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Bill Gates will Strom beherrschen mit Mini-Reaktoren

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Atomkraft war bislang von einem großen Problem geplagt: Der Bau von Reaktoranlagen zog sich oft doppelt so lang oder noch länger hinaus als geplant, und die anvisierten Kosten vervielfachten sich, was Investoren abschreckt. Die grundlegenden Konstruktionsprinzipien sind veraltet und Kraftwerke wurden deutlich länger betrieben als vorhergesehen.

Die Industriemacht USA will die Energiewende managen, ohne sich dabei auf Windkraft und Solar verlassen zu müssen. Selbst hartgesottene Ökos erwärmten sich daher für Atomkraft. Seit Jahrzehnten ist Forschern klar, dass man kompaktere, sicherere und vor allem standardisierte Reaktoren bauen könnte, aber um den Durchbruch zu erzielen, sind viele Investitionen samt Risiken nötig.

Ein großer Rückschlag war letzte Woche, dass der erste ernsthafte Versuch, in den Vereinigten Staaten Kleinreaktoren zu bauen, aufgrund der rasant steigenden Kosten abrupt abgebrochen wurde. Im Jahr 2017 gaben die Energieversorger von South Carolina ihr Projekt auf, nachdem sie 9 Milliarden US-Dollar ausgegeben hatten und außer höheren Verbraucherrechnungen nichts vorzuweisen hatten. Ein Energieversorger ging bankrott und zwei Führungskräfte bekannten sich des Betrugs schuldig.

TerraPower plant mit Unterstützung von Bill Gates den Bau eines natriumgekühlten Reaktors als Ersatz für ein stillgelegtes Kohlekraftwerk in Wyoming. Das in Kalifornien ansässige Unternehmen Oklo möchte winzige 15-Megawatt-Reaktoren bauen, die abgelegene Gemeinden in Alaska oder Ladestationen für Elektrofahrzeuge mit Strom versorgen könnten.

Andere Ideen tauchen auf. X-Energy, ein Start-up in Maryland, entwickelt einen gasgekühlten Kieselbettreaktor, der nicht nur Strom, sondern auch Wärme produziert – etwas, das Wind- und Solaranlagen nicht können. Dow möchte vier davon in einem Chemiewerk in Texas installieren, um Erdgasturbinen zu ersetzen, die Dampf für industrielle Prozesse erzeugen.

Wenn eine Firma das Rennen gewinnt, hat den heiligen Gral der Stomerzeugung: Ein standardisiertes Reaktor-Design, das sich zigfach bauen ließe. Und nur die wenigen Firmen hätten die Patente darauf, während altmodische Reaktoren kaum noch von Interesse wären.

Das gleiche Spiel läuft in anderen Technologiebereichen. Es geht immer darum, simple Produkte wie Energie, Beton, Kunstdünger usw. möglichst kompliziert und klimaneutral herzustellen. Klassische, CO2-intensive Technologien werden wegen der Klima-Agenda zunehmend verdrängt. Es bleiben amerikanische Konzerne, die den Markt dominieren, so wie einst Standard Oil, dass früh bereits die größtmöglichen Kartell-Bedenken auslöste.

Das neue Normal

Bill Gates‘ Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern: Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind“ führte mehrere Bestsellerlisten an.

Der Grund für die Aufmerksamkeit ist, dass er und seine Business-Freunde wie Warren Buffett eine aggressive Zielsetzung hatten: Man will bei allen möglichen Produkten, Industriezweigen und Dienstleistungen durch technologische Innovation und durch erhebliche Investitionen dafür sorgen, dass die Extra-Preisaufschläge für die Klima-Neutralität in naher Zukunft gegen Null tendieren. Soll heißen: E-Autos die in etwa so viel kosten wie derzeitige Verbrenner-Autos, Düngemittel, Beton und alles andere, was für die Zivilisation relevant ist. Damit wollen die Superreichen den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen und eine Zukunft schaffen, die sich relativ „normal“ anfühlt für die Menschen. Es gibt weiterhin Jobs, Produkte zu kaufen, Verwaltungsbeamte. Also kein offener Sozialismus, keine klassische Mangelwirtschaft wie im Ostblock des 20. Jahrhunderts. Dinge, die früher einfach waren in der Herstellung, wie Treibstoff oder Kunstdünger, werden künftig sehr kompliziert, aber auf Grund der technologischen Innovation nicht teurer.

Der Haken? Nur Megakonzerne können die neuen (gesetzlich) Standards erfüllen, mit Hilfe von finanzieller Übermacht und Top-Wissenschaftlern. Wo früher noch theoretisch jede gewöhnliche Firma Öl fördern und weiterverarbeiten konnte (für einen günstigeren Endverkaufspreis als Orangensaft oder Softdrinks), ist Energie künftig schrecklich kompliziert. Wo man bisher mit dem bewährten, uralten Haber-Bosch-Verfahren Ammoniak in rauen Mengen herstellen konnte für Kunstdünger, geht das künftig nicht mehr. Künftig sollen gentechnisch veränderte Pflanzen mehr Stickstoff binden. Wo man bisher einfach kalkulieren konnte, ein Gaskraftwerk oder Kohlekraftwerk zu bauen und den erzeugten Strom in einem überschaubaren Umkreis zu transportieren, ist Strom künftig sehr kompliziert.

Für den Normalbürger wird sich diese neue Welt relativ normal anfühlen. Und er begreift gar nicht, wie günstig alles eigentlich sein könnte. Durch technologische Innovation und optimierte unternehmerische Produktionsverfahren werden viele Dinge eigentlich immer billiger und dadurch werden nicht nur Arbeitnehmer immer wohlhabender, sondern volkswirtschaftlich käme es zu immer mehr Produktivität und Wohlstand, der bei normalen Menschen und normalen Firmen auch wirklich hängen bleibt. Der Plan, den Bill Gates verfolgt (und der sicherlich nicht auf seinem Mist gewachsen ist), hingegen sorgt dafür, dass Preisniveaus und volkswirtschaftliche Niveaus stagnieren und wie eingefroren sein werden.

Gates investiert bereits seit einer Weile in alle möglichen Firmen, die potenziell in der Lage sein werden, eine einfache Sache hyperkompliziert zu machen, ohne größere Preiserhöhungen. Ist eine neue Firma etabliert und setzen sich die neuen Verfahren durch, ist der Markt wieder ein Stück mehr unter Kontrolle. Und solange Geld verdient werden kann, lassen sich auch Konservative und Marktliberale beruhigen und miteinbeziehen in die neue Welt.

AlexBenesch
AlexBenesch
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