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So migrierten Millionen Deutsche ins Ausland (oder wieder zurück)

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Migration ist immer ein entscheidendes Thema für Deutschland gewesen.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) führte in einigen deutschen Gebieten zu starken Zerstörungen und einem erheblichen Bevölkerungsrückgang. Die jeweiligen Landesherren warben daher Personen aus anderen Regionen an, die sich in den kriegszerstörten Gebieten niederlassen sollten. Auch Glaubensflüchtlinge aus anderen Teilen Europas zog es ins frühneuzeitliche Deutschland.

Später dominierte bis in die 1830er Jahre die kontinentale Abwanderung nach Ost- und Südosteuropa. Die Menschen erhofften sich dabei mehr Platz und Chancen für die Landwirtschaft.

Bis zum späten 19. Jahrhundert war es dann die transatlantische Abwanderung, vornehmlich in die USA. Zwischen 1816 und 1914 zogen rund 5,5 Millionen deutsche Abwanderer in die Vereinigten Staaten. Dieser Verlust war nicht auszugleichen. Der Erste Weltkrieg führte dann zur nächsten demografischen Katastrophe.

In den USA stellte die in Deutschland geborene Bevölkerung 1820-1860 mit rund 30 Prozent nach den Iren die zweitstärkste, 1861-1890 sogar die stärkste Einwanderergruppe.

Die Bundesrepublik schloss 1955 mit Italien und 1960 mit Griechenland und Spanien erste Vereinbarungen zur Anwerbung von Arbeitskräften ab. Es folgten entsprechende Abkommen mit der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968).

Die Anwerbung der sogenannten „Gastarbeiter“ wurde 1973 beendet. Vom Ende der 1950er Jahre bis zum „Anwerbestopp“ 1973 kamen rund 14 Millionen ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland, von denen etwa 11 Millionen nur temporär im Land verblieben und wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehrten. Die anderen blieben und zogen ihre Familien nach.

In der DDR gab es einen Arbeitskräftemangel, der vor allem auf die massive Abwanderung in den Westen zurückzuführen war: Von 1949 bis zum Mauerbau 1961 waren mindestens 2,7 Millionen gegangen, während der Umfang der Bewegung aus Westdeutschland in die DDR nur bei rund 500.000 in diesem Zeitraum lag. Die durch die Abwanderung vor allem junger und gut qualifizierter Menschen entstandene Lücke sollte teilweise durch ausländische Arbeitskräfte geschlossen werden.

1968 trafen die ersten der sogenannten Vertragsarbeiter aus Ungarn ein. Es folgten Arbeitskräfte aus Algerien, Angola, Polen, Mosambik und Kuba. Die größte Gruppe stammte aus Vietnam. Sie durften nur für eine befristete Zeit in der DDR bleiben. Da private Kontakte zu Einheimischen unerwünscht waren, lebten sie isoliert in Wohnheimen. Nähere Kontakte zu DDR-Bürgern waren genehmigungs- und berichtspflichtig.

Zur Wende hielten sich noch rund 94.000 Vertragsarbeiter in der DDR auf.

Nach dem Ende von Flucht und Vertreibung in der Folge des Zweiten Weltkriegs lebten 1950 nach Behördenangaben noch rund vier Millionen Deutsche in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa. Ihnen sicherte das Bundesvertriebenengesetz von 1953 die Aufnahme als deutsche Staatsangehörige zu.

In anderthalb Jahrzehnten kamen mehr als drei Millionen Aussiedler in die Bundesrepublik Deutschland. Insgesamt wanderten damit im Zeitraum 1950-2016 rund 4,5 Millionen (Spät-)Aussiedler zu.

AlexBenesch
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