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Die Bauernfängerei des Gunnar Kaiser zu COVID

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Kommentar

Gunnar Kaiser betrachtet COVID als übertrieben-künstliche Bedrohung und als Karriere-Sprungbrett. Bei Achgut.com rattert er scheinbare Widersprüche herunter von „Staatsvirologen“ und Politikern, ohne wirklich darauf einzugehen, warum es eben einen deutlichen Unterschied macht, wenn zwischen der einen Aussage und der anderen Monate vergangen sind in der Pandemie und viel mehr Forschung passiert ist. Falls Kaiser glaubt, COVID und die Lockdowns seien der Plot einer linken Verschwörung, dann müsste er eigentlich davon ausgehen, dass die Verschwörer von Anfang an ein konsistentes Bild vermitteln wollten. Stattdessen sahen wir aber, dass es zunächst sehr schwierig einzuschätzen war, wie viel Masken und andere Einschränkungen bringen werden bei dem neuen Virus, wie stark sich der Virus verbreitet und wie viele Menschen er in die Notaufnahme schicken wird, weil sie nicht mehr richtig atmen können. Kaiser macht es sich ganz einfach, wie viele andere Mecker-Aktivisten. Würden die Aktivisten akzeptieren, dass die allermeisten Forscher inzwischen an dem Konsens angelangt sind, dass SARS-Cov-2 eben zu gefährlich ist, als dass man mit einem soften Kurs darauf hätte reagieren sollen, dann hätten die Aktivisten nichts mehr zu sagen. Keiner bräuchte sie. Was sollen sie denn Nützliches beitragen, wenn sie keine neuen oder besonderen Informationen haben?

Kaiser zitiert den „Präsident der Bundesoberbehörde für Gesundheitsfragen“ mit den Worten „JE MEHR WIR IMPFEN, UMSO MEHR VARIANTEN WERDEN AUFTRETEN“. Die Varianten würden dann als Grund hergenommen werden für die nächsten Lockdowns. Selbstverständlich ist längst bekannt, dass Massenimpfungen ein geringes Risiko bergen für unerwünschte Mutationen. Aber das Risiko für haarige Mutationen ist eben zigfach größer in einer nicht-geimpften Bevölkerung, insbesondere ohne Masken und andere schärfere Maßnahmen. Aber Bauernfänger Kaiser will das Publikum begeistern und sich selbst aufwerten. Dumm nur, dass lediglich ein geringer Teil der Deutschen auf diese Bauernfängerei hereinfällt und der AfD nichts bringt an den Wahlurnen. Kaiser könnte natürlich sachlich aufarbeiten, wie die Bundesregierung schlecht auf eine Pandemie vorbereitet war, und schlecht reagierte. Eine solche Analyse wäre aber viel aufwändiger, als das Gemaule das er in die Tasten gehauen hat, und außerdem würde seine Ziel-Klientel dann brüllen, er würde die COVID-Verschwörung nicht aufdecken, sondern vertuschen. Dann sinken seine Beliebtheit und die Spenden die er bekommt. Es ist typisch für COVID-Mecker-Aktivisten, dass sie etablierten Forschern wegen Kleinigkeiten oder vorgeschobenen Gründen Interessenkonflikte vorwerfen. Aber gleichzeitig verbreiten die Aktivisten miserable Einschätzungen zur Pandemie, fördern damit ihre Karriere und meinen wohl noch, sie hätten eine Medaille verdient.

Kaiser meint:

Dass wir keine Übersterblichkeit haben, ist aufgrund des Lockdowns, aber dass zum Beispiel Bayern so hohe Fallzahlen hat, ist trotz des Lockdowns?

So ist es, Herr Kaiser. Es mag auf den ersten Blick widersprüchlich wirken, aber es hängt eben davon ab, wo man steht und was man als „viel“ betrachtet bei Todesfällen und Infiziertenzahlen. Das Interventionsparadox bei COVID ist seit vielen Monaten bekannt, aber ging anscheinend an Kaiser vorbei. Wenn Leute Abstand halten, Masken tragen müssen und nicht zu dicht gedrängten Orten gehen dürfen, verringert sich die Übertragung des Virus drastisch, die Intensivstationen haben viel mehr Luft um mit großem Aufwand einzelne Menschen zu retten, die nicht mehr richtig atmen können. Rund 17,5 Millionen Menschen in Deutschland sind alt und haben weitere Risikofaktoren wie Übergewicht und Diabetes. So blieb die Übersterblichkeit im Rahmen gewisser Schwankungen in Deutschland. In anderen Ländern ist eine deutliche Übersterblichkeit messbar. Trotz Lockdowns. Man kann ausrechnen, wie hoch die Übersterblichkeit ohne Lockdowns gewesen wäre. Was man nicht machen sollte, ist aus dem Erfolg der schärferen Eindämmungsmaßnahmen zu schlussfolgern, man hätte diese nicht gebraucht.

