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Berüchtigter deutscher Neurechter Mario Rönsch in Ungarn verhaftet

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Mario Rönsch, möglicherweise eine der einflussreichsten neurechten Medienfiguren im deutschsprachigen Raum, wurde am Mittwochmorgen um 5:59 Uhr im noblen Budapester Stadtteil Pasarét verhaftet. Den verschiedenen Anschuldigungen zufolge soll er der Betreiber der ehemals äußerst erfolgreichen Facebook-Seite „Anonymous-Kollektiv“ gewesen sein, der Betreiber des Nachfolgeprojekts Anonymousnews.ru und des Online-Shops „Migrantenschreck“, über den Gummigeschoss-Waffen nach Deutschland an Kunden verkauft wurden, denen die erforderliche Waffenbesitzkarte fehlte. Rönsch selbst bestritt in der Vergangenheit lautstark und mit Hilfe seiner Anwälte, in diese Projekte verwickelt zu sein. Bereits die Blog-Aktivitäten sind ein Sammelsorium, aus dem sich viele Anklagepunkte formen lassen und es haben auch schon in den vergangenen Jahren deutsche Politiker und andere Personen Anzeigen erstattet wegen Verleumdung und Volksverhetzung. Auch Geldwäsche ist ein Thema bei den Ermittlungen.

Ungarn gilt in (neu-)rechten Kreisen als sicherer Hafen und Rönsch drückte auch immer wieder starke Sympathien für Russland aus, allerdings schien ihm nichts davon geholfen zu haben. Nach dem derzeitigen öffentlichen Kenntnisstand hat ihn niemand rechtzeitig davor gewarnt, dass Beamte der ungarischen Antiterroreinheit TÉK seine Wohnung stürmen werden.

Die Fans von Anonymousnews haben wenig Verständnis für den Zugriff und die Ermittlungen. In Deutschland geschieht ein Gewaltverbrechen nach dem anderen und die Polizei scheint überfordert, während ein Blogger im weit entfernten Ungarn, der angeblich Gummigeschoss-Waffen exportierte mit denen nach bisherigen Kenntnissen keine einzige Gewalttat in Deutschland begangen wurde, Besuch von einem Anti-Terror-Kommando erhält. Nichtsdestotrotz dauerte es zwei Jahre, bis ein Zugriff stattfand mit Hilfe eines europäischen Haftbefehls und es geht bei illegalem Waffenhandel, Volksverhetzung, Verleumdung, Geldwäsche gewiss nicht um Kleinigkeiten. Der Betreiber von anonymousnews und Migrantenschreck – wer auch immer dieser tatsächlich gewesen sein mag – gilt für die Staatsanwatschaft als ein Berufskrimineller der ansehnlich daran verdiente, ohnehin schon heikle Spannungen in Deutschland zusätzlich noch zu verschärfen mit kontraproduktivem Agitprop.

Um als neurechter Aktivist überhaupt noch aus der Masse hervorzustechen, sind immer stärkere Provokationen notwendig, weil Qualität und differenzierte Berichterstattung meistens beim Publikum nicht besonders gut ankommt. Viele Leute fühlen sich vom Mainstream angelogen und scheren sich nicht darum, ob „alternative“ Medien, die ihren Geschmack treffen, Fake-Meldungen bringen oder Sachverhalte für mehr Klicks und Aufmerksamkeit massiv übertreiben. Je mehr aber provoziert wird, umso stärker sägen (neu-) rechte Medienfiguren an ihrem eigenen Stuhl, weil sie sich in juristische Schwierigkeiten begeben. Zudem kann man davon ausgehen, dass sich der Verfassungsschutz brennend dafür interessiert, welche Personen regelmäßig Anonymousnews.ru besuchten und die Meldungen von dort auf sozialen Netzwerken verbreiteten. Es ist schwierig zu bemessen, welchen Schaden Anonymousnews und Migrantenschreck für das konservative Spektrum Deutschlands angerichtet haben. Traditionell scheucht allzu extremes rechtes Getöse die politische Mitte in die Hände der Linken. Es gibt auch linke Hetz-Blogs und linke Bombenwerkstätten wie aktuell in Thüringen, aber die Linken haben anscheinend nach wie vor eine bessere PR-Strategie und wissen sich besser zu verkaufen.

Anonymousnews und Migrantenschreck nährten die altbekannten Irrtümer und Irreführungen, die in der neurechten Szene üblich sind: Agitprop und eine politische Annäherung/Angleichung an Russland würden Deutschland sicherer machen. Kein Wort über die Gefahren, denen Deutschland durch das russische Imperium ausgesetzt ist. Kein Wort über russische Destabilisierungs-Operationen in Westeuropa und die Eroberungspläne. Nein, das Publikum soll sich eine Gummi-Knallpistole kaufen und Anonymous-Stories auf Facebook verbreiten. Der Betreiber der Webseiten versprach mehr Sicherheit für Deutsche, hatte aber keine echten Antworten.

