Die amerikanischen Funktionäre wussten in den 1970er Jahren genau, dass in Sowjetrussland der militärisch-industrielle Komplex wegbrechen würde ohne Pipelines und Gasverkäufe an Deutschland und weitere europäische Länder. Man hätte Russland einen unglaublich schweren Schlag verpasst, wenn US-Firmen sich in Deutschland eingefunden hätte, um dortiges Gas per Fracking zu fördern. Stattdessen half man den Russen bei den Pipelines.

Das vorgeschlagene Projekt für eine neue Pipeline, das etwa 1986 abgeschlossen werden sollte, war für die Sowjets lebenswichtig. Die zunehmenden Gasexporte waren Moskaus einzige größere alternative Quelle für harte Währung. Ohne die aus dem Pipeline-Deal erwarteten Profite hätte Moskau die Importe westlicher Maschinen und anderer Güter stark reduzieren müssen.

Die westliche Technik, die die UdSSR mit harter Währung einkaufen musste, beinhaltete zahlreiche „Dual Use“-Produkte, die notwendig waren für die Herstellung von Rüstungsgütern. Hätte man nichts mit den Kommunisten gehandelt, wäre deren militärisch-industrieller Komplex kollabiert und der NATO wäre der Hauptfeind und die Existenzberechtigung weggebrochen.

Die neue Erdgaspipeline von Sibirien nach Westeuropa war das größte jemals ausgehandelte Ost-West-Handelsprojekt. Es ging um den Bau einer Fernleitung vom Gasfeld Jamburg in Westsibirien nach Westdeutschland über eine Entfernung von rund 5.000 Kilometern. Dafür schienen die Sowjets rund 16 Milliarden an westlicher Finanzierung bekommen zu haben. Das Gaspipeline-Projekt würde für die Sowjets eine finanzielle Goldgrube darstellen. Es war eine Rundumversorgung, mitten im Kalten Krieg: Der Westen stellte Präzisions-Material, Ausrüstung, die Finanzierung und die Kundschaft. Die Aussichten für sowjetische Einnahmen aus anderen Exporten als Öl und Gas waren düster.