Selbstverständlich können „hohe Fallzahlen“ trotz Lockdowns auftreten, wenn beispielsweise Menschen sich nicht an die Vorgaben halten und/oder heikle Mutanten auftreten. Kaiser meint, überall Widersprüche zu entdecken, aber verheddert sich selbst in Widersprüche, die er nicht zu erkennen scheint:

Wir hatten in diesem Winter weniger schwere Atemwegserkrankungen, weil die Menschen zu Hause blieben und außerhalb brav Maske trugen. Im gleichen Zeitraum stiegen die Corona-Fallzahlen und die Inzidenzwerte, weil die Menschen sich nicht an die Maßnahmen halten?

Das ist kein Widerspruch. „Schwere Atemwegserkrankungen“ sind etwas anderes als „Corona-Fallzahlen und die Inzidenzwerte“. Ein Infizierter ist nicht automatisch ein an COVID erkrankter, der medizinische Behandlung benötigt. Ich hoffe mal, Kaiser begreift den Unterschied. Die gewöhnlichen Grippe-Erkrankungen waren tatsächlich deutlich geringer während der Pandemie wegen Masken und Abstand. SARS-Cov-2 ist aber viel ansteckender als ein gewöhnlicher Grippevirus und zudem viel tödlicher. Und ja, es fördert Ansteckungen, wenn Leute sich nicht an die Maßnahmen halten.

Kommen wir zu Kaisers Widersprüchlichkeiten. Er scheint zu suggerieren, die Pandemie würde übertrieben werden durch Politiker und Virologen mit Interessenkonflikten oder gar bösen Absichten. Falls er das nicht suggerieren möchte, kann er das ja mal bei Gelegenheit unmissverständlich klarstellen. Ich bin gespannt, wie seine Zielklientel auf diese Klarstellung reagiert. Falls er es wirklich suggeriert, bedeutet dies, dass er eine weit verzweigte Verschwörung unterstellt, die zwangsläufig in vielen Ländern gleichzeitig koordiniert werden muss. Bei dieser Verschwörung sei aber alles so widersprüchlich, dass nichts wirklich zusammenpasst und man die Angaben aus der Politik und der Virologie ganz einfach widerlegen könne. Welcher Idiot würde eine solche Verschwörung planen, wenn man einfach ins Regal greifen und einen wirklich gefährlichen Virus benutzen könnte? Auch auf die realistische Möglichkeit eines Laborunfalls geht er nicht ein. Da müsste man ja Studien wälzen und aufwändig aufarbeiten, was im Wuhan-Labor und drumherum passiert ist.

Man hat ein Jahr lang Politik mit dem Narrativ „Jeder, der stirbt, ist einer zu viel!“ gemacht … und nun heißt es bei den Impftoten: „Es sterben halt ein paar, Leben bedeutet nun einmal Risiko …“?

In den USA starben schon 550.000 Menschen an COVID. Dagegen muss man höchst seltene Impf-Komplikationen einordnen, die ohnehin nicht bei allen verschiedenen Impfstoffen so auftreten. Will Kaiser leugnen, dass 550.000 Menschen alleine in Amerika elendig krepiert sind, weil sie sich SARS-Cov-2 eingefangen haben und das medizinische Personal um diese ganzen Menschenleben aufwändig kämpfen musste? Will er irgendeinen alten, längst widerlegten Krempel zitieren, den er aus dem Internet von anderen „Aktivisten“ aufgeschnappt hat oder von ein paar Randmeinungen von Medizinern, die nicht auf eine Pandemie wie COVID spezialisiert sind?

Kaiser meint:

Die Argumente gegen die Maßnahmen sind relativ leicht zu verstehen und die unterstützenden Fakten und Belege relativ leicht zu recherchieren.

Bin ich froh, dass Gunnar Kaiser nicht verantwortlich ist für Biosicherheit, sondern nur für Bauernfängerei im Internet. Die Verschwörung sei ja ganz einfach zu durchschauen und er repräsentiere all die schönen Werte und die Freiheit. Wer ihm widrspricht, zählt zum Feind:

Und ihr denkt, Geistesgrößen wie Rezo, Wolfgang Niedecken, Ralph Ruthe, Thomas D. oder Richard David Precht hätten diese immer unschärfer und verworrener werdenden Argumentationslinien verstanden und seien aus eigener Erkenntnis zu Propagandisten des Pandemieregimes geworden?

Ich selbst nehme die Pandemie ernst und bin dennoch kein „Propagandist des Pandemieregimes“. Ich sehe ein größeres Bedrohungsbild durch viele Laborunfälle weltweit, Bioterror und biologische Waffenprogramme von Staaten.

Nichts – ich wiederhole: NICHTS – von den Horrorprognosen und Untergangsprophetien des letzten Jahres ist eingetroffen. Nicht hier, nicht in Schweden. Nirgendwo. 

Was meint er mit „Untergangsprophetien“? Die Einschätzungen von Profis der Virologie und Epidemiologie aus vielen unterschiedlichen Ländern? Sind die laut Kaiser alle blöd, emotional oder korrupt? Kaiser unterschlägt mal wieder das Interventionsparadox und macht sich die Sache einfach.

