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Gloria von Thurn und Taxis spielt die rechte Szene

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Bild: Nomadic1/CC4.0

Kommentar

Wer noch nicht unsere Arbeit kennt zu uralten, hochadeligen Geheimdienst-Netzwerken: Welfen, Wettiner und Reginare bilden einen extrem großen Cluster aus Familien wie Hessen, Mecklenburg, Hannover, Sachsen usw. Nach einer Reihe kleinerer Fürstentümer, Grafschaften und Mini-Königreichen holte man sich den britischen Thron und machte das britische Kolonialreich durch ausladende Geheimdienste und moderne Wissenschaft zur dominierenden Macht der Welt. Selbstverständlich konnte solch ein Empire nicht ein Viertel der Landmasse und Weltbevölkerung beherrschen ohne entsprechend große Geheimdienste. Da uns nicht bequemerweise ein Berg an Akten darüber zur Auswertung zur Verfügung steht, musste ich die Geschichte dahingehend rekonstruieren.

In den 1800er Jahren beeinflusste der Adel die Völkische Szene auf deutschem Boden und verbreitete einen Haufen Desinformation. Später nutzte Britannien das für ein gigantisches Täuschungsmanöver gegen das Dritte Reich (siehe Lou Kilzer und Carroll Quigley). Heute kann der britische Geheimdienst mühelos adlige Netzwerke benutzen, um die Deutschen hereinzulegen. Die russischen Dienste versuchten im Kalten Krieg gegenüber Zielpersonen vorzutäuschen, sie seien die Briten.

Wenn also heute Adlige Einfluss ausüben auf die politisch-ideologische Sphäre, dann bin ich höchst misstrauisch. Der Thurn-und-Taxis-Clan war in Bayern sehr aktiv und nutzte dafür auch Geheimgesellschaften.

Die Gräfin Gloria von Thurn und Taxis wurde nun interviewt von Jasmin Kosubek, die zuvor beim russischen Sender RT Deutsch arbeitete. Im Vorschaubild heißt es schon mal, sie „gehöre nicht zur Elite“. Sie ist zwar nicht gebürtiges Mitglied von Thurn und Taxis, sondern nur eingeheiratet, aber sie verwaltet das Gesamtvermögen der Familie. Es wurde auf über eine Milliarde geschätzt, aber die Tatsachen sind geheim.

Sie stammt aus dem Haus Schönburg aus Sachsen. Sie sagt im Interview:

Der Adel ist doch überhaupt nicht mehr relevant.

Der Durchschnittsbürger ist so ungebildet, dass er gerade einmal das klein wirkende britische Königshaus im Fernsehen sieht. Dass Welfen, Wettiner und Reginare seit rund 1200 Jahren anwachsen und ab König George I. bewusst das Rampenlicht verlassen wollten im Zuge einer Fake-Aufklärung, weiß praktisch niemand. Außer das Recentr-Publikum.

Immerhin verweist Kosubek darauf, dass Gloria erstens sehr vernetzt ist, und kürzlich am 100. Geburtstag von Henry Kissinger in Waddesdon Manor teilgenommen hat. Es mag das gewöhnliche Konsumer-Klientel klassischer Verschwörungsmedien triggern, dass die Rothschild-Familie Waddesdon verwaltet hatte. Aber die Rothschilds waren rekrutiert worden vom Landgraf on Hessen-Kassel und dann durchgereicht als unterwürfige Dienstleister für die britische Krone. Das Märchen, die Hofjuden hätten die Macht übernommen, wurde auffälligerweise sehr stark von adligen Kreisen verbreitet in der völkischen Szene der 1800er Jahre.

Kosubek spricht über Verschwörungen, die „Illuminati“. Der Clan derer von Thurn und Taxis hatte Verbindungen zum bayerischen Illuminatenorden. Über den Thurn-und-Taxis-Agenten Alexander Horn schuf man zur Ablenkung gleich noch die modernen Verschwörungsmedien wie John Robisons „Proofs of a Conspiracy“.

Karl Alexander von Thurn und Taxis (1770-1827) heiratete die Tochter von Erbprinz Herzog Karls zu Mecklenburg und Friederike von Hessen-Darmstadt. Der Erbprinz hatte niemand anderen als den englischen König George III. zum Schwager. Die wichtigsten Mitglieder der Illuminaten zählten zum Hochadel in Verbindung mit Britannien.

Weiß Gloria das? Sie meint, es gibt heute nichts Wesentliches mehr, was ein Geheimnis sei.

