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Die Stasi- und KGB-Überwachung westlicher Rockbands

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Kommentar

In unserer Berichterstattung zu dem Rammstein-Skandal erklärten wir, dass man auch ermitteln sollte, ob es russische Aktivmaßnahmen gegen die Band gibt in dem Zusammenhang. Die Dame, die weibliche Fans rekrutierte für Backstage-Partys ist russisch und es wäre für den russischen Geheimdienst SVR nicht schwer, Rammsteins Umfeld zu infiltrieren.

Ich habe selber eine Tochter im Teenager-Alter und berichtete schonungslos über Julian Assanges Verhalten gegen die zwei Schwedinnen, Jimmy Savile, Bill Cosby, Harvey Weinstein, Jeffrey Epstein, Epsteins Kontakte, und gefühlt 100 weitere Fälle. Bei Rammstein war ich höchst unerfreut über deren frühere Aktivitäten in Russland. Aber es drängt sich aktuell der Verdacht auf, die Russen machen hier eine Aktivmaßnahme. Nicht mehr, nicht weniger. Die Band-Mitglieder waren bereits als unbedeutende Punks in der DDR unter massiver Überwachung der Stasi. Einer hatte sogar ein Kind mit einer IM des Geheimdienstes.

Die Stasi und der KGB hatten natürlich ein noch größeres Aktionsfeld als heimische Punk-Bands. Walter Ulbricht ist bekannt für seine Aussage:

„Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nun kopieren müssen? Ich denke Genossen, mit der Monotonie des Yeah, yeah, yeah und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“

Dahinter steckte eine Kalkulation des KGB.

KGB gegen CIA

Die amerikanische CIA verfolgte den Plan, pro-westliche linke „Kultur“ zu fördern und verbreitete in den 1960ern sogar noch LSD über Kontaktleute aus dem MKULTRA-Programm. Der sowjetische KGB war entsprechend misstrauisch gegen die Musik. Die UdSSR schickte ihre klassischen Musikensembles, Balletttruppen und Tanzbären in den Westen. KGB-Aufpasser waren in die Entourages integriert. Jeder musste sich mit der Spionage und dem einen oder anderen Überlaufen abfinden.

Im Prager Frühling 1968 fanden zahlreiche Konzerte zur Unterstützung einer stärkeren Liberalisierung statt. Aus KGB-Dokumenten geht hervor, dass der Geheimdienst Mahnwachen für John Lennon im Jahr 1980 als Proteste gegen das Regime interpretierte.

Der Westen ballerte Radiosendungen von VOA, BBC, RFE und Radio Luxembourg hinter den Eisernen Vorhang; insbesondere Musikprogramme. All dies wurde von den Sowjets als politische Subversionskampagne angesehen.

In KGB-Memos wurde behauptet, dass 80% der sowjetischen Jugendlichen westliche Sendungen hörten. Abgesehen von der grundsätzlichen Beliebtheit westlicher Rundfunksendungen und der Rolle, die diese bei der politischen Untergrabung der Sowjets spielten, gaben die Sowjets Mitte der 1980er Jahre mehr als drei Milliarden Dollar aus, um RFE- und Radio Liberty-Sendungen zu blockieren.

Der Trick bestand darin, Lieder zu schreiben, die Ronald Reagan, die Vereinigten Staaten oder den Kapitalismus kritisierten, um nicht total in den Fokus der Zensur zu fallen. Unterschwellig handelte es sich bei den Texten aber auch um Kritik an dem Sowjetsystem.

In der Sowjetunion begann die Punkrock-Kultur in den 1980er-Jahren, meist als Protestbewegung gegen die Korruption des Regimes und das Gefühl, dass es „keine Zukunft“ gab.

Eine Gruppe britischer Rockveteranen durfte zehn Shows im 18.500 Zuschauer fassenden Moskauer Olympiastadion spielen. Darunter Uriah Heep.

Erst als wir am ersten Abend die Bühne betraten, wurde uns klar, dass das Publikum nicht vor uns stehen durfte – es musste sitzen. Zwischen uns und dem ersten Augäpfelpaar lagen etwa 100 Meter. Und rund um das Publikum standen 300 bewaffnete Soldaten.

Steve Parker meinte:

Einer der Straßentrupps hatte eine Beziehung mit einem russischen Mädchen aufgebaut, und einer der KGB-Leute versuchte, sie nach draußen zu zerren. Unser Typ schlug ihn und warf ihn zu Boden. Wir erstarrten. Wir dachten, wir würden ins Gefängnis kommen. Aber nichts ist passiert.

Heavy Metal in der DDR

Für die beachtlich große Minderheit der Heavy-Metal-Fans in der DDR hat sich bislang schlicht niemand interessiert. Nikolai Okunew schließt diese Lücke durch sein akribisch recherchiertes Buch „Red Metal“. Die Szene blühte vor allem, wo es mehr junge Menschen gab. „Viele Schwermetaller wohnten also in den industriellen Zentren und in Berlin; und seltener nördlich der Hauptstadt. Regionale Schwerpunkte waren daher Karl-Marx-Stadt, Leipzig, Suhl, Erfurt und der Berliner Speckgürtel.“

Rolling Stones

Die Rolling Stones durfte ein Konzert im Ostblock geben; am 13. April 1967 im Kulturpalast in Warschau/Polen. Die DDR war aber tabu. So reisten die Stones im Juni 1982 mit Reise-Bussen aus der Bundesrepublik über den Grenzübergang Helmstedt/Marienborn auf der Transitautobahn (A 2) durch die DDR nach West-Berlin. Dort spielten sie in der Waldbühne am Abend des 8. Juni 1982 ein Konzert.

