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Dossier: Jürgen Elsässer wusste vor der Compact genau, wie das rechtsextreme Lager tickt

Kommentar

Jürgen Elsässer von der Compact hatte sich ab 2015 in eine Sackgasse hineinmanövriert: Um sich die Sympathien des extrem rechten Lagers zu sichern, holte er sich irgendwann sogar NPD-Kader in die Redaktion. Für den Mainstream war er verbrannt und fortan abhängig von seinem neuen Publikum, das nach immer mehr Grenzübertretungen gierte. Ein Kurswechsel war fast nicht mehr vorstellbar, es sei denn, er hätte den Großteil seiner Redaktion entlassen und auf das allermeiste Publikum verzichtet.

In das rechtsextreme Lager hinüberzuwechseln ist einfach; es wieder zu verlassen und anderswo anzudocken fast unmöglich. Dem rechten Publikum ist egal, wer die geforderten Ideen präsentiert: Ehemalige Pop-Sänger, Profi-Fußballer, Schlagermusikanten, oder eben radikale Antideutsche, wie Elsässer einer war.

Homilius

Die inzwischen verbotene COMPACT von Elsässer hatte lange Zeit den Kai Homilius-Verlag im Boot. Seit 2001 erschienen im Verlag Werke und Erinnerungen von ehemals hochrangigen Offizieren des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, so etwa von Karli Coburger oder von Heinz Geyer. Die Einladung von Heinz Geyer auf die Leipziger Buchmesse im Jahr 2008 sorgte für Empörung und Unverständnis. Coburger war als Untersuchungsführer in der Hauptabteilung IX tätig. In seinen Vernehmungen von politischen Häftlingen griff er Mittel der Psycho-Folter wie Schlafentzug und Isolationshaft zurück, um seine Opfer zu belastenden Aussagen zu drängen und sie für politische Schau- und Geheimprozesse zu präparieren.

Geyer brachte es zum stellvertretender Leiter (unter Markus Wolf und dessen Nachfolger Werner Großmann) und ab 1982 zum Stabschef der Auslandsabteilung Hauptverwaltung Aufklärung (HVA).

Linke Gewalt und Zensur

In einem konkret-Artikel meinte Elsässer im Jahr 1995, gegen die „Tiraden“ des Historikers Ernst Nolte (gemeint waren dessen Aussagen seit dem Historikerstreit von 1986/87) helfe kein Argumentieren, nur „eine aufs Maul“; gegen Antisemitismus hülfen keine Aufsätze, nur „Baseballschläger“. Noltes Aussagen hätten das Programm der rechtsextremen DVU vorbereitet. Dieser Gewaltaufruf wurde damals öffentlich kaum beachtet.

1996 schimpfte Elsässer noch über die “Nazi-Zeitung” Junge Freiheit, die in den beiden Jahren zuvor Opfer linken Terrors geworden war:

Am 4. Dezember 1994 verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf die Druckerei in Weimar, in der die Zeitung hergestellt wurde. Es entstand ein Schaden von mehr als einer Million Mark. Zu dem Anschlag bekannten sich „Revolutionäre Lesbenfrauengruppen und andere revolutionäre Gruppen“. Im Vorfeld gab es bereits anderweitige Attacken auf das Druckereigebäude und gewalttätige Demonstrationen vor dem Redaktionsgebäude in Potsdam. Bei einem Raubüberfall auf die Druckerei wurden Tausende Abonnentenadressen gestohlen. Ein Abonnent in Norddeutschland habe daraufhin eine Rohrbombe in seinem Briefkasten gefunden. Anfang 1995 wurden am Redaktionshaus Stromleitungen durchtrennt und Rauchgasgranaten in ein Fenster geschleudert. Das Auto eines Redakteurs wurde durch Feuerlegung zerstört. Die Täter wurden nicht gefasst.

