Ein junges argentinisches Paar wohnt in Slowenien. Sie betreibt eine Online-Kunstgalerie, er ein IT-Startup-Unternehmen.

Die Geheimdienste sagen nun, bei ihm handle es sich um Artem Viktorovich Dultsev, geboren in der russischen autonomen Republik Baschkortostan und ein Eliteoffizier des russischen Auslandsgeheimdienstes SVR.

Sie sei in Wirklichkeit Anna Valerevna Dultseva, SVR-Offizierin aus Nischni Nowgorod. Die Computer des Paares enthielten Hardware zur sicheren Kommunikation mit Führungsoffizieren in Moskau und in einem Geheimfach in ihrem Kühlschrank bewahrten sie Hunderttausende Euro auf.

Man kann davon ausgehen, dass Moskau auch in anderen Fällen mit den gleichen Verfahrensweisen arbeitet. Cash im Kühlschrank statt in einem externen Geheimversteck ist sehr riskant. Eine simple Durchsuchung kann Jahre an Geheimdienstarbeit zunichte machen und wertvolle Agenten verbrennen. Kommunikation mit Führungsoffizieren von Zuhause aus klingt ebenso abstrus. Selbst dann, wenn ein PC oder Laptop mit spezieller russischer Hardware ergänzt wurde, ist es höchst riskant, so zu kommunizieren. Die tatsächlichen Fähigkeiten der amerikanischen NSA sind auch in der Post-Snowden-Ära geheim. Simple Programmierfehler bedeuten das Auffliegen ganzer Agenten-Netze. Außerdem können sich verhaftete Agenten schlecht herausreden, wenn sie Zusatz-Hardware besitzen, die nur auf Russland zurückgeht. Im Kalten Krieg war es noch üblich, außerhalb der eigenen Behausung mit Führungsoffizieren zu kommunizieren; vor allem indirekt über Mittelsmänner und tote Briefkästen. Langsam, aber sicherer.

Das Pärchen soll nach Italien, Kroatien und quer durch Europa gereist sein, um Quellen zu bezahlen und Befehle aus Moskau zu übermitteln. Selbstverständlich hinterlassen solche Reisen wiederum Spuren, die einem westlichen Algorithmus auffallen können. Selbst im Kalten Krieg konnten die Aufenthaltsorte von suspekten Personen abgeglichen werden. Sah man ein Muster, war praktisch klar, um was es sich handelte. In den letzten rund 15 Jahren hatte die russische Spionage immer größere Probleme durch die immer tiefere, allgemeine Überwachung.

Die beiden mutmaßlichen Russen hatten sogar ihre beiden kleinen Kinder rekrutiert, sagen slowenische Beamte. Auch dies kennt man von vergangenen Schläfer-Agenten:

Kurz nach der Verhaftung türmten zwei weitere mutmaßliche illegale Russenspione mit griechischen und brasilianischen Pässen.

Im Fall „Operation Ghost Stories“ sagte das FBI, russische Illegale hätten Jahre damit verbracht, sich in den USA ein scheinbar normales Leben aufzubauen: Sie heirateten, kauften Häuser, gründeten Familien und integrierten sich in die amerikanische Gesellschaft.

Nach der Invasion in der Ukraine wurden rund 700 mutmaßlich unter diplomatischem Schutz operierende russische Geheimdienstmitarbeiter weltweit ausgewiesen.

Am 24. Februar 2022, dem Tag der Invasion der Ukraine, war das Paar in Argentinien und beantragte die Expressbearbeitung eines neuen oder sauberen Reisepasses, bevor es sofort über Frankfurt nach Slowenien zurückkehrte. Ein paar Monate später erhielt der slowenische Geheimdienst SOVA einen Tipp von einem verbündeten Geheimdienst.

Man erkannte, dass sie sich mit Quellen in europäischen Ländern trafen. Die Unternehmen waren nur Tarnfirmen, die durch Bargeld finanziert wurden. In Argentinien besuchte die Polizei die Stadt, die einer des Pärchens in seinem Passantrag angegeben hatte, und stellte fest, dass er dort nie gelebt hatte.

Am 5. Dezember 2022 trafen maskierte Polizisten in taktischer Ausrüstung nach Mitternacht ein, sprangen über den Zaun der Familie und positionierten sich vor den Fenstern. Ihre beiden Kinder wurden in die Obhut des Staates gegeben.

Kurz nach der Verhaftung nahm Russland Kontakt auf und bestätigte, dass das Paar für den SVR arbeitete. Es wurde verhandelt über einen Agententausch bzw. Gefangenentausch. Die beiden sind für Russland einfach zu wertvoll.

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