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Sind Atheisten eher staatsgläubig?

Datum:

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Kommentar

Der einst so radikale Atheist Stefan Molyneux macht eine Kehrtwende und gesteht einen Fehler ein, was er ansonsten vermeidet wie ein islamischer Imam die Gay Pride Parade. Er habe Unrecht damit gehabt, radikalen Atheismus zu propagieren und wolle nun wesentlich diplomatischer sein:

Außerdem soll er sich nun schleichend vom radikalen Anarchismus wegbewegen und Trump schönreden. Was bringt den selbsternannten „Philosophenkönig“, der es geschafft hat, Horden an Libertären hirnzuwaschen, dazu, einen Fehler einzugestehen? Möglicherweise hat es mit seiner Krebserkrankung zu tun und er braucht nun Glauben als geistiges Ruhekissen und als Rückversicherung. Oder er meint, begriffen zu haben, dass er mit radikalem Atheismus weit weniger Aufmerksamkeit bekommt als mit einem diplomatischerem Ton. Seine Anhänger wissen, wie unmöglich es ist, jemanden zu der Heilslehre des libertären Anarchismus zu bekehren, der nicht bereits libertär ist oder ein ungefestigter bzw. frustrierter Linker, der etwas Neues ausprobieren will.

Die blanke Kampfansage an alle Staatlichkeit und allen Glauben, also Dinge die über einen langen Zeitraum gewachsen sind, ist wahrlich strategisch ungünstig. Evtl. sehen wir also einen runderneuerten, subversiveren Stefan. Sein Radikal-Libertarismus hatte immer den Anspruch, eine Heilslehre zu sein, die das Böse erklären und wirksam bekämpfen könne. Alles, was staatlich ist, sei der Ursprung des Bösen, während alles Private die Macht des Guten darstellt. Kein Wunder, dass er so lange die Christenheit schwächen und Christen aus dem Glauben treiben wollte, schließlich stellt der christliche Glaube eine heftige Konkurrenz dar und predigt ein eigenes Erklärungsmodell über das Böse und bietet eine eigene Heilslehre zur Überwindung des Bösen.

Stefans Argument, dass Sozialisten gerne atheistische Argumente für ihre eigenen Zwecke missbraucht haben, ist korrekt, aber natürlich nicht neu und originell. Russland schrieb sich in der Sowjetzeit den Atheismus auf die Fahne, während heute aus rein eigennützigen Gründen wieder die orthodoxe Kirche gefördert wird. Wie man es gerade eben braucht.

Auch eine Mischung aus Radikal-Libertarismus und (moderatem) Christentum kann aber das menschliche Böse nicht ausreichend erklären und das Problem lösen. Stattdessen haben wir revolutionäre wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Genetik, Psychologie, Neurologie und weiteren Wissenschaftszweigen. Und wenn ich das moderne Wissen konsequent anwende, dann schrillen bei Molyneux sämtliche Alarmglocken. Ich habe sehr viel gelesen und gesehen über seine Person und er ist absolut verdächtig. Es ändert nichts daran, wenn er die meiste Zeit schöne Gedanken von anderen Denkern übernimmt und grinsend in die Kamera redet. Darum geht es ja bei modernem Screening: Warnzeichen erkennen, interpretieren und Konsequenzen ziehen. Ich habe zwar keine Diagnose von einem Fachmann vor mir liegen über Stefan, aber ich habe genug Material, um zu deuten, dass mir die Wahrscheinlichkeit viel zu hoch ist, dass er mindestens eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben könnte.

Da ist mir auch schnurzegal, dass er die ganze Zeit lächelt und auf sympathisch macht (was laut ihm ohnehin nur Masche ist, denn wenn man Glück vortäuscht, dann fühlen sich Leute zu dir hingezogen). Ich halte Molyneux auf Grund seines bisherigen Verhaltens für absolut verdächtig und gefährlich. Experten für destruktive Kulte haben längst begonnen, ihn und seine Organisation zu untersuchen. Als Guru trieb er seine Schäfchen dazu, Freunde und Familienmitglieder zu verstoßen, weil diese nicht die Molyneux-Lehre übernehmen wollten. Er hat soviel Scherben hinterlassen, dass es nun unglaublich arrogant anmutet, wenn er jetzt von Toleranz schwafelt und offenbar gelernt hat, zum Schein Fehler einzugestehen und diplomatischer aufzutreten. Molyneux ist keine unterstützenswerte Person. Ob er jetzt nächste Woche zum Muslim wird oder zum Donald Trump-Anhänger oder ob er doch wieder seinen Anarchismus weiterspinnt, ist dabei zweitrangig.