In seinem Buch “Wenn das der Führer hätte erleben dürfen” (konkret-Verlag, 1995) erklärte Elsässer noch explizit, dass “SED und CIA recht hatten, Zeitungen und Verlage im Nachkriegsdeutschland einer strengen Zensur zu unterwerfen.” Denn der Piper-Verlag hatte es in den 1990er Jahren gewagt, ein Buch zu veröffentlichen, in dem die Morde an Volksdeutschen und Internierungen von Deutschen nach 1945 heftig kritisiert wurden. Elsässer hatte keine Tränen übrig für diese Deutschen, sondern forderte noch in den 1990er Jahren eine strenge Medien-Zensur. Die internationale Staatenwelt hätte laut Elsässer “einen großen Fehler gemacht”, das deutsche Volk irgendwann aus der “Beaufsichtigung” zu entlassen und den Deutschen Demokratie zu gestatten.

Besonders übel nahm Elsässer es, wenn bekannte Figuren ein rechtes Publikum begeisterten:

„Auch Jürgen Möllemann hat es nichts genützt, daß er im Windschatten von Schröders Irak-Politik Unterstützungserklärungen für palästinensiche Selbstmordattentäter abgab und mit Antisemitismen jonglierte.“Elsässer, Der deutsche Sonderweg, Hardcover. 1. Auflage 2003, Seite 225

Elsässer freute sich, dass Möllemann wegen dessen Äußerungen vom deutschen Wähler „abgestraft und an den Rand gedrängt“ wurde. Noch ein Beispiel:

„Eine Woche nach Wiesel wurde der SED/PDS-Vorsitzende Gregor Gysi im Spiegel-Aufmacher ‚Der Drahtzieher‘ mit allen antisemitischen Klischees überzogen. […] Der Karikaturist Haitzinger zeigte zur selben Zeit Gysi in der Hamburger Morgenpost, als ob er für den Völkischen Beobachter gezeichnet hätte: Mit verschlagenem Blick, großer krummer Nase, gebeugt und in finstere Machenschaften verstrickt.“Elsässer, Der deutsche Snderweg, Hardcover. 1. Auflage 2003, Seite 71

Der Völkische Beobachter war das zentrale Blatt der NSDAP im Nationalsozialismus. Auch Louis Farrakhan ist für Elsässer ein “ schwarzer Antisemit“ (Vorwärts und Vergessen, Seite 103). Folgendes schrieb Elsässer noch 1995:

„Aufgewärmt werden einige der zugkräftigsten Bilder der antisemitischen Propaganda: Das raffende Kapital, das das schaffende Kapital aussaugt; die jüdische Hochfinanz in der WallStreet, die kein Vaterland kennt und die nationalen Volkswirtschaften um den Lohn ihrer Arbeit bringt. Diese offene Hetze gegen Juden war in den letzten Jahren in Westeuropa nur in Randbereichen virulent geworden.“

Wir schreiben das Jahr 1998, Elässer ist mit 40 Jahren schon viel zu alt für Jugendsünden und sein Werk „Braunbuch DVU – Eine deutsche Arbeiterpartei und ihre Freunde“ ist gerade eben im konkret-Verlag erschienen. Das Vorwort lieferte Jürgen Trittin. Die DVU war antikommunistisch, antisowjetisch und soweit rechts, wie damals gerade noch erlaubt war.

Elsässer belässt es nicht dabei, die Ideologie der DVU zu kritisieren, sondern psychoanalisiert gar deren Vertreter und Wähler. Der DVU-Fraktionschef Helmut Wolf beispielsweise sei laut einem SPD-Bundestagsabgeordneten ein „Psychopath“, laut anderen Quellen ein Trinker der seine 17 Jahre jüngere Frau schlug und bedrohte. Gerade in Deutschland hätten solche Charaktere eine viel größere Anziehungskraft auf die Massen als anderswo. Für Elsässer wäre Hitler „in jedem anderen Land ein Hinterhof-Clown geblieben“.