Staatsanwältin Susann Wettley beschreibt die Waffenverkäufe von Migrantenschreck als „erschreckend“. Laut Zahlen des BKA gibt es allerdings bis zu 20 Millionen nicht registrierte, scharfe Schusswaffen in Deutschland, deren Besitzer gewöhnliche Bürger sind. Dies sind meistens Schrotflinten und Gewehre, die man beispielsweise in den 1970er Jahren noch in den Katalogen von großen Versandhäusern bestellen konnte. Dagegen sind die Gummigeschoss-Waffen, die von Migrantenschreck im Umfang von über 100.000€ verkauft worden sein sollen, vergleichsweise unbedeutend. Die Bundesrepublik betrachtet Einbrüche als gewöhnliche Diebstahl-Delikte, die von Polizisten als Akte abgeheftet und von den Versicherungen ausgeglichen werden. Für die Betroffenen, wenn sie bei dem Einbruch zuhause sind, ergibt sich aber ein Risiko für Leib und Leben. In unseren Nachbarländern und vielen anderen Nationen gilt Selbstschutz als Bedürfnis-Grund zum Erwerb von scharfen Schusswaffen. Angesichts von zahlreichen schweren Gewaltverbrechen und Morden in Deutschland findet hier gerade ein Umdenken statt. Die Kunden von Migrantenschreck entpuppten sich als völlig gewöhnliche Bürger.

Zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise gingen massenhaft Pakete mit Gummigeschoss-Waffen aus Ungarn nach Deutschland an Kunden, die sich Diskretion erhofften und sich nicht die Mühe machen wollten, eine Waffenbesitzkarte zu erlangen. Dann aber gelangte die Kunden-Datenbank in die Hände der deutschen Behörden und der Massenmedien, worauf eine Welle an Anzeigen und Gerichtsprozessen gegen die Kunden begann. Die Medien sprechen davon, dass der Betreiber von Migrantenschreck heftig patzte bei der Sicherung der Daten, ohne jedoch Details zu nennen. Nur Beweismaterial, das legal beschafft wurde, kann vor Gericht verwendet werden. Haarig wird es, wenn illegal beschaffte Beweise benutzt werden, um einen Durchsuchungsbeschluss zu erwirken, der dann weitere Beweise zu Tage fördern soll. Irgendwelche „Aktivisten“ hätten den Ermittlern die Kundendaten zugespielt. Was das konkret bedeutet, muss der Gerichtsprozess zeigen. Beim sogenannten „legalen Hacking“ können Schwachstellen ausgenutzt und Daten abgefragt werden. Das ist ungefähr so, als würde jemand vertrauliche Papiere in seiner Mülltonne entsorgen, die auf der Straße steht und von einem Fremden durchwühlt werden kann.

Rönsch begann seine sichtbare Karriere bei den sogenannten Montagsmahnwachen, die dann wegen ideologischen und persönlichen Grabenkämpfen im Sande verliefen. Die Facebook-Seite Anonymous.Kollektiv (AK) entwickelte sich zu einer einflussreichen Bastion für neurechte Slogans und Emotionen und sammelte bis zu zwei Millionen Likes. Wie viele Likes davon fake waren und gekauft, ist fraglich. Jedenfalls wurde dort mächtig Werbung gemacht für das COMPACT-Magazin und es ist bekannt, dass Rönsch PR-Aufgaben für COMPACT übernahm. Ob Anonymous.Kollektiv die Werbemaschinerie von Rönsch (und indirekt auch von COMPACT) war, muss nun die Staatsanwaltschaft beweisen.

Bald kam der Bruch zwischen Rönsch und COMPACT; die Facebook-Seite wurde abgeschaltet und es tauchten sowohl die anonymousnews.ru-Seite als auch der Migrantenschreck-Shop auf. In den Folgemonaten gab es einen teils offen geführten Krieg zwischen COMPACT-Chefredakteur Jürgen Elsässer und Anonymousnews.

Letztendlich schienen Elsässer und der Betreiber von anonymousnews sich selbst und sich gegenseitig mehr Probleme zu verursachen, als irgendjemand sonst. In ideologischen Szenen ist dies üblich. Deine größten unmittelbaren Bedrohungen sind nicht Regierungsbehörden und deine ideologischen Gegner, sondern deine eigenen Kollegen und deine eigenen Handlungen.

Die Süddeutsche Zeitung beschreibt den nun Verhafteten nicht gerade als hungernden Aktivisten:

Mit seiner Freundin bezieht er eine herrschaftliche Wohnung. Seine Geschäfte scheinen gut zu laufen: Der Staatsanwaltschaft zufolge besitzt Rönsch mehrere Grundstücke und Wohnungen in seiner neuen Wahlheimat.

Wie reich er tatsächlich war und was die Behörden mit seinem Besitz nun anstellen, ist nicht öffentlich bekannt. Interessant ist auch folgendes Detail aus der Süddeutschen Zeitung:

Im November 2016 fährt ein leitender Mitarbeiter des Compact-Magazins von seinem Büro im brandenburgischen Werder nach Berlin-Tempelhof. Beim LKA Berlin packt er ausführlich gegen Mario Rönsch aus. Kurz zuvor hatten Aktivisten den Ermittlern die Kundendaten von Migrantenschreck zugespielt.

Wahrscheinlich wird Rönsch wochenlang in Haft bleiben, bevor er nach Berlin ausgeliefert wird. Der Prozess wird eine erhebliche Berichterstattung nach sich ziehen. Dass die rechte Szene aus den Vorgängen etwas lernen wird, ist unwahrscheinlich. Nach einer kurzlebigen Märtyrer-Phase erlischt schnell das Interesse an den Stars von gestern und man sucht sich neue, die mit den gleichen Methoden um Aufmerksamkeit buhlen. Den Fans ist es egal, wenn die Gesichter sich ändern, die Message aber die gleiche bleibt. Moskau kann es ebenfalls egal sein.

AlexBenesch
AlexBenesch
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