Kommentar

Die Ausschreitungen am Kapitol waren nur die Spitze eines Eisbergs. Vier Tote und die Beschädigungen an symbolträchtigen Gegenständen der US-Regierung sind für sich genommen kein Weltuntergang. Aber das viel größere Problem der Spaltung des Landes und der wachsenden Radikalisierungen auf beiden Seiten ist die Ausgangslage für weitere, deutlich größere Krisen wie etwa ein neuer Oklahoma-City-Anschlag. Wenn bereits der „Kapitol-Sturm“ weitreichende Folgen hat, wie sieht es dann erst aus bei ausgewachsenem Terrorismus?

Trump hat eine (für amerikanische Verhältnisse) normale Wahl verloren und die Democrats haben nun Mehrheiten im Senat und Kongress. Irgendwann schlägt das Pendel wieder nach rechts, aber momentan zirkuliert im rechten Lager eine Weltuntergangsstimmung, die noch weiter angeheizt wird durch die Hysterie der Democrats und die Zensur auf Social Media. Aus der Sichtweise der Trump-Supporter können die Democrats Wahlergebnisse manipulieren und die Social Media-Giganten anweisen, alles zu löschen was stärker rechtskonservativ ist. Wie sollen Konservative künftig Wahlen gewinnen? Und so kramt man im extremeren rechten Lager die verstaubten „Turner Diaries“-Roman hervor, und will den Plan in der Realität umsetzen: Anschläge begehen, die Lage im Land hochschaukeln bis zum Bürgerkrieg und diesen Krieg dann gewinnen.

Die rechte Szene ist traditionell durchsetzt mit Spitzeln und Agenten der Behörden. Und dabei kommt es auf Details an. Falls ein Beamter die ein oder andere Spur bei Ermittlungen bewusst ignoriert oder deren Weg durch den Behördenapparat bewusst verzögert, kann es zu einem Anschlag kommen und die Democrats hätten dadurch einen gewaltigen politischen Vorteil. Behörden können auch einfach etwas übersehen. In jedem Fall würde das rechte Lager mit seinen Medien das Ereignis als eine linke Verschwörung titulieren, egal wie die Fakten aussehen. Und diese verheerende Dynamik kann das Internet und das Department of Homeland Security für immer verändern.

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