Genauso schätze ich einen anderen Menschen nicht schlechter ein, nur weil er meine Ideen nicht teilt. Ich bewerte stattdessen das Verhalten einer Person, die Persönlichkeitsstruktur und die Geschichte der Person. Deshalb kann ich auch problemlos harmonieren mit Menschen, die gläubig sind und anständig.

Atheisten sind immer noch eine winzige Minderheit, die weltweit in aller Regel entweder gefährlich lebt oder mit massiven Einschränkungen zu leben hat. In den USA kann man eine Polit-Karriere in den allermeisten Fällen vergessen, ohne in einer Kirche zu sein bzw. Religiösität vorzutäuschen. Unzählige politische Meinungen werden auf einem schwammigen religiösen Denk-Fundament gebildet. Mal kann das gutgehen, wie etwa bei der Ablehnung der massenhaften Abtreibungen, mal geht das gehörig schief, wenn zum Beispiel mal wieder geglaubt wird, dass der liebe Gott auf Seiten der Regierung ist bei einem militärischen außenpolitischen Abenteuer, oder wenn Wissenschaft abgelehnt wird weil sie nicht zur Bibel passt.

Das Böse wird von religiösen Menschen in aller Regel religiös erklärt, was längst nicht mehr gut genug ist. Natürlich schleichen sich im „organisierten“ Atheismus wie in allen anderen Gruppen auch der Narzissmus und Schlimmeres ein; geradezu eine wilde Feindseligkeit. Gerade Sozialisten und auch Okkultisten benutzen natürlich gerne atheistische Argumente, um das Christentum zu schwächen, sind aber ihrerseits völlig realitätsfremd und irrational. Aber auch viele Christen merken nicht, dass sie einer narzisstischen Kirchenorganisation und narzisstischem Denken auf den Leim gegangen sind. Es ist oftmals nur eine weitere narzisstische Fantasie, erleuchtet zu sein, den besonderen Draht „nach oben“ zu haben und „besser“ zu sein als die Ungläubigen.

Sobald man wirklich anfängt, nach modernen Maßgaben Religion zu untersuchen, bleibt von der Religion als Text und als Lehre nicht mehr viel übrig. Im Christentum bleiben ganz ganz einfache Moralvorstellungen übrig, für die es wahrlich das ganze konfuse Drumherum nicht braucht. Man kann gerne Rosinen picken und nur die schönen Stellen beherzigen und die komischen, bizarren ignorieren, aber es steht nun einmal nach wie vor in der Bibel einiges über einen veralteten Moralkodex von vor 2000 Jahren. Es ist heute genauso wenig moralisch wie damals, Homosexuelle zu bestrafen, gewaltsame Eroberungen zu machen in der Nachbargegend und die Gefangenen zu ermorden.

Auch als ganz gefestigter Gläubiger wird man keine Stimmen hören, es sei denn man nimmt Rauschdrogen oder bringt sein Gehirn anderweitig durcheinander. Der Gläubige muss irgendwie die Stille und das Schweigen Gottes „interpretieren“, nach vermeintlichen Zeichen suchen. Selbst wenn man 20 Jahre ins Kloster geht und alles neben dem Glauben vernachlässigt, selbst wenn man die Pilgerfahrten macht, selbst wenn allergrößte Not herrscht, wird man nur ein absolutes Schweigen hören, wo eigentlich ein Gott zu einem sprechen soll. Wenn man ohnehin gezwungen ist, selbst die Welt zu interpretieren und eigene Entscheidungen zu treffen, dann kann man dies gleich wissenschaftlich tun.

AlexBenesch
AlexBenesch
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