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Warum wurden George W. Bush zwei Kriege verziehen?

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Kommentar

Stellen wir uns vor, das Putin-Regime wäre nach Tschetschenien in Afghanistan und in den Irak eingefallen. Jeder Beobachter, der halbwegs bei Trost ist, hätte die Kriege aufs Schärfte verurteilt als Versuch, ein Oldschool-Imperium zu spielen. Es war aber die Bush-Administration und die westliche Welt brachte es nicht fertig, angemessene Konsequenzen zu ziehen.

Bush zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und gab ein paar Interviews. Donald Rumsfeld hatte es auch ruhig. Donald Rumsfeld werkelt immer noch ein wenig hinter den Kulissen und veröffentlichte seine Memoiren.

Sandbox Afghanistan

Die USA und ihre Satellitenstaaten Saudi-Arabien und Pakistan hatten eigentlich alles vorbereitet, um nach dem Ende der Sowjetunion aus Afghanistan eine Art Kopie von Saudi-Arabien zu machen. Die Taliban und al-Kaida waren aufwändig aufgebaut worden, die Pipeline-Projekte waren ready to go und die Taliban hatten sogar die Frau des Neffen des ehemaligen CIA-Direktor Richard Helms als Sprecherin bzw. Diplomatin in New York rekrutiert. Hilfe kam auch von dem US-Konzern Unocal, einer der Hauptakteure im CentGas-Konsortium, das versuchte, die Transafghanistan-Pipeline zu bauen. Unocal mietete ein Haus im Zentrum von Kandahar direkt gegenüber von einem von Osama bin Ladens neuen Anwesen. Der französische Journalist Richard Labeviere sagte in Bezug auf die späten 1990er Jahre:

„Die Sicherheitskräfte von CIA und Unocal … stellten mehreren Taliban-Milizen militärische Waffen und Ausbilder zur Verfügung …“

Beamte des US-Außenministeriums förderten offen die geplante Pipeline, und der ehemalige Außenminister Henry Kissinger diente als Unocal-Berater. Geld für die Taliban floss munter zwischen den Jahren 1994 und 2000. Es gab diplomatische Besuche hin und her. Ein US-Diplomat hoffte 1997, dass sich Afghanistan entwickeln werde wie Saudi Arabien. Die Taliban rekrutierten Laili Helms als Sprecherin in New York. Ihr Mann war der Neffe von Richard Helms, dem ehemaligen CIA-Direktor.

Der Krieg begann am 7. Oktober 2001 und war eine zutiefst asymmetrische Angelegenheit. Auf der einen Seite die Supermacht, auf der anderen Seite eine Steinzeit-Nation mit alten sowjetischen Waffen. Innerhalb von Monaten gelang der Sieg über die halbwegs regulären Taliban-Streitkräfte. Die Bush-Administration hatte versprochen, dass es nur um die Taliban und Bin Laden ginge. Keine große Sache also.

Seit die USA im Oktober 2001 militärisch aktiv wurden, belaufen sich die Kosten für US-Steuerzahler laut einer Einschätzung des Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 2017 auf 753 Milliarden US-Dollar für Kriegsoperationen; 126 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau, basierend auf der jüngsten Prüfung von SIGAR; und jeweils etwa 45 Milliarden US-Dollar für den fortgesetzten Betrieb in den Jahren 2018 und 2019. Gesamtkosten bis heute: fast 1 Billion US-Dollar.

Die Amerikaner hätten rechtzeitig gehen können, aber man wartete lange genug, bis die Taliban eine massive Gegenoffensive vorbereitet hatten. Am 23. September enthielt eine geheime Bewertung von General McChrystal seine Schlussfolgerung, dass eine erfolgreiche Strategie zur Aufstandsbekämpfung 500.000 Soldaten und fünf Jahre erfordern würde. No Dice.

Putin wusste vorab Bescheid

Russland hatte nach ominösen Anschlägen 1999 selbst einen Krieg gegen den radikalen Islam losgetreten in Tschetschenien und man hatte mit Schamil Bassajew eine ähnliche Figur wie Bin Laden. Russland profitierte selbst massiv von dem Krieg gegen den islamischen Terror und half den USA nach 9/11. CNN berichtete 2002:

„In einer erstaunlichen Entscheidung koordinierte der russische Präsident mit den zentralasiatischen Nationen, um den US-Streitkräften erstmals die Nutzung von Militärbasen der ehemaligen Sowjetunion zu ermöglichen. Weitere Zugeständnisse von Putin folgten.

Russland durfte im Gegenzug Mitglied der G8-Staaten werden und immer mehr Gas und Öl an Europa liefern und damit Milliardenprofite erwirtschaften, mit denen das russische Militär und die Geheimdienste erneuert werden konnten. Ruslan Martagow, der Sprecher einer von Moskau installierten Regierung in Tschetschenien gewesen war, meinte:

„Der 11. September war ein unerwartetes Geschenk für Herrn Putin“, sagt Martagov. „Von da an nannte er den Kampf gegen die tschetschenische separatistische Bewegung im Nordkaukasus einen „Kampf gegen den internationalen Terrorismus“.

Im Mai 2001 trafen sich Funktionäre vom US-Außenministerium, aus dem Iran, Deutschland und Italien in Genf, um eine Strategie abzusprechen, um die Taliban zu stürzen und die Theokratie dort zu ersetzen mit einer breiter aufgestellten Regierung. Bereits bei einem Treffen in Moskau Anfang Juni 2001 deutete Präsident Putin gegenüber den CIS-Nationen an, dass es eine Militäraktion gegen die Taliban geben könnte.

Irak

Der Krieg begann am 20. März 2003 und am 1. Mai 2003 erklärte US-Präsident George W. Bush den Krieg für siegreich beendet. Saddam war gestürzt und die Hauptstadt erobert. So hätte es sich Putin wohl gewünscht für die Ukraine. Eine Blitzaktion, Selenskyj weg vom Fenster und Kiew in der Hand.

Es gab kein explizites Mandat vom UN-Sicherheitsrat für Amerikas Krieg und es war höchst unwahrscheinlich, dass Saddam Hussein mit Massenvernichtungsmitteln angreifen wollte. Die vorherigen Wirtschaftssanktionen führten laut Berichten der WHO, UNICEF und WFP zum Tod von Millionen Irakern durch Mangelernährung.

Die Mitglieder der neokonservativen Denkfabrik Project for the New American Century (PNAC) hatten seit 1996 den Sturz Saddam Husseins als Schritt zur Neuordnung des Nahen Ostens gefordert. Unter US-Präsident George W. Bush erhielten viele PNAC-Mitglieder hohe Regierungsämter.

Bis März 2003 standen 200.000 alliierte Soldaten an den Grenzen des Irak, was frappierend an Russlands Invasionstruppen gegen die Ukraine erinnert. Für eine Invasion und anschließende Counter-Insurgency wären mindestens das Doppelte notwendig gewesen.

Eine im Oktober 2006 von The Lancet veröffentlichte und von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore durchgeführte Studie geht von 392.979 bis 942.636 zusätzlichen Todesfällen im Irak durch Kriegsfolgen aus, was bei einem Mittelwert von 654.965 Toten rund 2,5 Prozent der Bevölkerung entspricht.

Die Amerikaner hatten ein paar Tausend Soldaten verloren und wenige zehntausend Verwundete. Die Koalition der Willigen verschoss im Laufe des Krieges 1000 bis 2000 Tonnen panzerbrechende Uranmunition.

AlexBenesch
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