Bei der Anreise der Stones sei es laut BILD-Zeitung am Grenzübergang Dreilinden zu einem Zwischenfall gekommen.

„Mick Jagger ist stocksauer auf die Vopos am Grenzkontrollpunkt Dreilinden. Als er morgens eine Zigarette aus dem Bus warf, kamen die ,DDR‘-Grenzer angelaufen: ‚Das ist verboten, Sie verunreinigen das Gelände.‘

Erst als Jagger 200 Mark Strafe gezahlt hatte, durfte der Konvoi weiterfahren.

Der Stasi-Bericht ging auch an den Stellvertreter des Stasi-Ministers Erich Mielke, Generalmajor Gerhard Neiber sowie an den Stasi-Generalmajor Werner Irmler, wie aus den Stasi-Unterlagen hervorgeht. Offensichtlich sind die Stones von den DDR-Sicherheitsbehörden also lückenlos auf ihrer 120-minütigen, nächtlichen Transitfahrt durch die DDR observiert worden.

Lindenberg

Die Stasi kannte Udo Lindenberg schon recht früh als „mittelmäßigen“ Musikanten, der aber immer populärer wurde. Anfang 1983 hatte er einen Hit mit dem Lied „Sonderzug nach Pankow“. Die Stasi meinte, der Text stellt „eine gemeine Diffamierung des Generalsekretärs unserer Partei als auch der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Kulturpolitik der DDR dar“.

Eine Verbreitung des Liedtextes in der Öffentlichkeit sei eine Straftat der Beleidigung. Dem Geheimdienst war es ein Dorn im Auge, dass das Lied trotzdem im ganzem Land in Diskotheken gespielt wird. Nach einer Disco-Veranstaltung im Bezirk Cottbus werden zwei 26- und 27-jährige „Schallplattenunterhalter“ sogar zu je fünf Monaten Haftstrafe verurteilt.

Es war die Zeit der hitzigen Diskussionen über den NATO-Doppelbeschluss. Die US-Amerikaner wollten neue Raketen mit Atomsprengköpfen in Westeuropa aufstellen. Am 25. Oktober 1983 tritt der Sänger dann bei einer FDJ-Veranstaltung für den Weltfrieden im Palast der Republik in Ost-Berlin auf. Auch der US-Sänger Harry Belafonte, Vietnamkriegs-Gegner und Friedenskämpfer, stand bereit.

„Den Sonderzug werde ich nicht singen, weil der Text nicht mehr aktuell ist,“

meinte Lindenberg und polemisierte in der Öfentlichkeit:

„Es ist wichtig, dass wir über alle Grenzen hinweg und in allen Ländern singen und demonstrieren und fordern: Weg mit all dem Raketenschrott!“,

Egon Krenz gab die Marschroute für den Abend vor:

„Wir sind hier, um zu bekunden: Wir wollen leben und nicht in einem vom USA-Imperialismus angezettelten Atomkrieg untergehen! Wir wollen Frieden, Frieden und nochmals Frieden!“

Im Publikum saßen nur FDJler in ihren Blauhemden, keine echten Fans.

„Drinnen saßen ja nur linientreue Steiftiere unter Valium.“

Das DDR-Fernsehen überträgt ab 20 Uhr das Konzert zeitversetzt – und in voller Länge. Die DDR-Oberen bekamen aber offenbar kalte Füße. Im Januar 1984 teilt die FDJ der zuständigen Stasi-Hauptabteilung XX mit:

„Die vorgesehene Tournee des Udo Lindenberg in der DDR wird nicht stattfinden.“

Wolf Biermann

Die DDR ließ den Liedermacher Wolf Biermann in den Westen. 1992 erhielt Biermann durch den Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, BStU) Einsicht in die Akten des operativen Vorgangs (OV), den das MfS gegen ihn geführt hatte. Darin, so Biermann in seiner im Herbst 2016 erschienenen Autobiografie Warte nicht auf bessre Zeiten!, habe er „beim ersten Überfliegen der rund fünfzigtausend Seiten an die siebzig verschiedene Spitzel“ gefunden. „Permanente Leibspitzel, die mein Leben in allen Details ausspionierten, die mich im Osten intensiv, aber später dann auch im Westen betreuten, gab es an die fünfzehn.“ Unter anderem las er eine Stelle vor, die die Geräusche beim Geschlechtsverkehr mit seiner damaligen Lebensgefährtin Eva-Maria Hagen schildert.

Bob Dylan

Am 17. September 1987, während der 750-Jahr-Feier von Ost-Berlin, trat der amerikanische Musiker Bob Dylan im Ost-Berliner Treptower Park vor ca 100.000 Zuschauern auf. Die Stasi überwachte wie bei jedem Großereignis die Geschehnisse genau.

„Es ist davon auszugehen, dass Bob Dylan bei seinem Auftreten sich gegenüber dem Publikum und dem Veranstalter diszipliniert verhalten wird und bei seinem Auftritt keine negativen Emotionen zu erwarten sind“,

schrieb die Stasi im Vorfeld des Konzerts. insgesamt sollten 80.000 Karten verkauft werden. Davon gingen 26.000 Eintrittskarten direkt an die FDJ, weitere 2.000 an „Arbeitspartner“.

Rio Reiser

Die Stasi verdächtigte den Musiker Rio Reiser, ein Fluchthelfer zu sein. Sieben Jahre lang überwachte die DDR den Sänger der Anarchoband Ton Steine Scherben.

AlexBenesch
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