Die Anbandelung der europäischen Neuen Rechten mit den rechten russischen Kräften, wie sie heute von Elsässer wohlwollend behandelt wird, war 1998 für ihn noch eine Katastrophe:

Gleichzeitig sondierte [DVU-Vorsitzender] Frey das internationale Terrain. Besonderen Erfolg hatte er im Herbst 1993, als er Wladimir Schirinowski nach Deutschland holte, dessen Liberal-Demokratische Partei (LDP) kurz zuvor mit einem faschistischen Programm stärkste Einzelpartei im russischen Parlament geworden war. Schirinowski rief unter dem Motto „Deutsche und Russen – Freunde für immer“ zum Schulterschluß auf: „Die Festung weißes Europa steht oder fällt mit unseren beiden Völkern.“

Schirinowski befürwortete gar eine gemeinsame deutsch-russische Grenze, also eine Streichung Polens von der Landkarte. Dies erinnert natürlich an Dugins Pläne und genau wie Dugin beabsichtigte Schirinowski einen Verrat an den Deutschen, Flächenbombardierungen und die Auslöschung der „kleinen Zwergenstaaten“ Europas.

Auch höchst verdächtig für den Elsässer im Jahr 1998: Die Kontakte der DVU zum „französischen Faschistenführer“ Jean Marie Le Pen und dessen Front National. 1998 vereinbarten Frey von der DVU und Le Pen von der Front National eine enge Zusammenarbeit:

„FN wie DVU kämpfen gegen die Etablierung einer neuen Weltordnung durch Mächte, die die nationale Souveränität Frankreichs wie Deutschlands geringschätzen.“

Schon die NSDAP, so sinnierte der antifaschistische Elsässer von 1998, holte sich Sympathien bei den einfachen Arbeitern mit sozialistischen Programmen und präsentierte geschickt ein Feindbild, das zusammengebastelt war aus dem „ausbeuterischen Kapital“, den Juden und dem „jüdischen Liberalismus“.

In seinen Büchern aus den 90er Jahren beklagte Elsässer zwar das Revival des Nationalismus und der Judenfeindlichkeit in der Sowjetunion, dennoch stellte er nicht wirklich deutlich heraus, wie stark der Antisemitismus inmitten des real existierenden Sozialismus wirklich gewesen war. Die aus Russland stammenden Protokolle von Zion verbreiteten sich nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und im mittleren Osten unter den muslimischen Völkern. Oft mit Hilfe der sowjetischen Geheimdienste, die genau wussten dass es sich um eine Fälschung handelte. Sakharovsky, der eine hohe Poistion im rumänische Geheimddienst Securitate innehatte, ließ 1951 eine Kopie in mehrere Sprachen übersetzten und in Westeuropa und dem mittleren Osten verbreiten. 1957 war Sakharovsky Chef des gesamten sowjetischen Auslandsgeheimdienstes geworden und startete mit dem KGB eine weitere Desinformationskampagne mit dem Namen Zarathustra. Das Ziel war es, Westdeutschland als die Brutstätte schlechthin für Antisemitismus zu porträtieren und Destabilisierung zu schüren. Die HVA der Stasi half mit bei antisemitischen Schmierereien und kleineren Anschlägen.

Verstehen sie langsam, was hier ablief? Als sich Elsässer noch als Antisemiten-Jäger aufspielte, waren heimlich sozialistische Geheimdienste damit beschäftigt, den Judenhass in der Bundesrepublik zu fördern weil es dort zuwenig Judenhass gab. Moskau-Agenten mussten also künstlich nachhelfen, um überhaupt als antifaschistische Judenbeschützer eine Daseinsberechtigung behaupten zu können. Elsässer spulte in den 1990ern noch das typische Programm herunter und beklagte die folgende Aussage eines Republikaners:

Die DDR-Führung hat ihre Deutschen zwar politisch an der Seite der Sowjetführung gehalten, sie hat aber auf ihrem Gebiet die Nation und das Deutschtum erhalten. Wir hatten in der DDR keine Russifizierung!

Für Elsässer war hingegen die DDR nicht antideutsch genug.

Deutschland verschwinde

Elsässer klagte noch 1995 in dem Aufsatz „Nie wieder BRD“:

„…fahren die Kids der 90er Jahre hauptsächlich auf ‚Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein‘ ab. Gibt es einen deprimierenderen Fakt als die Umsatzentweicklung der ‚Wildecker Herzbuam‘ und anderer volkstümlicher Hormonskandale? Wer erinnert sich nicht nostalgisch an die Zeiten, als sich in jedem Sommer rund um das Mittelmeer die europäische Jugend bei Sonne, Sex und Marihuana verbrüderte?

