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Historiker-Streit um mutmaßliche US-Agententätigkeit von Strauß wird schmutzig

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Kommentar

Im Hinblick auf den Beinahe-Kanzler Franz-Josef Strauß wagte sich ein Historiker hervor, der die Frage stellte, ob der bayerische Quadratschädel nicht vielleicht als Agent dem Vorläufer der amerikanischen CIA zugearbeitet und am Ende des zweiten Weltkriegs wichtige Informationen der Luftraumverteidigung weitergeleitet hatte. Der Historiker Enrico Brissa war fair und vorsichtig, betonte dass letztendliche Beweise fehlten wegen der dünnen Aktenlage und suggerierte, dass mehr Untersuchungen notwendig seien.

Ein andere Historiker, Christopher Nehring, hält die ganze These für sowjetische Desinformation. Ein Deckblatt der Akten würde auf die Abteilung X für Schmutzkampagnen hinweisen. Ein Artikel in der WELT Online hält die Sache damit für erledigt. So einfach ist die Sache aber nicht. Im Westen ist es eine Reflexreaktion, alles Peinliche, das wichtige Politiker und Organe der Westmächte betrifft, als Desinformation des KGB zu bezeichnen. Natürlich produzierten die Ost-Dienste auch komplette Fabrikationen, aber am besten war es immer, wenn man etwas Reales bzw. Wahrscheinliches benutzen konnte, wenngleich auch ohne letztendliche Beweise.

Es ist im Kontext schwer vorstellbar, dass die US-Besatzungsmacht nicht auf verlässliche und belastete Agenten zurückgegriffen hätte bei der Besetzung wichtiger politischer Schaltstellen. Während viele deutsche Veteranen in der britisch-amerikanischen Kriegsgefangenschaft verhungerten, bekam Strauß eine Sonderbehandlung von den Amerikanern, wurde als unbedenklich eingestuft und gleich als stellvertretenden Landrat installiert. Er hatte sofort eine gute Anbindung an wichtige US-Funktionäre und erlebte einen kometenhaften Aufstieg in der Nachkriegspolitik.

Die WELT und die gesamte Springerpresse steht den Amerikanern und der deutschen konservativen Politik traditionell nahe und die Beziehungen zu Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes sind ein eigenes Kapitel wert. Der motzende Historiker Nehring erklärte zum Beispiel in einer Studie die „AIDS-Lüge“, gemeint ist eine sowjetische Desinformationskampagne laut der die Amerikaner das AIDS-Virus geschaffen hätten. Erneut sehen wir die seltsame Logik: Weil die Stasi diese These verbreitete, sei es unglaubwürdig. Dabei ist die Biowaffenforschung der USA ein weitreichender und vor allem gruseliger Bereich.

Im Ostblock lief das Spielchen gena umgekehrt: Alles Peinliche galt als Verschwörungslügen des kapitalistischen Klassenfeindes.

AlexBenesch
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