Kommentar

Attila Hildmann ist, wie so viele Personen vor ihm, hereingefallen auf die gewöhnlichen Verschwörungsmedien, statt selber zu forschen über das angloamerikanische Empire. Seine Statements klangen so, als hätte er das Märchen geglaubt, jüdische Kleinstfamilien hätten die Macht über das britische Empire und dann noch über das amerikanische übernommen. Dieses Märchen basiert auf einer Kampagne britischer Geheimdienste, die weit in die 1800er Jahre zurückreicht, und sich nicht nur in rechten Kreisen verfing, sondern auch bei einflussreichen Frühsozialisten, in Russland und in der muslimischen Welt. Der KGB verbreitete die Fake-„Protokolle von Zion“ gezielt bei den Muslimen. Britannien und die USA konnten mit dem Blödsinn gegenüber den Nazis den Eindruck erwecken, dass ranghohe angloamerikanische Kreise aus dem rechten Spektrum mit dem Naziregime sympathisieren würden.

Im Kalten Krieg war in den USA die „John Birch Society“ (JBS) das Zentrum der Verschwörungsmedien, wo man sich scheinbar distanzierte von den Protokollen, aber dennoch die Falschdarstellungen zu Clans wie den Rotschilds aus älterer Verschwörungsliteratur übernahm. Die amerikanische JBS-Linie wurde in den 1980er und 1990er Jahren praktisch unverändert übernommen von deutschen Autoren und waren die Grundlage für die späteren Verschwörungsmedien der Internet-Ära.

Wir wissen nicht, welche Werke genau das Fundament bildeten für Attila Hildman, aber seine öffentlichen Äußerungen rochen nach den Standard-Narrativen. Die COVID-Krise interpretierte er demensprechend als das Werk der Weltverschwörung. Seine Formulierungen waren so krass, dass unzählige Anzeigen gegen ihn folgten. Die Presse vermutet, er sei in die Türkei abgetaucht. Sein Unternehmen soll schweren Schaden davongetragen haben.

Weil ich die Wahrheit sprach, nahmen mir die Juden meine Wirtschaftlichkeit und zerstörten mein Unternehmen (…),

schreibt der Koch auf seinem öffentlichen Telegram-Kanal. Man sieht, wie fatal der gewöhnliche Verschwörungsaktivismus ist. Hildmann sabotierte nicht nur sich selber, sondern seine immer krasseren Statements ziehen all jene mit herunter, die sich bisher mit ihm solidarisierten.

Im rechten Spektrum ist es häufig so, dass Personen auf die Narrative hereinfallen, diese abseits der Öffentlichkeit äußern und dabei heimlich von einem Informanten aufgezeichnet werden. Nachrichtendienste setzen auch gezielt Provokateure ein, die mit den Narrativen Stimmungen erzeugen möchten, um Personen entweder Zustimmung zu entlocken oder eine Tolerierung der Narrative.

Mit seinen neuesten Statements hat sich Hildmann nun auch in der Verschwörungs-Szene verbrannt. Wer will/kann sich jetzt noch öffentlich mit ihm solidarisieren?

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