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Der Schwindel mit dem politischen Krieg auf Social Media

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Kommentar

Die Ereignisse überschlagen sich: Donald Trump wird gelöscht aus den großen Social Media-Plattformen, andere User werden verbannt, und ganze „alternative“ Plattformen werden boykottiert vom Google Android App Store oder können sich nicht finanzieren. Trump soll in Verhandlungen sein mit irgendwelchen rechten Plattformen und deutet mal wieder schwammig irgendwelche hochtrabenden Pläne an.

Vielen Beobachtern fällt mal wieder nichts Besseres ein, als das Narrativ der linken bzw. der rechten Weltverschwörung. Die einen beschwören Donald Trumps narzisstische Polemik, russische Beeinflussungskampagnen mit Horden an Fake-Accounts, Neonazis und andere Gewaltbereite. Die andere beschwören den Weltkommunismus, der nun den Konservativen das Wasser abdreht. Hauptsache möglichst simple Narrative. Mit simplen Narrativen kann man aber nichts wirklich gewinnen, egal welche Standard-Ideologie man bevorzugt.

Die Republican Party, die ohnehin nur die Interessen der Reichen vertritt und die gewöhnlichen konservativen Wähler möglichst arm und unter Verwaltung des Staates und großer Konzerne halten möchte, hatte mindestens zehn Jahre Zeit gehabt, um eigene Social Media-Plattformen aufzubauen. Dies wurde aus seltsamen Gründen versäumt. Milliardenschwere Gönner aus dem rechten Spektrum hätten frühzeitig das notwendige Geld bereitstellen können und sogar Trump selbst, der sich ja als Multimilliardär anpreist, hätte längst eine Konkurrenz etablieren können zu Youtube, Facebook und Twitter. Warum hat er dies nicht getan? Zusammenmit den Kochs? Und den Mercers? Das sind die interessanten Fragen. Das pure Gejammer über die aktuelle Situation erklärt den konservativen Wählern nichts und bringt ihnen nichts. Mit Gejammer bekommt man die alten Verhältnisse nicht mehr zurück, bei denen sogar die Verrücktesten aller Content Producer kostenlos auf Youtube gehostet, vom Algorithmus beworben und automatisch monetarisiert wurden.

Sicherlich muss das Kartellrecht greifen, wenn sehr wenige Megakonzerne fast den gesamten Social Media-Bereich beherrschen und wie im Falle von Google sogar das Top-Betriebssystem für Handys. Aber wie werden Kartellrechtsprozesse ausgehen? Werden solche Konzerne einfach nur aufgesplittet und machen weiter wie bisher? Kommt eine ganz verschärfte Moderationspflicht, die nur von Megakonzernen erfüllt werden kann? Jeder, der früher mal ein klassisches Online-Forum betrieben und moderiert hat, weiß, was für ein Affenzirkus das ist, wenn jeder postet was er will, und die Moderatoren den vielen juristisch heiklen oder schlicht illegalen Posts hinterherlaufen dürfen. Was bleibt den Betreibern übrig, als schwammige und weitgefasste Nutzungsregeln aufzustellen und dann alles wirklich Fragwürdige an Posts und Nutzern konsequent rauszulöschen? Alleine das Programmieren kostet ein Vermögen, wie die kleineren alternativen Social Media-Plattformen sehr deutlich merken. Ob es künftig noch Telegram oder Parler gibt, ist fraglich. Die Republicans und ihre steinreichen Gönner könnten größere Plattformen aus dem Boden stampfen in den nächsten Jahren, aber hätten natürlich dann die Kontrolle. Und das wäre für die Nutzer eben ein riesiges Problem. 2024 oder 2028 ist der republikanische Präsidentschaftskandidat vielleicht kein Populist mehr, der ein paar schlechte Verschwörungsbücher aus der John Birch Society gelesen hat, so wie Trump, sondern eher ein Kandidat wie George Bush oder irgendein anderer republikanischer Schnösel. Ein Teil des rechten Publikums wäre damit unzufrieden und würde über Verschwörungen posten wollen im Zusammenhang mit solchen Politikern. Und ratzfatz schlägt dann die Zensur zu.

Einigen Benutzern bliebe dann nichts anderes mehr übrig, als auszuweichen auf ganz krasse, amateurhaft betriebene Plattformen am Randbereich des Internets oder sogar im Darknet. Eine Art Sammelbecken für die ganz Frustrierten, wo sie sich austoben dürfen, ohne irgendeinen nennenswerten Effekt auf irgendwas zu haben. Wenn es dort zu bunt läuft, schlägt eben das FBI zu.

Was also tun? Folgendes:

  • Informationen über wichtige Themen primär aus guten, kritischen Sachbüchern beziehen, nicht aus dem Internet. Bücher sind immer noch mit Abstand die beste Informationsquelle. Politisches Geschwafel auf Social Media und die Unterhaltungsindustrie sind primär dazu da, die Leute vom Bücherlesen abzuhalten. Jede Minute, die auf Social Media verschwendet wird, ist ein Verlust.
  • Verlangen Sie von den Influencern, die sie konsumieren, eine regelmäßige Auswertung der Inhalte aus Sachbüchern aus einem breiten Spektrum. Verlangen sie richtige Webseiten mit richtigen Artikeln, statt einfach nur kurze Postings auf Social Media. Falls die Influencer das nicht leisten können oder wollen, dann hören Sie auf, deren Posts auf Social Media zu verfolgen.
  • Bleiben Sie nicht aus Bequemlichkeit auf den immergleichen Social Media-Plattformen. Strengen Sie sich an, qualitative Inhalte zu finden.
  • Hinterfragen Sie ihre eigene Ideologie und ihre Szene. Identifizieren Sie die Probleme und die gefährlichen Führungsfiguren und Vorbeter.
  • Fordern Sie von Medien und Influencern, dass jene ihre Videos selbst hosten und über weitere notwendige Infrastruktur verfügen und dort rein investieren
  • Vermeiden Sie Medien, die Ihnen ständig das erzählen, was Sie hören wollen und was simplen Narrativen entspricht
AlexBenesch
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