Kommentar

Die BILD bringt einen interessanten Bericht; eine Art Auszug aus einem neuen Enthüllungsbuch von Daniel Lange namens „RT Deutsch INSIDE“ das ab Mittwoch bei Amazon erhältlich ist.

Lange hätte von seinen RT-Vorgesetzten den Auftrag erhalten, zusammen mit einem Kollegen die Charité zu überwachen, dort einzudringen und ihre Beobachtungen in einer geheimen „Telegram“-Gruppe zu teilen. In der Charité lag der russische Dissident Nawalny nach einem wahrscheinlichen Anschlag mit einem militärischen Nervengift.

RT ist höchst unerfreut, weist den Vorwurf der Spionage von sich und will die BILD verklagen. Es steht viel auf dem Spiel, nämlich die Sendelizenz für den geplanten TV-Sender bis Ende diesen Jahres. Generell geraten russische Medien im Westen zunehmend unter Druck. Umgekehrt ist die Situation noch viel schlimmer.

Zunehmend fühlt sich wohl eher RT ausspioniert. Der SPIEGEL plauderte kürzlich über vermeintliche Interna bei RT, wo es einen Mega-Rüffel aus Moskau gegeben hätte, weil man vergessen hatte, ein wichtiges Statement von Putin zu zitieren. Historisch infiltrierten der KGB und weitere Ostblock-Dienste westdeutsche Medien und umgekehrt versuchten westliche Dienste, diese Netzwerke zu penetrieren. Selbstverständlich benutzen westliche Dienste auch regelmäßig Journalismus als Tarnung.

Lange sollte angeblich alle möglichen Infos und Fotos beschaffen über Nawalny in der Charité; dann kam die Vermutung auf, der Dissident werde vielleicht im nahe gelegenen Bundeswehrkrankenhaus behandelt. RT-DE-Vizechefin Jekaterina Mavrenkova soll angeblich Lange angewiesen haben, „vorsichtig Fotos der Militärpräsenz“ zu schießen obwohl das Fotografieren streng verboten war. Dann

Laut Daniel Lange hätten er und ein Kollege herumprobiert sollen, in die Charité hinein und möglichst nahe an Nawalny zu gelangen. Die Idee sei herumgereicht worden, die Journalisten als Patienten zu tarnen.

RT kann natürlich darauf beharren, einfach nur aggressiven Journalismus versucht zu haben. Wie will jemand beweisen, dass die Redaktion die beschafften Infos über Sicherheitsvorkehrungen geteilt hat mit den russischen Geheimdiensten, die wiederum damit Optionen entwarfen, Nawalny endgültig umzulegen oder zumindest dessen Darstellungen über die Vergiftung zu diskreditieren?

RT meinte, ein Ausspionieren von Nawalny sei völlig unnötig gewesen, weil die BILD selbst einige Fotos und Infos zu den Vorgängen veröffentlicht hatte:

„Uns der Überwachung zu beschuldigen – und gleichzeitig Fotos aller Bewegungen von Nawalny, seiner Autokolonne, seinen Sicherheitsmännern und der Krankenstation zu veröffentlichen […] Ja, wenn die russischen Spezialdienste zusätzliche Informationen benötigten, hätten sie einfach eine Subskription für BILDplus gekauft“, betonte Toktosunowa.

So einfach ist das aber nicht. Die Springerpresse pflegt gute Beziehungen zu den Behörden und dementsprechend muss man damit rechnen, dass die BILD-Berichterstattung zu dem Nawalny-Vorfall nicht vollständig und akkurat gewesen ist. Hätte Toktosunowa erklärt, dass Russland eher seinen Geheimdienst SVR einsetzen würde zur Spionage statt zwei deutsche Journalisten, wäre sie ihren Job los. Die Charité ist seit ewigen Zeiten ein naheliegendes Ziel für die russische Spionage, genauso wie die Berliner Sicherheitsbehörden und die Politik. Der SVR hat mit Sicherheit alle seine Quellen abgeklappert zu dem Vorfall.

RT braucht deutsche Reporter und Gesichter, um nicht wie ein Instrument Moskaus auszusehen und nun ist wohl in der Redaktion die Paranoia ausgebrochen. Wem kann man noch trauen, Interna nicht zu leaken an den SPIEGEL oder die BILD?

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