Lesen Sie unbedingt das Kapitel „Die Dresden-Lügen“ von Elsässers Buch „Wenn das der Führer hätte erleben dürfen“ (konkret-Verlag, 1995). Darin rechtfertigt er ausführlich die Bomben-Kampagne vom britischen Bomberkommandanten Harris. Keine Spur Mitgefühl für die Toten. Nichts. Eiseskälte. Stattdessen meinte Elsässer:

„Man kann Harris nicht zum Vorwurf machen, daß die Deutschen sich nicht einmal im Bombenhagel von ihrem Führer trennen wollten.“

„…im Februar werden wir einen Toast auf Sir Arthur Harris ausbringen, dessen Luftflotte den sowjetischen Panzern ihren Vormarsch nach Berlin freibombte. Und am 8. Mai würden wir uns gerne von Spezialisten des Mossad zeigen lassen, wie man deutsche Tornados sprengt. Just in case.“

Das britische Bomber-Command, zitierte Elsässer den Kriegsverbrecher Harris, habe schließlich die Möglichkeit geliefert, Russland rechtzeitig zu unterstützen.

Noch 1990 war er ganz fest davon überzeugt, dass die Linke antideutsch sein müsse. Selbst 2005 meinte er rückblickend:

Auch im Nachhinein betrachtet, war für mich die antideutsche Position bis 1995 völlig richtig.https://jungle.world/artikel/2005/46/ausgedeutscht

In dem zweiten Aufsatz des Buches „Wenn das der Führer hätte erleben dürfen“ spricht Elsässer von der verpassten Chance nach 1945, Deutschland zu zerstückeln und zu demilitarisieren:

„WÄRE ES NICHT ZUM KALTEN KRIEG UND ZUR BIPOLARITÄT GEKOMMEN, WÄRE DEUTSCHLAND VIEL GRÜNDLICHER AUFGETEILT WORDEN. DIE STRATEGIE DER ZERSTÜCKELUNG DEUTSCHLANDS WAR AUSDRUCK DER WELTWEITEN ANTIFASCHISTISCHEN ALLIANZ, DAS BUHLEN UM DIE DEUTSCHE EINHEIT RESULTAT IHRES ZERFALLS.“

Die Teilung Deutschlands in Ost und West war dann für ihn leider nicht mehr als ein „glücklicher Zufall“. Er wollte mehr. Die Wiedervereinigung galt für ihn übrigens als „Annexion“.

Elsässer schrieb zunächst für die Kommunistenpostille „Arbeiterkampf“ (ak) des Kommunistischen Bundes unter dem Pseudonym jü./Stuttgart und dann für die „Bahamas“.

Im Februar 1990 sah er im ak die »kulturrevolutionäre Aufgabe« der radikalen Linken in der »Zerstörung des deutschen Staates und seiner Ersetzung durch einen Vielvölkerstaat, sowie der Auflösung des deutschen Volkes in eine multikulturelle Gesellschaft«https://www.der-rechte-rand.de/archive/7820/juergen-elsaesser-chamaeleon/

Der Verfassungsschutz wähnte die Bahamas als Szeneblatt des linksradikalen Spektrums der Antideutschen, die der festen Überzeugung waren, die Deutschen dürfen keinen eigenen Staat mehr haben wegen der „Veranlagung“, Juden zu vernichten.

Daher dürfe kein deutscher Staat existieren, und die bestehende Bundesrepublik müsse aufgelöst werden. Als Konsequenz könne das deutsche Staatsgebiet unter den angrenzenden Ländern aufgeteilt oder zu einer Sonderzone der UNO erklärt werden.

