Kommentar

Deutsche Behörden wollen aufgeklärt haben, wer die Nordstream-Pipelines gesprengt hat. Grundlegende Details werden berichtet von der ZEIT, der ARD und dem SWR. Es stellt sich sofort die Frage, warum die russischen Geheimdienste bisher überhaupt nichts Handfestes vorlegen können.

Anders als die Reporter-Legende Seymour Hersh behauptet hatte, handelte es sich nicht um eine High-Tech-Operation, die auf die höchsten Ebenen der USA zurückgeht. Keine Sonar-Bojen, keine Spezialflugzeuge, keine Spezialschiffe und keine Spezialeinheiten.

Eine gewöhnliche Jacht sei von einer Firma mit ukrainischen Besitzern angemietet worden, heißt es nun. Sechs Personen seien an die seichte Stelle gefahren und hätten dort den Sprengstoff platziert. Die Pipeline ist nur ein Stahlrohr mit ein paar Zentimetern Beton-Ummantelung.

Das Team sei in Rostock in See gestochen und habe gefälschte Pässe verwendet. Hinterher seien die Personen abgetaucht. Die zurückgegebene Jacht weise Spuren von Sprengstoff auf. So soll ein „westlicher Geheimdienst“ bereits im Herbst, also kurz nach der Zerstörung, einen Hinweis an europäische Partnerdienste übermittelt haben, wonach ein ukrainisches Kommando für die Zerstörung verantwortlich sei. Auch dieses Detail ist neu. Die Politik gab sich ahnungslos.

Dann kam der Bericht von Seymour Hersh und wirbelte viel Staub auf. Ihm sei gelungen, was der russische Geheimdienst nicht vermochte. Ein super-komplizierter Plan mit Flugzeugen, Booten, Spezialeinheiten und weiteren eingeweihten Ländern. Es ergaben sich bald Löcher in Hershs Story und weder er noch die Russen konnten sie wirklich untermauern mit Fakten.

Nun also das alternative Szenario in der Presse. Den USA passt es in den Kram, weil sie damit selber aus der Schussbahn sind. Eine Verbindung des Attentats mit Kiew sei nicht möglich, also wäre Kiew auch aus der Schussbahn. Russland wirkt schwach, weil es nicht selbst Beweise vorlegen und überhaupt die eigene Pipeline an der seichtesten Stelle bewachen konnte.

Die Attentäter sind laut Presse verschollen. Vielleicht werden sie nie auftauchen. Vielleicht handelt sich nur um eine falsche Fährte. Vielleicht wird einer geschnappt und legt ein Geständnis ab.

Was sich festhalten lässt: Die Amerikaner sind zu clever, um sich von einem gealterten Seymour Hersh die Tour vermasseln zu lassen. Es hat nichts gebracht, sich auf seinen Bericht zu stürzen und den Fall für geklärt zu betrachten. Die Russen machen keine Mega-Enthüllungen über die Amerikaner. Egal zu welchem Thema.

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