgliedsstaaten des UN-Kommandos sind“.
Im Endeffekt ist dies wie eine NATO-Asien-Erweiterung.
Nordkorea verfügt über die viertgrößte Armee der Welt. Schätzungen zufolge besteht die Armee aus etwa 1,2 Millionen Soldaten. Wallace Gregson, ehemaliger Offizier des US Marine Corps und ehemaliger stellvertretender Verteidigungsminister für Sicherheitsangelegenheiten im asiatischen und pazifischen Raum, sagte, die Effektivität der nordkoreanischen Truppen hänge auch davon ab, wie gut sie mit Nahrungsmitteln, Treibstoff und medizinischer Versorgung versorgt würden und wie ihre Kommandobeziehungen zu den Russen seien.
Das heißt, Nordkorea müsse Manpower liefern für Russland und China müsste die Produktion übernehmen für alle möglichen notwendigen Güter.
Die russischen Streitkräfte in der Ukraine verlieren jeden Monat fast 100 Panzer, wie Analysten berichten, die die sozialen Medien nach zerstörten Fahrzeugen durchforsten. Gleichzeitig baut die russische Industrie nicht mehr als 50 neue Panzer pro Monat.
Um diese Lücke so gut wie möglich zu schließen, holen die Russen alte Panzer aus dem Kalten Krieg aus Langzeitlagern, überholen sie, rüsten sie in einigen Fällen auf und schicken sie dann zusammen mit den neu gebauten Panzern an die Front. Aber alte, komplexe Panzer – T-72 Ural und T-72A – sind anscheinend die Zeit und das Geld nicht wert, die es kosten würde, sie wieder in einen funktionsfähigen Zustand zu bringen.
Die niederländische Open-Source-Website Oryx für Geheimdienst- und Verteidigungsanalysen hat geschätzt, dass seit Beginn des Krieges in der Ukraine 2.144 russische Panzer zerstört, 159 beschädigt, 352 aufgegeben und 518 erbeutet wurden.