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So krass reagierte die SPD auf den Vietnamkrieg

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Kommentar

Die SPD schien zu hoffen, dass es nie zu einem größeren Überfall der Ukraine durch Russland kommen wird. Dann schien sie zu hoffen, dass der Überfall schnell beendet ist. Jetzt scheint sie zu hoffen, dass der Konflikt auf eine Teilung des Landes hinausläuft und man zur normalen Tagesordnung übergehen kann. Auch die Merkel-CDU verfolgte eine Russland-Politik, laut der ein stabiles Russland besser sei als eines, das auseinanderfällt und vermeintlich im Chaos versinken würde. Das Argument wird im Prinzip benutzt seit den frühen Tages des Sowjet-Kommunismus, um wichtige Technologieverkäufe an den Ostblock zu rechtfertigen. Auch als der KGB die Atomgeheimnisse der Amerikaner stahl, ließ man die Russen einfach machen.

Der Vietnamkrieg ähnelt in vielerlei Hinsicht dem Ukraine-Krieg. Die westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre schlachtete das Thema aus ohne wirklich Antworten zu liefern. 1965 sahen nur 44 % der Westdeutschen den Vietnamkrieg der USA als Verteidigung der Freiheit gegen den Kommunismus.

Ein „Ausschuss für Frieden und Abrüstung“ und der SPD-nahe SHB organisierten im Herbst 1965 erste landesweite Proteste. Gefordert wurden ernsthaft Vietnams „Selbstbestimmung“ gemäß der Genfer Beschlüsse von 1954 und die Einstellung aller westdeutschen Hilfen für den US-Kriegseinsatz, der „Völkermord“ genannt wurde. Trotz all dem wurde beteuert, man stelle sich nicht auf die Seite der kommunistischen Nordvietnamesen. Die Geschichte der Bauern dort war lange geprägt von Ausbeutung, aber eine kommunistische Eroberung durch letztendlich Moskau ist keine Selbstbestimmung und keine Befreiung.

Seit 1965 befasste sich auch der West-Berliner SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) mit Vietnam. Im Sommer 1965 rief der AStA der FU zum „Frieden in Vietnam“ auf, woraufhin 70 Schriftsteller und 130 Professoren die „Erklärung über den Krieg in Vietnam“ vom 1. Dezember 1965 veröffentlichten.

Man erkennt heute, dass bei der Ukraine im Prinzip die gleichen alten Slogans von damals aufgewärmt werden. Russland gewähren zu lassen, sei Frieden. Russlands Kriegsziele anzuerkennen, sei Diplomatie. Mit Waffen könne man „keinen Frieden schaffen“ und Widerstand gegen Russland würde im totalen Atomkrieg enden. Immer das Gleiche.

Studentenproteste gegen die CDU-Regierung wurden gewaltsam und wurden von bis zu 20.000 Polizisten begleitet. Den sogenannten Ostermärschen im April folgte am 22. Mai in Frankfurt am Main der vom SDS organisierte Kongress „Vietnam – Analyse eines Exempels“ mit rund 2000 Teilnehmern. Im Vorfeld wurde gestritten, ob man einen sofortigen Waffenstillstand fordern oder einen „Sieg des Vietcong“ unterstützen sollte.

Der linke Vordenker Herbert Marcuse, der die „kritische Theorie“ mitentwickelt hatte die heute überall verwendet wird, erklärte eine moralische Pflicht, sich gegen den Vietnamkrieg einzusetzen. Marcuse hatte für den US-Geheimdienst gearbeitet der sicherlich wusste, dass die Proteste nichts Wesentliches verändern würden.

Der SDS bearbeitete die Hochschulen. Er verstand den Vietnamkrieg als Befreiungskrieg der Vietnamesen gegen einen aggressiven US-Imperialismus und weltweiten Kapitalismus.

Am 17. Februar 1968 fand in Westberlin ein Internationaler Vietnamkongress statt, bei dem eine „zweite revolutionäre Front“ in den Metropolen proklamiert wurde. Man wollte unter anderem Sabotage gegen kriegswichtige Militäranlagen üben, US-Soldaten zur Desertion aufrufen und den Ausstieg der Bundesrepublik aus der NATO anstreben. Es demonstrierten bis zu 20.000 Menschen gegen den Vietnamkrieg. Dutschke hätte fast die Route an einer US-Kaserne vorbeigeführt und diese gestürmt. Ein Internationales Nachrichten- und Forschungsinstitut (INFI) wurde gegründet, das sich der Aufklärung über Vietnam widmete.

Letztendlich verlief die Protestbewegung im Sande.

AlexBenesch
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