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So schwierig ist der Schutz vor Ebola wirklich

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Die US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention veröffentlicht eine Menge an Informationen über die Schutzvorkehrungen im Hinblick auf Ebola und macht unbewusst deutlich, wie wenig selbst westliche Einrichtungen in der Lage sind, die Vorgaben zu erfüllen. Im Moment haben Krankenhäuser nämlich bereits Schwierigkeiten damit, die Verbreitung multiresistenter Keime zu unterbinden. Ich konnte über Monate hinweg in einem deutschen Krankenhaus beobachten, wie der immense Zeitdruck oft dafür sorgt, dass Vorgaben nur schlampig umgesetzt werden. Bei einer Epidemie vergrößert sich das Problem exponentiell.

Ebola kann unter optimalen Bedingungen bis zu sechs Tage lang ohne Wirt überleben, an Oberflächen von Gegenständen kleben und immer noch aktiv sein.

Patienten sollen selbstverständlich in Einzelzimmern mit eigenen Badezimmern untergebracht werden und eine Logdatei soll genau festhalten, wer wann das Zimmer betreten hat. Die Verfügbarkeit von Einzelzimmern oder Betten allgemein ist jedoch sehr begrenzt. Im Ernstfall landen wohl diagnostizierte Ebola-Patienten in Mehrbettzimmern und die Logdatei kann Lücken aufweisen. Matratzen müssen in Plastik gepackt werden. Polstermöbel im Raum wie Stühle sind verboten.

Das Personal soll laut dem CDC mindestens Handschuhe tragen, einen Kittel, Augenschutz und Gesichtsmaske. Das Ausziehen von diesen Gegenständen muss auf eine Weise erfolgen, die unbeabsichtigte Kontaminierung ausschließt, was im Eifer des Gefechts und vor allem bei hoher Müdigkeit schwierig ist.

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Da Ebola-Kranke sich erbrechen und Durchfall haben, wird empfohlen, doppelte Handschuhe zu tragen, sowie Schutz für Beine und Füße, damit der Erreger nicht aus dem Raum hinausgetragen wird.

Für Ebola-Kranke soll übliche medizinisches Wegwerf-Ausrüstung benutzt werden, die unter besonderen Vorkehrungen weggeworfen und entsorgt wird. Dies eröffnet zusätzliche Fehlerquellen, da die Gegenstände infiziert sind. Bei Gerätschaften muss eine fachmännische Reinigung und Desinfizierung erfolgen. Patzt derjenige der reinigt, kann er sich infzieren und den Virus mit sich davontragen. Dann gibt es eine Reihe von medizinischen Standard-Prozeduren, bei denen geringe Mengen Körperflüssigkeit von Patienten fast unsichtbar in der Luft versprüht werden, wie Intubationen, Extubationen, Bronchoskopien oder simples Absaugen in Mund und Rachen. Solche Prozeduren sollen in eigenen Räumen vorgenommen werden von Personal, das richtge Atemschutzmasken mit Filterelementen trägt, oder besser noch Räumen mit Absauganlagen. Man kann sich vorstellen, wie schwierig dies wird wenn man es mit einer größeren Anzahl an Patienten zu tun hat.

In den USA wurde der erste Ebola-Kranke in Dallas mit Antibiotika wieder nach Hause geschickt. Der benutzte Krankenwagen wurde laut Berichten zwei Tage lang nach ddem Transport nicht deinfiziert.

Labortests sind ein weiteres Problem: Die Proben sind ansteckend und es passieren selbst im normalen Betrieb Fehler, Verwechslungen und das ungewollte Stechen von Personal mit benutzten Nadeln. Das CDC empfiehlt deshalb, nur das Minimum an Tests vornehmen zu lassen.

Selbst die grundlegende Handdesinfektion ist ein Problem. Zwar gibt es überall Desinfektionsspender, allerdings sieht die vorschriftmäßige Prozedur vor, nach einen bestimmten Muster jede Hautfalte der Hand und unter den Fingernägeln zu schrubben und lange genug zu warten, bis der Alkohol die Erreger auch gründlich genug abgetötet hat. Im gehetzten Krankenhausalltag spritzt sich das Personal meist nur dreimal in eine Hand, reibt ein wenig herum und hält sich sofort für desinfiziert.

Bei Ebola wird ein aufwändiges Monitoring-System für das medizinische Personal gefordert. Was aber wenn ein Ebola-Ausbruch zeitlich in die Grippesaison fällt und viele Pfleger und Ärzte erhöhte Temperaturen aufweisen? Werden die alle in Isolation geschickt? Wer übernimmt deren Arbeit?

An Flughäfen sollen mögliche Infizierte anhand von Körpertemperatur und möglichen Symptomen frühzeitig erkannt und isoliert werden. Experten sagen allerdings, dass Kranke ihre Symptome mit frei verkäuflichen Medikamenten kurzzeitig maskieren können um durch eine Kontrolle hindurchzukommen.

Man geht davon aus, dass in Industrienationen Ebola unter Kontrolle gehalten werden könne wegen der Verfügbarkeit von sauberem Wasser und medizinischer Ausrüstung. Der Fall einer infizierten Krankenschwester im spanischen Madrid zeigt jedoch, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Papier und die Realität zwei Paar Schuhe sind.

Sind die Krankenhäuser mit Ebola-Patienten überfordert so wie in Afrika, werden gar keine anderen Patienten mehr angenommen. Wer also einen Beinbruch hat oder ein anderes Problem, der schaut in die Röhre. Die Notaufnahmen sind dann sowieso voll mit Ebola-Patienten und Menschen mit anderen Notfällen würden dort im Wartebereich eine Ansteckung riskieren. Sind die Krankenhäuser irgendwann ganz überfordert, geht man über zu Ebola-Lagern:

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Die 10 Ebola-Behandlungslager in Westafrika bstehen aus drei Abteilungen, die die Patienten trennen in jene mit Verdacht auf Ebola von denjenigen mit einer bestätigen Diagnose.

1. Ersteinschätzung: Patienten mit Ebola-Symptomen werden von Personal in Schutzkleidung untersucht

2. Abteilung für weniger dringende Verdachtsfälle: Hier warten Patienten mit Symptomen auf Testergebnisse

3. Abteilung für Patienten, die sehr wahrscheinlich Ebola haben

4. Ebola-Abteilung: Für Patienten mit bestätigter Diagnose. Da kein Heilmittel existiert, kann nur begrenzte medizinische Hilfe geleistet werden.

5. Leichenhalle: Bis zu 75% der Patienten sterben. Leichen werden eine Weile gelagert bis sie begraben werden.

AlexBenesch
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