Migration

Wer sich die alten Artikel Elsässers aus dem linken Blatt „konkret“ anschaut, der findet interessante Ansichten über Migranten und Flüchtlinge in Deutschland. In der Ausgabe 02/92 wütet er, weil die Grünen im Schwabenland es gewagt hatten, die Migration begrenzen zu wollen:

In einer Situation, wo »die Annäherung der SPD an CDU/CSU und FDP eine Situation der absoluten Mehrheit im Lande der Germanen« geschaffen habe, nutze der grüne Vorschlag eines Einwanderungsgesetzes nur denjenigen, die »den Joker des Völkisch-Nationalen auf den Tisch legen« wollten, schrieb sie [Shahla Blum] im Sommer ‘91 in der Immigrantenzeitschrift »Die Brücke«. Das reichte, um sie innerhalb der Partei kaltzustellen. Die Fraktion setzte sie als Sprecherin für das Flüchtlingsressort kurzerhand ab, weil sie nicht bereit war, eine Erklärung zu vertreten, derzufolge »ein erheblicher Teil der Asylbewerber … nicht politisch verfolgte Armutsflüchtlinge (seien)« (»Stuttgarter Nachrichten«, 26.9.91).

Den „rechtsradikalen Chef“ der österreichischen Partei FPÖ fand er zutiefst grässlich und die Zusammenarbeit mit dem bürgerlichen Lager eine Katastrophe:

…im Kursaal von Stuttgart-Bad Cannstatt hatten sich nicht nur tumbe Skinheads und Burschenschaftler in vollem Wichs versammelt, sondern vor allem BOSS-gestylte FDP-Mandatsträger und andere Biedermänner.[…] Die EG – so Haider – wiederhole »die gigantischen Fehler des Ostblocks und der Sowjetunion«. Darunter versteht er vor allem, daß sie »einen europäischen Einheitsmenschen als Pendant zum sowjetischen Einheitsmenschen« kreiere. […] »Jene, die in einem Raum leben, haben das Recht zu entscheiden, wie viele sie bei sich aufnehmen möchten.« Der Mob, der diese Sätze zwei Wochen nach »Rostock« zu schätzen weiß, bedankt sich mit frenetischem Beifall, den Haider mit der Formulierung weiter anheizt, Deutschland dürfe kein Einwanderungsland werden, »in dem beliebig all das abgeladen werden kann…« – der Rest geht im Gejohle unter. Er sagt tatsächlich »abgeladen«, als ob es um Giftmüll gehe und nicht um Menschen, und er wiederholt diese Metapher einige Sätze später noch einmal.

Elsässer begeistert sich heute für Ungarns Rechte, weil jene Sympathien für Putin haben. Früher jedoch war Ungarns Rechte gegen Russland und Elsässer ließ deshalb die üblichen Tiraden herabregnen:

Hat man, seit den Tagen des »Stürmer«, je eine prägnantere Zusammenfassung antisemitischer Wahnvorstellungen gelesen? […]In keinem anderen Land Europas stehen Faschismus und offener Antisemitismus so kurz vor der Übernahme der Staatsmacht wie in Ungarn. […] Offener als selbst Haider, Le Pen oder Schönhuber stellt Csurka den Antisemitismus ins Zentrum seiner Thesen. […] Im Gleichschritt werden den Nachbarn die gefährlichen Implikationen des gemeinsamen Nationenbegriffes demonstriert. Während Minderheiten, die wie die Flüchtlinge oder die Roma über keine geschlossenen Siedlungsgebiete verfügen, staatsrechtlich ignoriert und damit Pogromen schutzlos ausgeliefert werden, fordern Antall und Csurka für ihre »Landsleute« in den Nachbarstaaten die selben sezessionistischen Autonomieregelungen, wie Kinkel und Waffenschmidt für die »Rußlanddeutschen«.

Frühsexualisierung

Als Jürgen Elsässer noch die berüchtigten Urväter der Frühsexualisierung pries, war er ein 39 Jahre alter führender Antideutscher, beileibe kein junger Linker oder Mitläufer. Für ihn waren die klassische Kleinfamilie und die Unterdrückung junger Sexualität Nährboden für das verhasste Deutschtum und Militarismus. Im Jahr 1998 pries er dahingehend in seinem „Braunbuch DVU“ die Arbeit von Wilhelm Reich. Dieser beklagte die Erziehungsmaßnahmen, die „sich gegen die Sexualität des Kindes richten.“ Die Kinder würden sich später Ersatzbefriedigung suchen in Form von Nationalismus und Militanz. So bilde sich der typische „hässliche Deutsche“ heraus. Genau diese Gedanken griffen die 68er und die Grünen auf, die heute in Elsässers COMPACT-Magazin theatralisch attackiert werden. Auch Erich Fromm wird von Jürgen Elsässer begeistert zitiert:

Dabei kommt einer „nicht durch einschüchternde Verbote beschränkten Befriedigung der genitalen Sexualität“ eine entscheidende Rolle zu. Wenn der genitale Lustgewinn des Kindes unterdrückt wird, beobachtet man später ein Vorherrschen prä-genitaler Triebe, also zum Beispiel der analen Tugenden Sauberkeit, Geiz, Pünktlichkeit, Ordnungswahn etc. – ein untrügliches Zeichen für autoritäre Charaktere.