„Heute können Sie alles in der Zeitung lesen.“

Aha. Ist das der Grund weshalb alle Staaten Geheimdienste unterhalten und alles Mögliche unter Geheimhaltung steht? Wenn Trump in Schwierigkeiten gerät, weil seine Klo-Lektüre sich um „Special Access Programs“ dreht?

Laut Gloria, die in ihrem Hogwarts-Wohnzimmer sitzt, sollen wir uns also auf Ideologie konzentrieren, nicht auf Geheimdienste.

Im Juni 2017 wurde Gloria von Thurn und Taxis Mitglied im Aufsichtsrat des Kreml-nahen Thinktanks Dialogue of Civilizations Research Institute. Bei einem Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg sagte sie 2019, man müsse „etwas tun, um die Russland-Phobie in Europa zu beenden. Die russische Lebensweise ist die, die wir hier in Europa brauchen“.

Der österreichische Forscher Claus Oberhauser veröffentlichte vor wenigen Jahr eine Studie über den britischen Agenten Alexander Horn, der während und nach der Französischen Revolution diverse Missionen erfüllte und dabei Hilfe erhielt von der Adelsfamilie von Thurn und Taxis. Es ging auch darum, erzkonservative Verschwörungspropaganda zu verbreiten, um in Frankreich möglichst viel Bürgerkrieg auszulösen. Nach verdeckter Hilfe durch britische Geheimdienste für die französischen Revolutionäre verbreitete man nach der Revolution Bestseller-Verschwörungsbücher von Autoren wie Robison, Barruel und Starck, um die Revolution als satanisches Werk von Anarchisten zu brandmarken und eine Rückkehr zur Monarchie zu fordern.

Das TFP-Netzwerk, die „Vereinigungen zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum“, ist international aktiv. Paul Herzog von Oldenburg, der Cousin von Beatrix von Storch (AfD) polterte in dem Zusammenhang:

Die Bauernbefreiung hat also weder mehr Gleichheit noch Freiheit geschaffen, was doch die angebliche Intention war, sondern vor allem die Auflösung des herrschenden sozialen Gefüges und den Beginn der Atomisierung der Gesellschaft.

Es gibt eine Reihe von Organisationen und auch die alte Familienbande der Oldenburger und der russischen Zarenfamilie wird immer wieder betont. Es waren aber adelige Netzwerke, die die Fake-Aufklärung leiteten, um vor allem das britische und das US-amerikanische Empire in die Zukunft zu bringen, mit Wissenschaft und Industrieproduktion und einer breiten (aber kontrollierten) politischen Landschaft.

Diverse erzkonservative Netzwerke erinnern an katholische Ritterorden im Zusammenhang mit der CDU. Diese Spurenführen geradewegs hin zu Eliten aus Belgien/Brüssel bzw. der EU.

Diese Seilschaften bewarben lange Zeit ein Näherrücken der EU an Russland.

Karl Alexander von Thurn und Taxis (1770-1827) heiratete die Tochter von Erbprinz Herzog Karls zu Mecklenburg und Friederike von Hessen-Darmstadt. Der Erbprinz hatte niemand anderen als den englische König George III. (Haus von Hannover) zum Schwager und diente in der hannoverschen Armee. 1776 wurde er sogar Gouverneur von Hannover. Friederike war eine Tochter des Prinzen Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt, dessen Fürstentum mit Hessen-Kassel in adeliger Verbindung stand. Hessen-Kassel wiederum war eng verbunden mit dem Haus von Hannover vom britischen Königshaus und darüber hinaus förderte Hessen-Kassel die Karriere von Baron Knigge aus dem Illuminatenorden. 1771 machte Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel den jungen Knigge zum Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domänenkammer zu Kassel. Die zweite Ehefrau des Landgrafen soll Knigge sogar eine Ehefrau vermittelt haben. Auch nach seiner Illuminatenzeit wurden ihm Jobs zugeschanzt, wie etwa der Posten eines Oberhauptmanns der großbritannisch-hannoverschen Regierung.

Es war für mächtige, angloamerikanische Kreise leicht, bereits den Frühsozialismus zu infiltrieren und die Bewegung zu übernehmen. In der Folgezeit ließen sich mit dem entsprechenden Geld unzählige linke Organisationen starten. Ob Gloria das alles so versteht, wissen wir nicht. Vielleicht macht sie stur ihre Lobbyarbeit und hofft auf ein adelig-kirchlich beherrschtes Europa und Russland.

AlexBenesch
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