Er ist Teil der Guten, die anderen sind die Bösen:

Es ist ein Kult. Das alles hat längst jeglichen Kontakt mit dem Boden der Realität verloren und eine Pseudo-Realität um sich herum errichtet, die es abschottet gegen jegliche Kritik, Fakten und Fragen vonseiten des gesunden Menschenverstandes. 

Dann soll er doch zur Corona-Demo gehen und sich mit Leuten abgeben, die an die QAnon-Erlödung durch Trump geglaubt haben, Fussel für „Morgellons“ halten und nur das kopieren, was Bhakdi, Wodarg oder Schiffmann von sich geben. Die allermeisten Menschen nehmen die Pandemie ernst und es bringt nichts, diese Menschen feindselig zu betrachten. Soll Kaiser doch mal die Widersprüche, die heißen Eisen und die Kult-Mentalität im rechten AfD-Flügel beleuchten. Wenn er in dieses Wespen-Nest reinsticht, kann er seine Karriere vergessen. AfD-Funktionäre glauben tatsächlich, man könnte die Wahlergebnisse bundesweit verdoppeln, wenn man komplett einsteigt auf den Pandemie-Verharmlosungs-Kurs. Wer diesen Irrsinn nicht glaubt, gilt als Hindernis auf dem Weg zur Macht. Ist das keine Kultmentalität?

Mecker-Aktivisten im neurechten Spektrum wie Kaiser meckern gerne über alles, was sich außerhalb der eigenen Echo-Bubble bewegt. Er meint, die großen Prinzipien benennen zu können:

1. Es ist wichtig, bei der Todesursache genau hinzusehen und Vorerkrankungen zu berücksichtigen. 

Wurde bei COVID längst ausführlich erforscht und wird auch angewandt. Das Ergebnis: Corona-tote sind wirklich Corona-Tote. Punkt.

2. Wer alt ist und stirbt, hat vielleicht eh seine Lebenserwartung überschritten. Niemand lebt ewig. 

Es ist längst erforscht, wie viele Jahre den Corona-Toten im Schnitt entgangen sind.

3. Leben ist nun mal Risiko, man muss gewisse adverse Effekte in Kauf nehmen. 

Man muss auch erwarten können, eine angemessene Behandlung zu bekommen, wenn man nicht mehr richtig atmen kann wegen COVID-19. Man muss auch erwarten können, dass Staaten eine Pandemie eindämmen.

4. Eigenverantwortung ist wichtig; ich will nicht, dass der Staat mir vorschreibt, ob ich AstraZeneca nehme oder nicht. 

Schöner Spruch.

5. Wir dürfen uns nicht von emotionalen Bildern und tragischen Einzelfallgeschichten in den Medien Angst machen lassen und in Panik verfallen. 

Die „Einzelfallgeschichten“ haben sich inzwischen auf 2,8 Millionen Tote summiert, bei denen das Krankenhauspersonal aufwändig kämpfen musste. Dann gibt es noch weitere Millionen, die dank intensiver Behandlung die Krankheit überlebt haben.

6. Wir können nicht die Grundrechte und Freiheiten von Millionen einschränken, nur weil einige erkranken und die bloße Möglichkeit eines Kollapses des Gesundheitssystems besteht.

Falls mal ein Virus auftaucht mit 5% Todesrate, greifen Notstandsgesetze in den betreffenden Ländern und die Regierungen haben dann noch ganz andere Möglichkeiten. Bei 0,7% bis 1,2% Todesrate wie bei SARS-Cov-2 wurde abgewogen, weil die jeweiligen Länder nur wenige tausend bis ein paar zehntausend Intensivbetten haben, sowie zuwenig ausgebildetes Personal. All das ist nichts Neues. Aber Kaiser tischt den Leuten einfache Binsenweisheiten an.

Es bricht bei Kaiser immer mehr der Hass durch:

Es ist ein kranker Menschenverstand, und da Krankheit für sie symptomlos ist, können sie es nicht erkennen. Aber ein paar Fragen an die Coronazis und Lockdownfetischisten hätte ich da noch.

Kaiser braucht sich nicht wundern, wenn ungebildete Mecker-Aktivisten umgekehrt als „Covidioten“ abgestempelt werden und sich höchst unbeliebt machen bei Angehörigen, Freunden und am Arbeitsplatz.

Doch heute ist mir auch eines klar geworden: An einem gesellschaftlichen Leben, das von denjenigen gestaltet wird, die die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben vom Impfstatus eines Menschen abhängig machen wollen, möchte ich gar nicht teilnehmen.

Vorher mault er noch, alles sei zu unflexibel mit den Lockdowns, dann mault er über flexible Lösungen, dass geimpfte Menschen wieder mehr Möglichkeiten bekommen. In Israel sind bereits sehr viele Menschen geimpft und die Beschränkungen werden nach und nach aufgehoben, ohne dass die Zahlen nach oben schnellen. Er kann ja den Achgut-Gründer Broder fragen, was er von der Situation in Israel hält.

AlexBenesch
AlexBenesch
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