Die Sex-Spielchen mit Kindern und der Sex mit Kindern wurde in den links-grünen „Kinderläden“ durchprobiert und die Pädo-Agenda sickerte insgesamt in die Sphäre der Grünen ein. Auf diesem Fundament entstanden Texte wie jene von Daniel Cohn-Bendit, Volker Beck und Jürgen Trittin. Diese drei grünen Politiker haben in den 70er und 80er Jahren Schriften veröffentlicht oder presserechtlich verantwortet, in denen Sex zwischen Kindern und Erwachsenen verharmlost wird.

Die „Fetische“ der Deutschen müssen gebrochen werden, meinte Elsässer in seinem Buch „Vorwärts und vergessen?“ Gemeint sind:

die magischen Kultstätten der bürgerlichen Gesellschaft: Geld und Staat, Nation und Familie. Solange dieser Fetischzauber nicht gebrochen ist, ist an Revolution nicht zu denken.

Elsässer trommelt heute für Geld, Staat, Nation und Familie. Er lädt russische Polit-Figuren zu seinen „Familienkonferenzen“ ein, die verantwortlich sind für die drakonischen Gesetze gegen Homosexuelle. Solche Gesetze werden getarnt als „Schutz der Jugend vor Verrohung“, also exakt die Ausrede, die Elässer den konservativen Deutschen vorgeworfen hatte, die ihre Kinder zu neuen „hässlichen Deutschen“ großzogen.

Russland und der Ostblock sind seit 1990 eine Hochburg für die Produktion kinderpornografischen Materials. Unzählige Dateien werden auf russischen Servern gehostet. Homosexuelle russische Jugendliche befinden sich in einem juristischen Minenfeld, genauso wie Erwachsene, die mit den Jugendlichen kommunizieren wollen. Transgender-Menschen sollen eventuell keine Führerscheine mehr bekommen. Russland ist außerdem ein Mekka für den Menschenhandel mit Minderjährigen. Kriminelle Gruppen haben meist Kontakte zum Staat, der sich wiederum als Beschützer der Kinder und Moralhoheit aufspielt.

Mit dem Linksruck in der westlichen Gesellschaft nach dem Fall der Sowjetunion konnte man das „System“ nicht mehr von links überholen, sondern nur noch von rechts. Hätte Elsässer nach den 1990er Jahren glückliche Kinder in einer klassischen Kleinfamilie großgezogen, würde ich ihm seinen Wandel vielleicht noch teilweise abkaufen. Stattdessen wirkt das Thema nur wie ein Vehikel, eine Welle auf der geritten wird, um Deutschland näher an Russland heranzuführen. Die russische Führung ist dermaßen unmoralisch, dass eigentlich niemand auf die Vorstellung hereinfallen sollte, sie könnte uns Deutschen dabei helfen, den Verfall zu bremsen.

1996, als Elsässer noch auf die Rückkehr des Kommunismus hoffte, nannte er in dem Buch „Vorwärts und Vergessen“ die Familie noch die „psychische Agentur des Kapitalismus“:

„In der Hölle der Kleinfamilie können die Heranwachsenden keine Ich-Stärke ausbilden. Deswegen ist Politik zur Bewahrung der patriarchalen Familie immer konterrevolutionär.“

„Aber warum die heterosexuelle Kleinfamilie? Warum keine Kommune? Kein lesbisches oder homosexuelles Paar? Sind Alleinerziehende schlechter? Jedenfalls: Das Dreieck Vater-Mutter-Kind(er) produziert in jeder Gesellschaftsformation Autoritätshörigkeit.“

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