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Die "Kein Abschuss"-Theorie über Flug 17 und weitere schwache Ideen

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Alexander Benesch

Russlands Führung hat nach dem Crash des Malaysia Flugs 17 ein gewaltiges Problem. Es drohen noch schärfere Sanktionen, die Russlands Wirtschaft abschmieren lassen. Russische Firmen wie Gazprombank und Rosneft werden abgeschnitten von westlichen Kapitalmärkten und sind hochverschuldet. Andere Firmen mit Schulden müssen jetzt horrende Zinsen zahlen. 28 Milliarden Dollar wurden in einem einzigen Börsen-Kursrutsch vernichtet. Rosneft hat Bankschulden von 56 Milliarden Dollar in harter Währung. Die Zentralbank blutet aus bei dem Versuch, gleichzeitig zig Unternehmen und den Rubel zu retten. Putin konnte sich wahrscheinlich die Eroberung der Krim bereits nicht leisten, ganz zu schweigen von der östlichen Ukraine. Völlig zurückziehen aus der Ostukraine kann er sich aber nicht, denn ein solches Schwächesignal wäre verheerend. Also entschied sich der Kreml, den Proxy-Krieg in der Ostukraine ein paar Gänge runterzufahren, auf niedriger Flamme zu köcheln. Auch die Propaganda wurde runtergefahren. Wer eine Komplettinvasion russischer Truppen fordert, darf nicht mehr ins russische TV. Diese Vorgehensweise hat allerdings die Separatisten verärgert.

Immerhin hat Russland die Kontrolle über die Flugschreiber und die Trümmer. Andere Länder würden jedoch extrem hart reagieren, wenn Moskau das Beweismaterial manipuliert oder zurückhält. Nichtsdestotrotz laufen die russischen Desinformations-Brigaden auf Hochtouren, um alternative Theorien zu spinnen, die Moskau als ewiges Opfer präsentieren.

Folgende Theorien und Argumente kursieren bereits überall im Netz:

  • „Die Rebellen hätten gar nicht die Raketen um ein Passagierflugzeug in 10 Km Höhe abzuschießen.“ Es verkündete aber ein Rebellenführer kürzlich, eine Basis der ukrainischen Armee mit Buk-Raketen erobert zu haben. Reporter beobachteten Rebellen in den letzten Tagen mit solchen Systemen. Zu behaupten, die Separatisten hätten nur Kalaschnikows und andere Kleinwaffen, ist ziemlich ärmlich.
  • „Die Maschine ist eine völlig ungewöhnliche und ungeeignete Route geflogen.“ Diese Behauptung entspricht nicht der Wahrheit. Ein Sprecher der Malaysia Airlines erklärte, es hätte sich um eine zugelassene Route gehandelt. 15 von 16 Fluglinien würden sie benutzen. Experten erklärten außerdem, dass es die typische Spritspar-Route sei. In jedem Fall müssten die Separatisten darauf achten, worauf sie schießen. Schließlich ist eine Boeing mit Zivilisten an Bord keine Bedrohung.
  • „Es war einfach Inkompetenz der Malaysia-Fluglinie.“ Man will hier anspielen auf den Vorfall der vor Monaten verschwundenen Maschine, deren Verschwinden noch überhaupt nicht aufgeklärt ist. Diese Inkompetenz-Theorie hat keinerlei Beweise. Malaysia kann durchaus zwei Maschinen durch Fremdverschulden verloren haben.
  • „Es gibt keinen  Beweis, das eine Rakete es getroffen hat.“ Es gibt sehr viel, das auf einen Abschuss hindeutet. Von Amateuren interpretierte, wackelige Youtube-Videos unbekannter Herkunft sind kein gutes Ausgangsmaterial. Vielleicht zeigen die Videos einen ganz anderen Vorfall in der Region. Eine Buk-Rakete muss auch keinen direkten Volltreffer landen. Es gibt ein großes Trümmerfeld, das unter der Kontrolle der Rebellen steht. Die Amerikaner registrierten einen Radar-Fang und Raketenabschuss. Abgefangene Gespräche von Separatisten handeln von dem erfolgreichen Abschuss. Online Postings der Separatisten bejubelten den Abschuss eines irrtümlicherweise als ukrainische Transportmaschine identifizierten Flugzeugs. Es wurden in den letzten Tagen mehrere ukrainische Flugzeuge von Separatisten abgeschossen.
  • „Es müssen die USA dahinterstecken weil die einen dritten Weltkrieg wollen und es sowieso schon immer auf Russland abgesehen haben.“ Dieses Totschlagargument wird so ziemlich auf alles angewandt. Dabei ist Moskau genauso aggressiv, Putin quasi der George Bush des Ostens, der durch Anschläge unter falscher Flagge zu Macht und Ruhm kam. Das westliche Establishment förderte nach Kräften die bolschewistische Revolution, half dann den Roten bei dem Bürgerkrieg gegen die Zaristen, half dann der jungen und rückständigen Sowjetunion mit allerhand Technologietransfers, half der Sowjetunion mit gewaltigen Militärtransfers gegen die Nazis, sandte im kalten Krieg weitere wichtige Transfers in die UdSSR und gab Moskau den perfekten Vorwand, brutalst andere Nationen zu überfallen und in den Ostblock zu zwingen. Auch nach dem Kollaps der korrupten und ineffizienten Sowjetunion gingen die Hilfen und Kredite weiter. Der Westen sah sogar bewusst weg als die polnische Präsidentenmaschine in Smolensk abstürzte und Moskaus Träume wahr wurden, die unbequemen Polen loszuwerden. Der Westen sah weg als Moskau die Sowjetunion wiederbelebte, zwei Kriege gegen die unabhängige Republik Tschetschenien führte. Der Westen förderte sogar Pläne, die EU mit der russischen Föderation in einer Freihandelszone zu verschmelzen. Der Westen förderte auch mit China den wichtigsten Partner Russlands und machte China zur Weltmacht. Der Westen machte sich bewusst abhängig von chinesischen Fabriken und russischer Energie. Zu behaupten, der Westen hätte sowieso immer versucht, Russland zu schaden, ist Quatsch. KEINER kann wirklich in die höchsten Machtzentren des Westens hineinsehen und garantieren, dass ein Weltkrieg gegen den gigantischen BRICS-Block beabsichtigt ist.
  • „Christine Lagarde redete kürzlich in einem Video von Zahlenmystik und der Nummer 7“. Freilich sind viele einflusseiche Leute von der Kaballah begeistert. Okkultismus ist aber in Russland genauso verbreitet. Lagardes Gequatsche sagt nichts, aber auch gar nichts aus über Malaysia Flug 17.
AlexBenesch
AlexBenesch
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